Am Osterwochenende veranstaltete die italienische Neonazi-Organisation «Veneto Fronte Skinheads» (VFS) über zwei Tage ein RechtsRock-Konzert in Norditalien unter dem Motto „Defend Europe“.
Zum Auftakt des Wochenendes versammelten sich am Freitagabend bereits etwa 600 Neonazis in der kleinen Gemeinde Sanguinetto in der Provinz Verona. Band-Mitglieder der am Folgetag angekündigten Acts, boten den europaweit angereisten Neonazis dort eine Akustik-Show samt DJ-Set.
Am Samstag begann das Hauptkonzert bereits um 14 Uhr. Über 2.000 Neonazis feierten Adolf Hitlers 130. Geburtstag, ungestört von Polizei und Behörden, in einem öffentlichen Gebäude mitten im Zentrum der Kleinstadt Cerea. Auf der Bühne standen namenhafte RechtsRock-Bands aus Australien, Schweden, Spanien, Italien, Polen und England. Auch die deutsche Band «Sleipnir» trat auf. Dementsprechend international war auch das Publikum. Nachweislich folgten der Einladung Neonazis aus Österreich, Frankreich, Tschechien, der Slowakei, Kroatien, Ungarn, Irland, Polen, der Schweiz, Spanien, Griechenland, Bulgarien, England und sogar aus Brasilien. Die wohl größte Gruppe aus dem Ausland stellten mehrere hundert Neonazis aus Deutschland. Allein über 30 Autos mit deutschen Kennzeichen konnten vor Ort gezählt werden. Weitere Neonazis traten die Reise mit dem Flugzeug an.
Neben den «Veneto Fronte Skinheads» als Hauptorganisatoren, waren dutzend andere Neonazi-Gruppierungen anwesend. Darunter «Blood & Honour» (B&H), «Combat 18», wie auch unterschiedliche Ableger der «Hammerskins». Schon seit etlichen Jahren reisen u.a. sächsische Neonazis aus dem 2000 in Deutschland verbotenen Netzwerk von B&H, zu den Events der VFS.
Am vergangenen Wochenende konnte u.a. der Dresdner Neonazi Sebastian Reiche als Besucher ausgemacht werden, wie auch der Chemnitzer Yves Rahmel. Während Reiche als exponierte Person für B&H im Dresdner Land aktiv war und später dem Umfeld der militanten Kameradschaft «Skinheads Sächsische Schweiz» angehörte, galt Rahmel als Führungsfigur von B&H in Chemnitz. Als Drahtzieher des Labels «PC Records» unterhält er bis heute beste Kontakte zu Neonazis in der ganzen Welt. Dass er auf dem Konzert in Italien einen Verkaufsstand betrieb liegt nah. Zumal auch Steve Geburtig vor Ort war, der offiziell für das Label verantwortlich ist. Zum «Defend Europe»-Konzert in Norditalien brachte Rahmel ein Kind mit – vermutlich seine kleine Tochter.
Auch andere Neonazis besuchten mit ihren Kindern die Veranstaltung, auf der unentwegt Hitlergrüße gezeigt und etwa T-Shirts getragen wurden, auf denen das Konterfei Adolf Hitlers oder das Hakenkreuz zu sehen waren. Die Tochter eines angereisten deutschen Neonazis trug darüber hinaus selbst ein T-Shirt mit der Aufschrift „Blood & Honour“.
Auch eine Gruppe Neonazis aus Österreich präsentierte sich in T-Shirts mit der Aufschrift «Blood & Honour Central Europe Division». Sie brachten Kisten gefüllt mit T-Shirts mit, die u.a. für 25 Euro für den Weiterverkauf gedacht waren. In der Gruppe befand sich auch Sandra Grischenig aus Hohenems, die dem B&H-Ableger in Vorarlberg zugerechnet wird. Bereits beim «ISD Memorial» 2015 trugen Personen aus Grischenigs Allgäuer Freundeskreis T-Shirts mit dem Namen des B&H-Ablegers «Central Europe Division» – offensichtlich eine Codierung für das Netzwerk in Deutschland und Österreich.
Zu Gast war am Osterwochenende in Italien auch der bekannte österreichische Neonazi Kai-Rolf Müller, alias „Rocker Rolf“. Als im März 2019 32 Wohnungen und Geschäfte in Österreich durchsucht wurden, war auch Müller von den Maßnahmen betroffen. Aktuell laufen gegen ihn und weitere 89 Neonazis Ermittlungen wegen NS-Wiederbetätigung. Etwaige Maßnahmen stehen den Neonazis von «Blood & Honour Hexagone» aus Frankreich eventuell noch bevor. Erst jüngst kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an, gegen die Gruppe die am Samstag ebenfalls vor Ort vertreten war, vorzugehen und ein Verbot anzustreben.
Auch die deutsche Band «Sleipnir» ließ es sich nicht nehmen, sich im Ausland zu dem in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerk zu bekennen. So trugen die mitgereisten Crew-Mitglieder der Band T-Shirts mit dem Aufdruck „Blood & Honour Deutschland“.
Das «Easterfest» der VFS ist eines von etlichen Großevents der Szene in Itailen. So zieht auch das mehrtägige RechtsRock-Festival «Ritorno a Camelot» jährlich mehrere tausend Neonazis aus ganz Europa an. Für Neonazis aus Deutschland bedeuten diese Events vor allem ein uneingeschränktes und straffreies Ausleben ihrer NS-Ideologie. Für Organisationen wie «Blood & Honour» sind es Orte des Austausches und der Vernetzung. Dass das Netzwerk von B&H in Österreich und Deutschland in keiner Form inaktiv ist, machen die vorliegenden Bilder erneut deutlich.
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