Wie auch die ARD-Sendung Monitor weist Exif darauf hin, dass die Aussage in Zweifel steht, dass es sich bei einem Teilnehmer eines Treffens der Gruppen «Combat 18» und «Brigade 8» im März 2019 im sächsischen Mücka um Stephan Ernst handelt. Ein zweites Gutachten widerspricht den Ergebnissen eines ersten Gutachtens, welches es als „praktisch erwiesen“ ansieht, dass der mittlerweile Geständige Ernst auf den Fotos zu sehen ist. Der Sachverständige des ersten Gutachtens bleibt jedoch bei seiner Beurteilung.
Exif war bei der Fotorecherche auf das Bild gestoßen. Es zeigt eine Person, die signifikante Ähnlichkeit mit Stephan Ernst hat und offensichtlich als Begleiter von Stanley Röske, einer Führungsperson von «Combat 18» Deutschland, auf dem Treffen in Mücka erschien. Da sich Ernst und Röske aus einer langen gemeinsamen Zeit in der Kasseler Neonaziszene unzweifelhaft kennen, galt es zu prüfen, ob es sich bei der Person um Ernst handelt. Exif hatte Monitor auf die Ähnlichkeit hingewiesen. Die Monitor-Redaktion hat das Foto daraufhin von einem anerkannten Sachverständigen überprüfen lassen, der in einem biometrischen Identitätsgutachten es als „praktisch erwiesen“ ansah, dass es sich auf den Fotos um Ernst handelte. Für Exif gab es keinen Grund an der Seriosität des Gutachtens und seines Verfassers zu zweifeln, der als Sachverständiger auch für Gerichte und Sicherheitsbehörden tätig ist.
Der Neonazi Karsten Hitzel aus dem hessischen Lautertal, der seit etlichen Jahren zum Kreis um Stanley Röske zählt, soll mittlerweile an Eides statt versichert haben, die Person auf dem Foto zu sein. Ein zweiter Gutachter hält es für „wahrscheinlich“, dass es sich bei der Person auf den Fotos um Hitzel handelt und die „Nichtidentität“ der abgebildeten Person mit Stephan Ernst für „höchstwahrscheinlich“. Der Sachverständige des ersten Gutachtens hält weiterhin an seiner Beurteilung fest. Welchen Gruppen und Netzwerken Stephan Ernst seit 2009 angehörte, wird Gegenstand weiterer Recherchen sein. Laut Generalbundesanwalt werden weiterhin Verbindungen von Stephan Ernst ins Netzwerk von «Combat 18» ermittelt.
Thorsten Heise, der im internationalen «Combat 18»-Netzwerk eine Art Spirtus Rector ist, verbreitete bereits am Samstag, dass es eine eidesstattliche Versicherung von Karsten Hitzel gebe. Dies verkündete er gegenüber Pressevertreter*innen in Ostritz, wo ein Konzert mit 700 Neonazis stattfand. Es war Heise ein offensichtliches Anliegen, den Verdacht von «Combat 18» wegzulenken. Doch die Gruppe «Combat 18»-Deutschland, der (Nicht-)Umgang der Behörden mit dieser Gruppe sowie Heises Rolle darin, muss weiterhin Thema sein.