Im Jahr 2012 gründete sich die Neonaziorganisation «Combat 18» („Kampfgruppe Adolf Hitler“) Deutschland. «Combat 18» (C18) Deutschland ist die „autorisierte“ deutsche Division eines internationalen Netzwerks von C18-Gruppen, die sich als eine weltweite Bruderschaft verstehen und organisatorisch und sozial eng verbunden sind. Regionale Schwerpunkte in Deutschland bilden der Raum Dortmund, Ostholstein, Thüringen und Nordhessen. Von ca. 50 Personen lässt sich eine Mitgliedschaft in «Combat 18» Deutschland belegen. Dutzende weitere Neonazis tauchen regelmäßig in Personenzusammenhängen von «Combat 18» Deutschland auf und/oder beziehen sich auf die Organisation, doch bei ihnen fehlen Nachweise für eine Mitgliedschaft.
«Combat 18» Deutschland hat eine feste Organisationsstruktur. Ein Richtlinien-Papier, das im Stil einer Vereinssatzung gehalten wird, legt diverse „Bruderpflichten“, monatliche Treffen und Beitrittszahlungen, Aufnahme- und Ausschlusskriterien und sogar eine Kleiderordnung fest. Die Gründung von «Combat 18» auf internationaler Ebene im Jahr 2012 geschah unter dem Motto „Reunion 28“ – Wiedervereinigung. Mittlerweile gibt es in ca. 25 Staaten Divisionen. Tatsächlich ist «Combat 18» Deutschland die Weiterführung einer Struktur, die seit den 1990er Jahren existiert. Diese Struktur erlebte Flauten und Hoch-Zeiten, Umbrüche und personelle Fluktuation, wie es in vielen politischen Zusammenhängen passiert. Die „Reunion“ im Jahr 2012 ist je nach Sichtweise eine Reorganisierung, Wiederbelebung, Neustrukturierung und Neugründung.
«Combat 18» Deutschland versteht sich als das „originale“ «Combat 18» und hat das Selbstverständnis, der harte Kern und der bewaffnete Arm von «Blood & Honour» (B&H) zu sein – einer Organisation, die in Deutschland im 2000 verboten wurde. Die Gruppen des «Combat 18»-Netzwerkes nennen sich „B&H/C18“ und nutzen die Grußformeln „C18/28“ und „318/28“. 318 steht für C18, die 28 für BH, «Blood & Honour». Die Selbstsicherheit, mit der «Combat 18» Deutschland auftritt, ist nicht nur mit Naivität und den typisch neonazistischen Allmachtsphantasien zu erklären. Einzelne Führungspersonen sind erfahrene Leute, die die Grundregeln konspirativen Handelns durchaus kennen. Und doch agieren sie so, als ob ihnen nichts passieren könne. Warum?
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat in seinen Statements der vergangenen Monate diese Struktur konsequent verharmlost – mit dem offensichtlichen Interesse, eine Zerschlagung von «Combat 18» Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt zu verhindern. Nicht nur das deutet darauf hin, dass «Combat 18» Deutschland bis in die höchste Ebene mit Spitzeln der Geheimdienste und/oder Polizeibehörden durchsetzt ist. Nach jahrelanger Beobachtung dieser Gruppe drängt sich der Verdacht auf, dass dieses neue alte «Combat 18» Deutschland ein „Honeypot“ ist, den Geheimdienste und/oder Polizei installiert haben, um Militante anzulocken, deren internationale Vernetzung auszuspähen und deren Aktivitäten in gewünschte Bahnen zu lenken. Das Vorgehen der Behörden zeigt in erschreckender Weise, das diese in den letzten Jahren offensichtlich nichts gelernt haben – nicht aus der Geschichte des RechtsRock und seiner radikalisierenden Wirkung, nicht aus dem rechtsterroristischen Netzwerk «Nationalsozialistischen Untergrund» (NSU), nicht aus dem V-Leute-Unwesen, das militanten rechten Gruppen in der Vergangenheit oft mehr nutzte als schadete.
Kristallisationsfigur und Spiritus Rector von «Combat 18» in Deutschland ist Thorsten Heise aus Thüringen. Es ist offensichtlich, dass seine Strukturen seit Jahren von Polizei und Geheimdiensten vor Verfolgung geschützt werden. Die einzig schlüssigen Erklärungen hierfür sind, dass um Heise ein engmaschiges Netz von V-Leuten ausgelegt ist und die Behörden glauben, darüber seine Aktivitäten zu überwachen und steuern zu können – oder dass Heise selbst ein Spitzel in staatlichen Diensten ist.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz schreibt in seinem „BfV-Newsletter“ (Nr. 4/2017) im Herbst 2017 unter anderem, dass „etwaige Radikalisierungstendenzen“ bei «Combat 18» Deutschland „nicht notwendigerweise die Gesamtorganisation betreffen müssen“ und das die Möglichkeit bestünde, „dass sich Einzelpersonen durch die Ideologie von C18 soweit indoktrinieren lassen, dass sie mit schweren rechtsextremistischen Gewalttaten in Erscheinung treten.“ Das BfV liefert hiermit Textbausteine für die unvermeidlichen Erklärungen, die kommen werden, wenn doch jemand von «Combat 18» seine Vision von rechtem Terror in die Tat umsetzt: bedauerlicher Einzelfall, Einzeltäter, keine Organisation und kein rechter Terror erkennbar.
In dem BfV-Newsletter 4/2017 heißt es auch, dass C18-Strukturen in Deutschland „keinen Bestand“ hätten und dass „der szeneinterne Bezug auf C18 […] in der Regel jedoch eher der eigenen Aufwertung“ diene und „nach außen den Eindruck von Gefährlichkeit vermitteln“ solle. Unbestreitbar ist, dass viele Mitglieder von C18 sich über dieses Label in der Szene profilieren und wichtig machen. Doch das (oder: gerade das) macht sie nicht ungefährlicher. «Combat 18» transportiert über seinen Namen und seine gewaltvolle Geschichte das Image des Untergrundes und des bewaffnetes Kampfes. Das setzt die, die sich dieses Label anheften und/oder der C18-Organisation angehören unter Druck, sich selbst, ihrem internationalen Netzwerk und der Szene etwas beweisen zu müssen. Insofern sind Anschläge und andere Gewalttaten von C18-Mitgliedern und Umfeld die logische Konsequenz ihrer Identifizierung mit «Combat 18».
Die Mitglieder von «Combat 18» Deutschland sehen sich in Vorbereitung auf einen Krieg, eines bevorstehenden, unausweichlichen „Rassenkrieges“, der ihrer Meinung nach ganz Europa erfassen und die bestehenden gesellschaftlichen Ordnungen auflösen wird. Sie füllen ihre „Kriegskasse“, beschaffen sich Waffen, trainieren für den Ernstfall, führen Schießübungen durch.
Tatsächlich haben diverse Anhänger von «Combat 18» – und auch Mitglieder von «Combat 18» Deutschland – in der Vergangenheit schwere Gewalttaten begangen. Und die Gefährlichkeit der Gruppe misst sich nicht ausschließlich daran, ob deren Mitglieder nun selbst Gewalttaten oder Terroranschläge begehen. «Combat 18» liefert seit Jahren Konzepte des bewaffneten Kampfes, Bands des «Combat 18» verbreiten über ihre Liedtexte Parolen vom neonazistischen Mord und Totschlag und tragen darüber zur weiteren Radikalisierung der Szene bei. «Combat 18»-Gruppen veranstalten in hoher Taktzahl Konzerte und Treffen, die der Vernetzung dienen. Dadurch finden deutsche Neonazis beispielsweise Anschluss an schwer-militante Neonazigruppen aus dem Ausland und erhalten von diesen Know-How und Handlungsimpulse.
Ausländische Gruppen dieses Netzwerkes traten bereits durch Anschläge in Erscheinung. In Griechenland wurden im März 2018 sieben Neonazis von «Combat 18» Hellas, eine Gruppe dieses Netzwerkes, verhaftet. Sie hatten über 30 Anschläge verübt und dabei etliche Menschen verletzt. Bei Hausdurchsuchungen wurden Waffen und Sprengstoff gefunden. Gruppen aus dem Netzwerk von «Combat 18» Deutschland waren maßgeblich an der Organisation von zwei der größten Neonazikonzerte der Geschichte beteiligt: Im Oktober 2016 in der Schweiz (5.000 Teilnehmende) und im Juli 2017 in Themar in Thüringen (6.000 Teilnehmende). Sie erzielten darüber Gewinne von mehreren hunderttausend Euro, die unter anderem in den Ausbau der Szene-Infrastruktur fließen. Die Geschichte von «Combat 18» zeigt auch, dass sie ihre Gelder immer wieder für die Beschaffung von Waffen und Kampfausbildung einsetzten.
Antifaschistische Zeitschriften und Tageszeitungen haben bereits mehrfach über «Combat 18» Deutschland berichtet. 2016 das Antifaschistische Infoblatt (AIB) und die Zeitschrift Lotta. Der nachfolgende Beitrag beschreibt ausführlich und dennoch unvollständig die Entwicklung, Struktur und Aktivitäten von «Combat 18» Deutschland und international. Die Bedrohung durch ein internationales, rechtsterroristisches Netzwerk, das sich weitgehend ungehindert organisieren kann, sowie die Verstrickung und Verharmlosung seitens der Behörden machen es notwendig, das Wissen über «Combat 18» in dieser Ausführlichkeit zu veröffentlichen. Dies ist auch eine Konsequenz, die antifaschistische Recherche aus den Erkenntnissen um den NSU-Komplex ziehen muss.
«Combat 18» von 1992 bis Anfang der 2000er Jahre
• Die Anfänge von «Combat 18» in England
• «Combat 18» – Label und Terrorkonzept
• Die Entstehung von «Combat 18» Deutschland um 1995
• Der „Browning-Heise-Flügel“ von «Blood & Honour» und «Combat 18»
• Thorsten Heise und die «Versorgungslinie Nord»
• Das Verbot von «Blood & Honour» in Deutschland
«Combat 18» in den 2000er Jahren und die Vorläufer des 2012 gegründeten C18
• «Combat 18»-Gruppen in Deutschland
• Terror in Nordrhein-Westfalen und Spuren zu «Combat 18»
• Die «Oidoxie Streetfighting Crew»
• «Combat 18» in Dortmund um 2006
• Die NSU-Morde in Dortmund und Kassel 2006
• «Arische Bruderschaft», «Frontline» und die Berliner «Vandalen»
• Die «Versorgungslinie Nord» funktioniert weiter
• «Combat 18» in Schleswig-Holstein in den 2000er Jahren
Das neue alte «Combat 18» ab 2012
• Die Neustrukturierung im Jahr 2012
• Treffpunkt und Geschäftsfeld Konzert
• Der Organisationsaufbau und «Combat 18» Deutschland
• Die Sektion von Stanley Röske
• Die Sektion in Ostholstein
• Die Sektion in Dortmund / Nordrhein-Westfalen
• «Combat 18» in Thüringen
• Wer gehört zu «Combat 18» Deutschland?
• Bands von «Combat 18»
• Machtkämpfe und Intrigen
• V-Leute
• Das Übliche vom Verfassungsschutz
Das Internationale Netz von «Combat 18»
• Interaktive Karte
• «Combat 18» Schweiz – enge Bande nach Thüringen
• «Combat 18» in Österreich
• «Combat 18» in Skandinavien
• «Blood & Honour» und «Combat 18» in Frankreich
• «Combat 18» Niederlande
• «Combat 18» in Osteuropa
• Weitere Divisionen: «Combat 18» in Italien, Spanien, Griechenland und Südamerika
• «Combat 18» in den USA und in Australien
…bis wieder eine rassistische Mordserie auffliegt?
«Combat 18» von 1992 bis Anfang der 2000er Jahre
Die Anfänge von «Combat 18» in England
«Combat 18» wurde 1992 in England als Sicherheitstruppe der britischen Neonazipartei British National Party (BNP) gegründet. Vor allem durch den Zustrom neonazistischer Hooligans wuchs eine schlagkräftige Gang, die sich zunehmend der BNP entkoppelte und eigene Interessen verfolgte. Als 1993 der Führer der britischen und internationalen «Blood & Honour», Ian Stuart Donaldson, an den Folgen eines Autounfalls starb, geriet B&H in eine Führungskrise und «Combat 18» riss die Macht in B&H an sich.
Der C18-Gründer und -Anführer William Browning („The Beast“) führt seit 1994 das Unternehmen «ISD-Records» („The Voice of Blood & Honour Records“), das mit RechtsRock bereits in den 1990er Jahren Millionensummen verdiente. Browning war die treibende Kraft beim Aufbau eines internationalen B&H/C18-Unternehmengeflechts, dass Musik und Merchandise von B&H weltweit vermarktet.
William Browning ist eine Legende des «Combat 18». Er ist einer der Anführer des 2012 neu strukturierten «Combat 18» und unverzichtbar dafür, der Organisation ihre Legitimation zu geben. Wenngleich Browning mit dem RechtsRock-Geschäft wohlhabend wurde, so ordnete er stets die ökonomischen Interessen seiner Politik unter. Diese Politik war am terroristischen Konzept des „Leaderless Resistance“ (Führerlosen Widerstand) ausgerichtet. Browning stand hinter einer Reihe von C18-Veröffentlichungen, in denen es von Morddrohungen nur so wimmelte und in denen neben Listen potenzieller Anschlagsziele auch Anleitungen zum Bombenbau abgedruckt waren, kommentiert durch Sätze wie: „Now you have the technology so bomb the bastards“. Zu dieser Zeit beging C18 in England eine Serie von Brandbombenanschlägen und körperlichen Angriffen auf Gegner_innen. Auch Personen aus rechten Szenen, die den Führungsanspruch von «Combat 18» nicht anerkannten, waren Ziel von C18-Attacken. Dabei wurden unter anderem Macheten und Handfeuerwaffen eingesetzt. „Combat 18 versucht die Szene zu säubern und den Abschaum und die Parasiten, die uns runterziehen, loszuwerden.“ schrieb Browning in einer Antwort an seine rechten Gegner, die er als „Teilzeitrebellen“ verdammte. (siehe White Noise: Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour – Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene 2001: 60)
1997 verschickte Thomas Nakaba, eine Führungsperson des schwedischen B&H/C18 und enger Freund von Browning, drei als Videokassetten getarnte Bomben. Eine war an eine englische TV-Moderatorin gerichtet, die einen schwarzen Sportler geheiratet hatte, die zweite ging an eine Londoner Adresse der Antifascist Action, die dritte an einen englischen Neonazi-Musiker, der sich gegen C18 gestellt hatte. Zweifelsfrei hatte Browning diese Anschläge in Auftrag gegeben. Die Bomben erreichten ihre Ziele nicht. Die englische Polizei hatte C18 bis in die höchsten Zirkel unterwandert, erfuhr von der Aktion und fing die Pakete ab. In dem Verfahren stellte sich heraus, dass die Gelder für Waffen, die sich C18 beschafft hatte, aus den Einnahmen von ISD-Records stammten.
Schließlich wendete sich auch Paul Sargent, genannt Charlie, der zweite Anführer von «Combat 18», von Browning ab. Ein Grund waren Meinungsverschiedenheiten über die weitere politische Ausrichtung von C18. Sargent wollte C18 als eine halb-legale Organisation aufstellen, Browning plädierte weiterhin für die Durchführung terroristischer Aktivitäten. Nun eskalierte die Gewalt zwischen zwei konkurrierenden C18-Flügeln, die jeweils für sich in Anspruch nahmen, das echte C18 zu repräsentieren. 1997 brachten Sargent und ein weiterer C18-Mann einen Gefolgsmann von Browning um und erhielten dafür lebenslange Haftstrafen (siehe Nick Lowles Goldesel des White Power in White Noise: Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour – Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene 2001). Diese Geschichten sind nun 20 Jahre her, doch sie sind auch für die heutige Zeit von Bedeutung. Denn sie zeichnen ein Persönlichkeitsprofil von Browning, der seinen heutigen Ruf in der Szene darauf aufbaut, sich immer treu geblieben zu sein, nichts zu bereuen und nichts an Radikalität verloren zu haben.
William Browning (geboren 1970) lebt in England und in den Niederlanden. Er stammt aus dem Gründerkreis von «Combat 18» Anfang 1990er Jahre und ist eine Legende des «Combat 18». Er ist unverzichtbar dafür, dem 2012 neu gegründeten Netzwerk «Combat 18» seine Legitimation zu geben und spielt dort eine führende Rolle.
Dass es um ihn ab Mitte der 2000er Jahre zwischenzeitlich still wurde, liegt daran, dass die C18-Strukturen in England unter starken Repressionsdruck gerieten und es ihnen ratsam schien, für einige Jahre auf Tauchstation zu gehen. Auch eine schwere Krebserkrankung, die überwunden ist, hinderte Browning daran, große Energien in „sein“ C18 zu stecken. Browning macht es nicht wegen des Geldes, er ist Überzeugungstäter. Er ist durch das B&H-Business wohlhabend geworden und verdient gut im Londoner Rotlichtmilieu. Er betreibt mindestens ein Bordell in London, bei dem er einige alte Weggefährten von C18 als Türsteher angestellt hat. Brownings Lebensgefährtin, die Niederländerin Melanie Huter, ist ebenso eine Aktivistin aus dem B&H der 1990er Jahre. Sie nahm 2003 an Treffen der «Oidoxie Streetfighting Crew» teil und besuchte den Dortmunder C18-Aktivisten Robin Schmiemann im Gefängnis. Huter betreibt aktuell den Online-Shop «Stormwind Shirts», wo Textilien bedruckt werden. Überweisungen des Sektionsführers Stanley Röske an Huter lassen darauf schließen, dass sie die Mitgliedershirts druckt und in Rechnung stellt. Huter und Browning leben zusammen in Oostburg in den Niederlanden, nahe der belgischen Grenze. Regelmäßig reist Browning nach England, um nach „seinem“ C18 und seinen Rotlichtgeschäften zu sehen und nach Deutschland, wo vor allem Robin Schmiemann sein Ansprechpartner ist.
Wenngleich Browning im 2012 neu strukturierten «Combat 18» hofiert wird, so stehen ihm Teile der Szenen in England und Deutschland kritisch gegenüber. Gerade Neonazis aus der Skinheadszene, die ihre Kultur als einen „Way of Life“ betrachten, werfen Browning vor, durch seine terroristischen Aktivitäten und Ambitionen und durch sein gewalttätiges Vorgehen gegen Neonazis aus den eigenen Reihen beständig Streits und Spaltungen auszulösen. Gerade in England, dem Mutterland von B&H und C18, wird Browning von einem großen Teil der Szene gemieden.
«Combat 18» – Label und Terrorkonzept
B&H und C18 waren zwei Sachen in einer: „Wir waren Blood & Honour, also waren wir auch C18“ erzählt 2016 ein ehemaliger Aktivist von B&H Scandinavia der 1990er Jahre. «Blood & Honour» war das, was man selbst als «Blood & Honour» -Bewegung verstand – das Netzwerk der Musikbands, Unternehmen und Neonazis, die B&H angehörten oder nahe standen. «Combat 18» war das aktionistische Label, der militante Arm und der harte Kern, der die Politik von B&H in vielen Ländern bestimmte.
C18 schuf sich das Image des Härtesten, Radikalsten und Kompromisslosesten, was es im „Angebot“ gab. Das von C18 propagierte Konzept des „Leaderless Resistance“ skizziert einen terroristischen Untergrundkampf, bei dem kleine Zellen in Eigenregie handeln und nur durch wenige Kontaktleute miteinander verbunden sind. So wurde «Combat 18» ein internationales Label und eine Inspirationsquelle für Neonazis aus dem militanten Kern der Szene, bzw. für die, die sich darüber als militanter Kern stilisierten.
Der Norweger Erik Blücher, eine Führungsperson des skandinavischen Ablegers von B&H, veröffentlichte 1998 die Schrift „The Way Forward“ (Der Weg Vorwärts), eine Art B&H-Manifest des bewaffneten Kampfes. Es ist die Vision von einer „neuen Legion arischer Gladiatoren“, die nach Vorbild der Waffen-SS ausziehen solle, um das „multikriminelle ZOG-Inferno“ zu zerstören. ZOG, das Kürzel für „Zionist Occupied Government“ („Zionistisch besetzte Regierung“) ist das Synonym für die „jüdische Weltverschwörung“, in deren Diensten die „roten Bastarde“, aber auch die „Bürger, Politiker und Journalisten“ stünden, die „uns sabotieren“ würden. „The Way Forward“ ist der Aufruf zum Vernichtungsfeldzug gegen politische Feinde, angeleitet von einem eliminatorischen Antisemitismus. (siehe Raabe / Dornbusch Rechtsrock – Bestandsaufnahme und Gegenstrategien 2003: 77) «Combat 18» solle hierbei – so Blücher – den „bewaffneten Arm von Blood & Honour“ bilden.
Die Entstehung von «Combat 18» Deutschland um 1995
Die politische Radikalität und Loyalität seiner Mitstreitenden war C18-Führer William Browning immer wichtiger als deren Geschäftssinn. Nach diesem Prinzip wählt er seine Umfeld aus. 1995 fand er in Deutschland einen Partner, mit dem er seitdem in einer engen Männerfreundschaft verbunden ist: Thorsten Heise, damals wohnhaft in Northeim bei Göttingen, heute in Fretterode (Thüringen). Heise war zu dieser Zeit bereits eine einflussreiche Person der deutsche Neonaziszene. Er war Funktionär der «Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei» (FAP) gewesen und führte die «Kameradschaft Northeim», die bis heute besteht und auf Aufmärschen in Nah und Fern präsent ist. Als die FAP im Februar 1995 verboten wurde (das Verbot hatte sich seit 1993 abgezeichnet), hatte Heise «Blood & Honour» als neues Betätigungsfeld bereits erschlossen.
Die deutsche Division (Länderabteilung) des internationalen B&H-Netzwerkes war 1994 in Berlin gegründet worden. Heise war ein B&H-Macher der frühen Stunde und baute B&H in seinem regionalen Einflussgebiet in Südniedersachsen, Nordhessen und im westlichen Thüringen auf. 1995 veranstaltete Heise drei Konzerte in und um Northeim. Am 21. Oktober 1995 trat in Northeim die britische Band «No Remorse» auf, die als eine führende B&H-Band galt. Unter den 1.000 Teilnehmenden dieses Konzerts waren auch Browning und seine Entourage aus England. Schließlich ist Browning selbst Sänger der RechtsRock-Band «No Remorse». Das Konzert zählt zum Gründungsmythos von B&H und C18 in Deutschland. Das nächste große B&H-Konzert mit «No Remorse» fand am 2. März 1996 in Barleben bei Magdeburg statt. Damals verschwanden 20.000 DM aus der Eintrittskasse und es war danach Heise höchstpersönlich, der das Geld einzutreiben versuchte. Der später verstorbene Neonazi Daniel Großmann wurde als Mitverantwortlicher dafür ausgemacht und bei einer Autofahrt von Thorsten Heise und dem Neonazi Stefan Dedolf (der zwei Jahre später als V-Mann des niedersächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz aufflog) durch die Mangel gedreht. Diese Situation ist dadurch belegt, dass Heise das „Gespräch“ mit Großmann auf Tonband aufgezeichnet hatte und die Polizei bei einer Razzia bei Heise in Fretterode im Jahr 2007 die Kassetten fand. Darauf hört man Großmann stammeln und weinen, während Heise ihn mit den Worten einschüchterte: „Da sollten Waffen angeschafft werden, noch mehr Waffen. Warts mal ab, Mann, da hängen ganz andere Leute drin“.
Mit Teilen des deutschen B&H lag Heise indes bald über Kreuz. Die Auftritte von Heise und seinem Adjutanten Dirk Niebur aus dem niedersächsischen Dassel (der 2009 in der Szene als V-Mann enttarnt wurde) auf nationalen B&H-Treffen führten immer wieder zu Streits, unter anderem, weil Heise für sich eine Führungsrolle einforderte. Als ihm diese verwehrt blieb, baute Heise mit der Protektion von Browning ein eigenes Netzwerk innerhalb des deutschen B&H auf, das sich in Abgrenzung zur deutschen B&H-Division als «Combat 18» aufstellte. Diesem Netzwerk gehörten unter anderem an: die B&H-Sektion in Franken, Aktivisten von B&H «Nordmark», die Dortmunder RechtsRock-Band «Oidoxie» und ihr Umfeld, zudem eine Gruppe namens «Strikeforce», die als Rollkommando in szeneinternen Streitereien eingesetzt wurde, der Sicherheitsdienst «Frontline» und die «Arische Bruderschaft», die als eine Art Kadertruppe das Netzwerk dirigierte.
1998 gründete Heise einen „Großhandel für Bild- und Tonträger, Geschenkartikel, Militärbekleidung und -schuhe, Campingartikel“, den «WB-Versand» bzw. W&B-Versand (Abkürzung für Witwe Bolte Versand), über den 1999 erstmals eine CD veröffentlicht wurde. Im Jahr 2000 zog Heise nach Fretterode im Eichsfeld-Kreis in Thüringen. Dort hatte er ein großes Anwesen gekauft, das nun zu seiner Zentrale wurde.
Thorsten Heise (geboren 1969) aus Fretterode in Thüringen hat keine bekannte „offizielle“ Funktion im neuen, alten C18. Er braucht so etwas nicht. Er ist seit Mitte der 1990er Jahre die Kristallisationsfigur und der Spiritus Rector des deutschen C18. Die Neuaufstellung von «Combat 18» Deutschland im Jahr 2012 wäre ohne Heise nicht möglich gewesen. Heise bürgt auch gegenüber seinem Freund William Browning für die Integrität von «Combat 18» Deutschland.
Im Jahr 2015 gab Heise B&H/C18 Serbien ein Interview und besuchte den serbischen Divisionsleiter. Im November 2017 reiste Heise im Rahmen seiner Auslandskorrespondenten-Stelle der NPD erneut nach Serbien. Auf Veranstaltungen des Schweizer C18-Ablegers trat Heise in den vergangen Jahren mehrfach auf. Im August 2016 hielt Heise auf einem internen C18-Vernetzungstreffen in Schweden eine Rede vor 60 ausgewählten Leuten, die aus mehreren Ländern angereist waren.
Seit Jahren organisiert Heise den «Eichsfeldtag» im thüringischen Leinefelde, wo Bands des B&H/C18 auftraten, unter anderem 2013 «Strafmass», 2014 «Sturmwehr», 2016 «Oidoxie» und «Sturmwehr» und 2017 «Amok». Seine «Arische Bruderschaft» leistet auf dem «Eichsfeldtag», verstärkt durch C18-Leute, die Ordnerdienste. Die Beobachtungen auf diesem Event der vergangenen Jahre zeigen eine herzliche Verbundenheit von Heise vor allem mit Robin Schmiemann. Am 20. und 21. April 2018 fand im sächsischen Ostritz das Neonazi-Festival «Schild und Schwert» statt. Heise war der Organisator, die «Arische Bruderschaft» war für Einlass und Sicherheit zuständig und es trat mit «Oidoxie» die führende Bands des neuen alten «Combat 18» auf.
Seit 2004 gehört Heise der NPD an. Der Kreisverband der NPD in Eichsfeld ist in seiner Hand, sein Einfluss in den Landesverbänden Niedersachsen und Thüringen ist groß. Heise ist derzeit stellvertretender NPD-Bundesvorsitzender und für die Partei als Auslandskorrespondent unterwegs – eine Funktion, die ihm auf den Leib geschneidert ist. Seit den 1990er Jahren fällt Heise durch seine Vernetzung mit Neonazis im Ausland auf. Beispiele: Mitte der 1990er Jahre kämpfte er als Söldner im jugoslawischen Bürgerkrieg. Um das Jahr 2000 zog er die Fäden beim Aufbau eines Trainingszentrums in Südafrika, 80 km von Kapstadt entfernt, in dem Neonazis aus aller Welt an Waffen und Sprengstoff ausgebildet werden sollten.
Derzeit steuert Thorsten Heise gezielt auf eine Eskalation hin. In seinen Reden bei Aufmärschen hetzte er seit Monaten aggressiv gegen kritische Journalist_innen und nennt einige von ihnen mit Namen, was einer öffentlich vorgetragenen Angriffsliste gleichkommt. Der Überfall auf zwei Journalisten am 30. April 2018 ist ein Resultat von Heises Offensive. Sein Sohn Nordulf und Gianluca Bruno, Heises rechte Hand, beraubten die Journalisten ihrer Kamera und verletzten sie erheblich bei einem brutalen Angriff, wobei sie tödliche Verletzungen durch Schläge auf den Kopf und Messerstiche in Kauf nahmen.
Die Untätigkeit des Thüringer Landeskriminalamtes, dass es nach diesem Überfall nicht einmal für nötig hielt, die Täter zu verhaften, ist das vorerst letzte Kapitel der Erzählung vom „Justizwunder Thorsten Heise“, dessen Strukturen seit vielen Jahren von Polizei, Geheimdiensten und Justiz geschützt werden (siehe Kapitel V-Leute).
Der „Browning-Heise-Flügel“ von «Blood & Honour» und «Combat 18»
Der Streit darum, wer sich nun das wahre, echte «Blood & Honour» und «Combat 18» nennen durfte, trug sich nach Deutschland. Viele deutsche Neonazis von B&H und C18, wie die deutsche Divisionsleitung, ergriffen für keine Seite Partei und wollten eine Spaltung des deutschen B&H vermeiden. Doch vergeblich. Eine Minderheit der B&H/C18-Aktiven schloss sich Charlie Sargent und seiner C18-Abspaltung «National Socialist Alliance» (NSA) an, ein größerer Teil der Sektionen und Gruppen stellte sich offen auf die Seite von Browning und seinem deutschen Protagonisten Thorsten Heise.
Heise und Browning woben ein internationales Netz von B&H/C18-Gruppen. Sie reisten durch Europa, um für sich, ihre Gruppen und Aktivitäten werben. Zum Browning-Heise-Flügel zählten die Division von B&H/C18 in Skandinavien sowie die Aktiven von B&H in den Niederlanden und in Belgien. Die Belgier von «B&H Vlaanderen», später unter dem Namen «Bloed-Bodem-Eer-Trouw» (BBET) aktiv, waren (und sind) eine schwerkriminelle Gruppe mit kampferprobten Armee-Angehörigen in ihren Reihen. Sie gaben Sprengstoff-Kurse für deutsche C18-Mitglieder vornehmlich aus Nordrhein-Westfalen und schleusten über den Kreis um «Oidoxie» Schusswaffen in die deutsche C18-Szene.
Um 1999 stellte sich eine «Strikeforce» auf, die als „Männer fürs Grobe“ die Interessen dieses B&H-Flügels vertraten. Die «Strikeforce» wurde losgeschickt, um Personen einzuschüchtern, die dem Heise-Browning-Flügel ins Handwerk pfuschten. Sie überfielen beispielsweise einen Thüringer B&H-Aktivisten, der verdächtig wurde, Bootlegs von Tonträger-Produktionen von «B&H Scandinavia» in Umlauf gebracht zu haben. Der Thüringer wurde von einem Rollkommando der «Strikeforce» erheblich verletzt, später stellte sich heraus, dass er gar keine Bootlegs verbreitet hatte. Ein ehemaliger B&H-Funktionär, der später mit der Polizei kooperierte, benannte als Angehörige der «Strikeforce» unter anderem Personen von «Oidoxie», führende B&H-Aktivisten aus Schleswig-Holstein (die sich wenig später in der Gruppe «Combat 18» Pinneberg organisierten) und Personen aus Franken, die der B&H-Supportergruppe «White Unity» angehörten.
Thorsten Heise und die «Versorgungslinie Nord»
«B&H Scandinavia» repräsentiert B&H in den skandinavischen Ländern und war lange Jahre eine Spinne im internationalen B&H-Netz. Die vergleichsweise liberale Gesetzgebung in Dänemark erlaubte die Produktion und Verbreitung von Material, dass in Deutschland und anderen Ländern verboten war. Der Versand von «B&H Scandinavia» unter den Namen «NS-Records» und «NS88» mit Sitz in Dänemark war der internationale Hauptvertrieb von B&H/C18. Er war ganz auf den deutschen Markt zugeschnitten und überschwemmte ab Mitte der 1990er Jahre die deutsche Szene mit Video- und Tonträgerproduktionen, in denen es vor Bekenntnissen zum Nationalsozialismus, von Hakenkreuzdarstellungen und neonazistischen Mord- und Totschlag-Parolen nur so wimmelte. Über «NS-Records» gelangte man beispielsweise an die berüchtigten «Kriegsberichter»-Videos. Bei «NS88» arbeitete unter anderem Jens-Uwe Arpe mit. Er war und ist Sänger der Band «Kraftschlag», lebte längere Zeit in Schweden und war Mitglied von «B&H Scandinavia».
Die Strippenzieher von «B&H Scandinavia» waren der in Brandenburg aufgewachsene und nach Dänemark ausgewanderte Neonazi Marcel Schilf, der «NS Records» / «NS88» leitete, der Norweger Erik Blücher (heute: Tor Erik Nilsen), der als ideologischer Kopf das skandinavischen B&H galt, sowie Browning und Heise, die von England und Deutschland aus das Gesamtnetzwerk dirigierten. Ein ehemaliger Aktivist von B&H Schweden erzählt, Heise sei häufig in Dänemark und Schweden gewesen, habe die Geschäfte besprochen und Direktiven erteilt.
Der 2001 an den Folgen einer Stoffwechselerkrankung verstorbene Marcel Schilf wird darüber hinaus mit einem Mord in Verbindung gebracht. Am 16. März 1992 wurde der 29-jährige Henrik Christensen im Büro der Internationalen Sozialisten (IS) in der Søllerødgade in Kopenhagen durch eine Bombe getötet. Der Sprengsatz explodierte als Christensen einen Brief öffnete, der an die IS adressiert war. 2013 berichtete der ehemalige Neonazi Kim Fredriksson aus Schweden über seine Kenntnisse zu diesem Mord. Diese beziehen sich auf Gespräche bei einem Treffen von skandinavischen Neonazis bei Erik Blücher und dem B&H-Mann Marko Järvinen in Helsingborg im Jahr 2000, bei dem auch Marcel Schilf, der deutsche Neonazi Stephan Günther und der dänische B&H-Aktivist Flemming Muff Christiansen zugegen waren. Hier wurde unter anderem über militante Aktionen von Antifaschist_innen in Malmö gegenüber B&H-Mitgliedern berichtet. Fredriksson zufolge war die Schlussfolgerung auf diesem Treffen, dass als Antwort nur Gewalt helfen würde. Schilf habe auf die Bombe in Kopenhagen hingewiesen und gesagt „dass sie sich um die Kommunisten gekümmert hätten.“ Schilf habe weiterhin gesagt: „Wenn man Probleme mit AFA hat können Bomben eine gute Möglichkeit sein um das Problem so zu beheben. So wie sie es auch in der Søllerødgade gemacht hatten.“
Nach dem Tod von Marcel Schilf 2001, traten der aus Berlin kommende Ronald Schröder und Heise-Gefolgsmann Stephan Günther an seine Stelle. Günther war von Goslar (Harz) nach Dänemark gezogen. Zusammen mit Flemming Muff Christiansen betrieb Günther die Versände «Celtic Moon» und «Nordvind-Records» und hielt die Versorgungslinie Nord am Laufen.
Das Verbot von «Blood & Honour» in Deutschland
Das Verbot von B&H Deutschland im September 2000 betraf ausschließlich Personen der deutschen Division, die zu diesem Zeitpunkt bereits im Zerfall lag und die mit dem Heise-Browning-Flügel nur über einzelne Sektionen und Personen verbunden war. Die B&H-Strukturen, die sich zuvor von der deutschen Division abgesetzt hatten und ihr eigenes B&H mit eigenen internationalen Partnern unterhielten, blieben vom Verbot und damit verbundenen Unannehmlichkeiten unberührt. Neben Heise und seinem «Combat 18» zum Beispiel die sächsische Sektion von B&H, die vor allem von der Chemnitzer B&H-Gruppe gestellt wurde und die ebenso als Verfechter des C18-Untergrundkonzeptes galt. Sie war 1998 im Streit mit der deutschen Divisionsleitung „offiziell“ aus B&H ausgetreten, was für die Ermittlungsbehörde ein Grund war, sie aus dem Verbotsverfahren heraus zu nehmen und die Überwachung dieser Gruppe herunter zu fahren. Tatsächlich behielt die Gruppe aus Chemnitz nach dem „Austritt“ ihr Standing im bundesweiten und internationalen B&H-Netzwerk. Das Chemnitzer B&H unterstützte ab 1998 das spätere Kerntrio der rechtsterroristischen Gruppe «Nationalsozialistischen Untergrundes». Mitglieder der Sektion besorgten Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Unterkünfte, Geld und Ausweispapiere, dass die drei untergetauchten Neonazis ihren Lebensunterhalt mit Banküberfällen bestritten, war vielen in der Chemnitzer Szene bekannt. Bereits 1997 hatte ein Chemnitzer B&H-Anführer Uwe Mundlos Sprengstoff besorgt.
So erweist sich das Verbot der deutschen «Blood & Honour»-Division, das vom Bundesministerium des Innern als wirksamer Schlag gegen den militanten Neonazismus dargestellt wurde, retrospektiv eher als eine Nebelkerze. Die Regierungsbehörde brachte das Kunststück fertig, in der 33-seitigen Verbotsverfügung nicht ein einziges Mal den Namen «Combat 18» zu erwähnen, das sich doch als der „bewaffnete Arm“ von B&H verstand, zu dieser Zeit zweifelsfrei organisatorisch aufgestellt hatte und akzeptierter Teil des internationalen B&H-Netzwerks war. Auf knapp 15 Seiten des Verbotspapiers arbeitete das Bundesministerium des Innern unter Otto Schily die nationalsozialistischen, rassistischen und antisemitischen Bezüge von B&H aus, der Nachweis einer „kämpferisch-aggressiven Haltung gegenüber der verfassungsmäßigen Ordnung“ nimmt über zwei Seiten ein. Über die vielen Gewalttaten, die von B&H-Aktiven begangen wurden, steht dort nichts.
Das bedeutete in der (Verbots-)Praxis, dass in Deutschland niemand mehr offen mit dem Namen und der Symbolik der deutschen Division von B&H auftreten durfte. Doch das Bekenntnis zu «Combat 18», beispielsweise in Zeitschriften und auf T-Shirts, blieb legal. Was in der Szene den Effekt auslöste: Wenn wir uns nicht mehr zu «Blood & Honour» bekennen dürfen, dann bekennen wir uns eben zu «Combat 18».
«Combat 18» in den 2000er Jahren und die Vorläufer des 2012 gegründeten C18
«Combat 18»-Gruppen in Deutschland
Während C18-Angehörige in England und Skandinavien vor allem in den 1990er Jahren mörderische Anschläge begingen, scheint es, als sei es in Deutschland vergleichsweise „ruhig“ gewesen, bzw. als hätten die Behörden terroristische C18-Gruppen rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen können. Der Eindruck ist trügerisch. Tatsächlich stehen hinter einigen schweren Anschlägen in Deutschland noch zu viele Fragezeichen.
Deutschland war schon in den 1990er im Fadenkreuz von C18. Der britische C18-Aussteiger Darren Wells gab an: „Zum Jahresende 1998 schlug jemand vor, dass ich nach Deutschland reisen sollte, um dort ein paar Bomben zu bauen und sie abzuschicken“. Der Plan wurde von ihm nicht umgesetzt. Ein ehemaliger Neonazi erzählt, dass William Browning Anfang der 2000er Jahre geplant habe, mehrere europäische Länder mit einer Terrorwelle zu überziehen. Es sei Thorsten Heise gewesen, der ihm das aus strategisch-taktischen Erwägungen ausgeredet habe, und überhaupt sei Heise die einzige Person gewesen, die die Autorität und das Ansehen hatte, Browning diesen mörderischen Plan auszureden.
Immer wieder traten in Deutschland «Combat 18»-Gruppen auf. Zum Beispiel:
- Von 2000 bis 2002 existierte die Gruppe «Combat 18» Berlin. Personen dieser Gruppe begingen 2001 Brandanschläge auf ein Roma-Lager bei Wildau (Brandenburg) und auf eine Konzertbühne in Königs Wusterhausen, auf der Menschen schliefen. In beiden Fällen war es pures Glück, dass keine Menschen schwer verletzt oder getötet wurden. Die Gruppe verschickte Morddrohungen, die mit «Combat 18» Berlin unterzeichnet waren. Nach Erkenntnissen der Polizei soll sie Rohrbomben-Anschläge auf türkische und jüdische Einrichtungen geplant haben und auch für den Anschlag auf den jüdischen Friedhof in Berlin-Charlottenburg im Jahr 2002 verantwortlich sein. Als führende Person von «Combat 18» Berlin galt der Berliner Sebastian Dahl. Bilder zeigen Dahl bei einem paramilitärischen Lager in Schweden im Jahr 2011 zusammen mit dem B&H-Unternehmer und Heise-Mann Stephan Günther. Heute ist Dahl in Thüringen wohnhaft und Mitglied der Neonazigruppe «Turonen/Garde 20», die dem Netzwerk von «Combat 18» in Deutschland angehört (Siehe Kapitel «Combat 18» in Thüringen).
- 2001 gründeten ehemalige Aktivisten der «B&H-Sektion Nordmark» die Gruppe «Combat 18» Pinneberg. Sie lasen übersetzte Passagen des englischen C18-Handbuches, besorgten Waffen und legten Feindlisten an. Und richteten dann ihre Gewalt eher in die eigene Szene (Siehe Kapitel «Combat 18» in Schleswig-Holstein in den 2000er Jahren).
- Für den Zeitraum um 2002 ist die Existenz einer Gruppe namens «Combat 18» Thüringen bekannt, die von sich behauptete, eine (von wem auch immer) „autorisierte“ C18-Struktur zu sein. Die ca. 12 Mitglieder kamen – soweit bekannt – aus Südthüringen und Oberfranken und hatten zuvor fast alle B&H angehört. Einzelne Mitglieder der Gruppe tauchten Anfang der 2000er Jahre in einem „Trainingszentrum“ nahe Kapstadt auf, dass Thorsten Heise zusammen mit südafrikanischen Neonazis eingerichtet hatte (siehe Personenprofil Thorsten Heise). Mindestens zwei Personen, die dieser Gruppe zugerechnet werden, waren in Südafrika an Schießereien beteiligt, vermutlich dienten sie weißen, rassistischen Farmern als Söldner. Anführer von «Combat 18» Thüringen war Sven Büschen aus Suhl. Er zählt heute – wie auch Markus Russwurm von «Combat 18» Deutschland – zum Kreis von «Blood & Honour» in Thüringen (siehe Kapitel «Combat 18» in Thüringen).
- Um das Jahr 2003 beging eine Neonazigruppe im Raum Backnang (nordöstlich von Stuttgart) schwere Straftaten. Die Gruppe bestand laut polizeilichen Erkenntnissen aus drei Personen und verstand sich als «Combat 18». Sie verübte einen Brandanschlag mit einem Molotow-Cocktail auf eine Unterkunft von Geflüchteten und versuchte eine Rohrbombe herzustellen. Nach den vorliegenden Erkenntnissen waren «Combat 18» in Backnang drei radikalisierte Jugendliche, die weder zuvor noch danach als Neonazis auffällig wurden. Sie nutzten «Combat 18» offensichtlich als Label. Es gibt kein Wissen darüber, dass sie jemals dem Kreis von B&H angehört hatten.
Ein besonderes Augenmerk erfährt die Kameradschaft Dortmund in weitgehender Personalunion mit dem Kreis um die RechtsRock-Band «Oidoxie», die seit Mitte der 1990er Jahre das B&H/C18-Netzwerk in Nordrhein-Westfalen repräsentiert. Aus ihrem Kreis kamen die Personen einer Gruppe, die sich schon vor dem Verbot von B&H explizit als «Combat 18» verstand.
Auch Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die ab 1998 polizeilich gesucht wurden und spätestens ab 2000 das Kerntrio des NSU bildeten, waren zweifelsfrei von den Ideen des C18 beeinflusst. Die Thüringer Behörden gingen 1998 davon aus, dass die drei Gesuchten „zum harten Kern der Blood & Honour-Bewegung“ zählten.
So weist der Bombenanschlag des NSU in der Kölner Keupstraße am 9. Juni 2004 Parallelen zu einem Anschlag von C18 in England auf. Der englische C18-Anhänger David Copeland hatte im April 1999 binnen dreizehn Tagen drei Bombenanschläge in London verübt, die auf Homosexuelle, Schwarze und aus Bangladesch eingewanderte Menschen zielten. Dutzende Menschen erlitten schwere Verletzungen und bleibende Schäden. Die Bauweise der Nagelbomben beim Kölner NSU-Anschlag und bei den Copeland-Anschlägen war ähnlich, in Köln wie in London explodierten Bomben in Straßenzügen, die von Menschen mit Migrationshintergrund geprägt waren. Am 29. September 2004 schickte Scotland Yard ein Dossier über Copeland und die Londoner Anschläge an die Kölner Polizei, da sie einen Zusammenhang der Anschläge in London und des NSU-Anschlags in der Keupstraße für möglich hielten. Die Kölner Polizei nahm den Hinweis von Scotland Yard zu den Akten und suchte die Verantwortlichen weiter unter den Bewohner_innen der Keupstraße.
Terror in Nordrhein-Westfalen und Spuren zu «Combat 18»
Um das Jahr 2000 formierten sich Neonazis der «Kameradschaft Dortmund» und der «Kameradschaft Essen» zu einer C18-Gruppe. Die «Kameradschaft Dortmund» war weitgehend identisch mit dem engeren Kreis um die Neonazi-Band «Oidoxie», mehrere Mitglieder der Gruppe, zum Beispiel deren Sänger Marko Gottschalk, trugen «Combat 18»-Tätowierungen. Die Essener und Dortmunder Neonazis strickten ihr Netz weiter, einige von ihnen besuchten unter anderem im Bundesland Brandenburg die Verantwortlichen des Szenemagazins «Der Weisse Wolf», dass sich zu dieser Zeit als deutsches Sprachrohr von C18 exponierte.
Im Jahr 2000 und 2001 eskalierte in Nordrhein-Westfalen die neonazistische Gewalt. Die nordrhein-westfälische C18-Gruppe führte Schießübungen durch, an denen auch der Neonazi Michael Berger teilnahm. Am 14. Juni 2000 erschoss Berger in Dortmund und Waltrop zwei Polizisten und eine Polizistin und richtete sich danach selbst. Die «Kameradschaft Dortmund» „feierte“ ihn mit einem Aufkleber: „Berger war ein Freund von uns! 3:1 für Deutschland“.
Am 27. Juli 2000 explodierte eine mit TNT gefüllte Rohrbombe am Düsseldorfer Bahnhof Wehrhahn und verletzte zehn Personen zum Teil lebensgefährlich. Bei den Opfern handelte es sich ausnahmslos um Migrant_innen, sechs davon mit jüdischem Hintergrund, die von einem Sprachkurs kamen. Der Düsseldorfer Neonazi Ralf Spies geriet schon bald nach dem Anschlag in Verdacht, diesen begangen zu haben, doch zu einer Anklage reichte es erst 2017, nachdem eine Person vor der Polizei ausgesagt hatte, dass Spies ihr gegenüber den Anschlag zugegeben habe. Die Ermittler_innen legten sich nun gleich darauf fest, dass Spies ein Einzelgänger gewesen sei, der nur lose Kontakte in die organisierte Neonaziszene gehabt habe. Jedoch: Spies hatte den im Gefängnis in Berlin-Tegel inhaftierten Neonazi Klaus Neubauer unterstützt und ihm drei Tage nach der Tat von seinen Problemen mit den Ermittlungsbehörden berichtet. Durch die Präsentation abgehörter Telefonate im Prozess wurde bekannt, dass Spies Kontakt zu Nadin Freytag pflegte, die damals in Oranienburg bei Berlin wohnte. Neubauer und Freytag zählten zum engeren Kreis des C18-Blattes «Der Weisse Wolf». Die Zeitschrift Lotta schreibt: „Inwieweit aus derartigen Kreisen — offenbar nur die Spitze des Eisberges — Inspirierendes oder Handfesteres nach Düsseldorf [zu Ralf Spies- Anm. d. Verf.] gelangte, dürfte wohl nie geklärt werden“.
Am 15. Oktober 2000 fand die Polizei bei einem Einsatz in Bocholt beim Neonazi Markus Nerge eine Rohrbombe, die offensichtlich gegen Linke eingesetzt werden sollte. Bei ihm lässt sich rekonstruieren, dass er aus der Szene um «Oidoxie» kommt. Am 19. Januar 2001 folgte der NSU-Anschlag auf ein Ladengeschäft in der Kölner Probsteigasse, der Masliya M., die 19-jährige Tochter des Ladenbesitzers Djavad M., so schwer verletzte, dass sie einen Monat im Koma lag. Auch – bzw. gerade – hier stellt sich die Frage, wie der NSU überhaupt auf den Ort aufmerksam geworden war, ob es Tipps und Hilfe von lokalen Neonazis gab.
Die «Oidoxie Streetfighting Crew»
Die RechtsRock-Band «Oidoxie» ist 1995 vom Dortmunder Marko Gottschalk gegründet worden. In den 1990er stellte sie die Struktur von B&H im Ruhrgebiet. «Oidoxie» und die mit ihr „verbrüderten“ Bands «Weisse Wölfe» (Sauerland) und «Extressiv» (Raum Werne) machten sich mit Songs wie „Terrormachine Combat 18“ («Oidoxie») und Texten wie „You know what I mean, hail, hail, hail the terrormachine, hail, hail, hail Combat 18“ («Weisse Wölfe») zum Sprachrohr des deutschen C18. Dass die CD „Terrormachine“ von «Oidoxie» 2006 über Thorsten Heises Label produziert wurde, passt ebenfalls in das Bild einer C18-Band.
Die C18-Leute um «Oidoxie» traten in der Szene selbstherrlich auf und gerieten darüber in Clinch mit anderen Gruppen, beispielsweise den «Hammerskins». Erst seit 2011 herrscht weitgehend Friede zwischen der rockerähnlichen Bruderschaft und den C18-Aktiven. Malte Redeker, führender «Hammerskin» in Deutschland, schrieb in einer internen Mail am 5. Juli 2011 an seine „Brüder“ der «Hammerskin Nation» (HSN):
„Das andere Gespräch fand zwischen mir und den deutschen Combat18 Leuten statt. Wie unlängst […] beschlossen wurde, hat sich die deutsche Grundeinstellung zum C18 (zumindest dem deutschen Flügel) gewandelt. Von einer passiven aber ablehnenden Haltung sind wir zu einer neutralen Haltung übergegangen. Es war einhellige Meinung, keinen Krieg mehr über 15 Jahre alte Geschichten zu führen. Das Gespräch wurde mir von Gottschalk und einigen Streetfighting Crew Leuten „gedrückt“, da die Jungs parallel zu uns zur selben Erkenntnis gekommen sind. Gottschalk hatte mir also 1 zu 1 dasselbe erzählt, was ich ihm eh ausrichten wollte. Das Gespräch war sehr aufschlussreich und verlief in sehr guter Atmosphäre. Es gibt keinen einzigen C18 Mann in Deutschland, der keine gute Beziehung zur HSN möchte. Wir müssen es jetzt ja nicht überstürzen mit Verbrüderungen, etc. Aber ist grundsätzlich mal gut zu hören, dass unser „Friedensangebot“ mehr als willkommen geheissen wird. Schauen wir also mal, dass wir die Oidoxie Jungs irgendwo mal spielen lassen.[…]“.
Diese Mail zeigt, dass die „Streetfighting Crew Leute“, die „Oidoxie Jungs“, 2011 in der Szene als „deutsches C18“ angesehen wurden.
Die «Oidoxie Streetfighting Crew» (SFC) war 2002/2003 aus dem «Oidoxie-Saalschutz» hervorgegangen. Zunächst auf den Raum Dortmund beschränkt gründeten sich – autorisiert von den Dortmundern – um 2004/2005 auch „Crews“ in Kassel und in Schweden. Die Kasseler nannten sich die «Nordhessen-Crew» der SFC. Sie bestand aus einem Kern von fünf Personen: Michel Friedrich, Danyel Huth und Stanley Röske, alle aus dem Raum Kassel, Mario Lange aus Northeim und Marcel Krebs aus Heilbad Heiligenstadt in Thüringen, der später nach NRW verzog.
Um 2009 trat auch im Raum Stuttgart um Michael Renz (Weil der Stadt) eine SFC-Gruppe auf. Weitere Mitglieder der SFC fanden sich unter anderem in Frankfurt an der Oder unter Führung von Michael Hein, der um 2010 mutmaßlich stellvertretender Crew-Leiter war. Er schrieb 2010, der Einzugsbereich der SFC reiche:
„Von Frankfurt Oder, über Bayern und Norddeutschland bis nach Flandern und Schweden. Unterstützung bekommen wir unter anderem aus Italien, England, der USA und Kanada.“
Um das Jahr 2005 hatte die SFC knapp 50 Mitglieder. Die Crew begleitete «Oidoxie» zu Konzerten im In- und Ausland, übernahm dort die Aufgabe als Bühnenordner und pflegte die Kontakte und die Vernetzung mit alten und neuen Verbündeten, die die Konzerte besuchten. Aus der SFC bezieht das 2012 neu strukturierte «Combat 18» Deutschland einen signifikanten Teil seiner Mitglieder. Weitere C18-Mitglieder fielen vor Jahren erstmals als eingefleischte Fans von «Oidoxie» mit Verbindungen zur SFC auf. Am 28. Oktober 2017 auf dem «Rock gegen Links»-Konzert in Themar, bei dem auch «Oidoxie» auftrat, zeigten sich Mitglieder der C18-Sektion aus dem Raum Dortmund in Jacken von «Blood & Honour» Schweden und in T-Shirts der «Oidoxie Streetfighting Crew».
Marko Gottschalk (geboren 1972) steht wie kein zweiter als Aushängeschild für die Band «Oidoxie». Als RechtsRock-„Star“ und altgedienter C18-Macher hat Gottschalk einen herausgehobenen Status in der internationalen C18-Struktur. Aus dem engeren Umfeld von «Oidoxie» entstanden schon um 2000 und ab 2003 C18-Gruppen, denen Gottschalk angehörte. Die 2003 gegründete «Oidoxie Streetfighting Crew» ist die wichtigste Vorläuferstruktur des neuen alten «Combat 18» Deutschland.
Gottschalk verließ 2012 seine Komfortzone in Dortmund mit einer Abschiedsparty und als die Polizei Ende 2012 im Rahmen des Verbots der Kameradschaft «Nationaler Widerstand Dortmund» seine Wohnung in Dortmund durchsuchen wollte, war diese bereits leer. Ob Gottschalk als C18-Mitglied im Zuge der Selbstenttarnung des NSU und den folgenden Ermittlungen in Deutschland nervös wurde, ist unklar. Gottschalk zog nach Schweden und kehrte 2016 nach Deutschland zurück. Doch einige Neonazis, die ihn lange und gut kennen, behandeln ihn mit Skepsis. Denn Gottschalk hat den Ruf, seit beinahe 20 Jahren „seine“ Leute stets dazu anzustacheln, militante Gruppen zu gründen, sich zu bewaffnen und Aktionen auszuführen – und sich selbst aber zurückzuhalten. Und wenn die Polizei bei den Kameraden vor der Tür steht, dann hat sich Gottschalk in aller Regelmäßigkeit bereits aus dem Staub gemacht.
Der deutsche Neonazi Michael Krick, der 2002 unter Beteiligung von niederländischen und britischen Neonazis eine militante Gruppe namens «Racial Volunteer Force» gründete, äußerte sich 2012 in einer internen Kommunikation abfällig über «Oidoxie» und deren C18-Band «Weisse Wölfe», in der auch Gottschalk mitspielte. Er behauptete von Mitgliedern der «Weissen Wölfe» bei der Polizei verraten worden zu sein, Gottschalk nannte er einen „T-Shirt-Terroristen“.
«Combat 18» in Dortmund um 2006
Ab Jahr 2003 entstand aus der «Oidoxie Streetfighting Crew» erneut eine Kleingruppe, die «Combat 18» umsetzen wollte. Mitglieder waren unter anderem Marko Gottschalk, der Dortmunder Robin Schmiemann und Sebastian Seemann aus Lünen. Desweiteren Michael Gabriel aus Dortmund und Sven Althoff aus Selm, die sich heute im Kreis der Rockergruppe «Bandidos MC» bewegen.
In der Gruppe kursierten Schusswaffen, die von Neonazis von B&H aus Belgien beschafft worden waren. Ins Nachbarland pflegte man beste Kontakte, beispielsweise organisierte Seemann bis weit in die 2000er Jahre B&H-Konzerte in Belgien. Aus «B&H Vlaanderen» war mittlerweile die Gruppe «Bloed-Bodem-Eer-Trouw» (BBET) hervorgegangen. 2006 wurden der harte Kern der Gruppe verhaftet. BBET hatte unter dem Titel „White Freedom Fighter-Handbuch“ eine Anleitung für Untergrundkampf und Terror verfasst, Sprengstoff und moderne Kriegswaffen besorgt und als Reaktion auf die damaligen Unruhen in den Pariser Banlieus offensichtlich geplant, Migrant_innen in Brüssel zu ermorden.
Der Rechercheblog DerWesten schreibt, die Dortmunder Gruppe habe zeitweise mehrere Pumpguns und eine Maschinenpistole besessen und resümiert: „Nur mit Glück ist der große Knall einer rechtsradikalen Gewaltorgie in Dortmund ausgeblieben.“
Die Einschätzung stammt vom Journalisten David Schraven, der sich einen tiefen Blick in das Dortmunder C18 dieser Jahre verschafft hatte, den er unter anderem in der Graphic Novel «Weisse Wölfe» niederschrieb. Dies steht im Widerspruch zu den Aussagen von Burkhard Freier, dem Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz in NRW. In einer Befragung im Jahr 2016 vor dem nordrhein-westfälischen Untersuchungsausschuss zu den NSU-Verbrechen, winkte Freier beim Thema «Combat 18» ab. Der VS habe in der Dortmunder C18-Gruppe um 2005 keine terroristische Organisation gesehen. Eine Quelle habe mitgeteilt, dass sich die Zelle nur einmal getroffen habe und dann wieder auseinander gegangen sei. „Das waren Maulhelden. Die haben C18 genommen, um böse auszusehen, um damit Marketing zu machen. Aber sie haben es nicht getan“, meinte Freier.
Die Aussagen von Freier vor dem Untersuchungsausschuss zeigen den Unwillen und / oder die Unfähigkeit eines Verfassungsschützers, die Erkenntnisse, die durch einen V-Mann gewonnen wurden, wenigstens im Rückblick in Frage zu stellen. Die „Quelle“, von der Freier spricht, war Sebastian Seemann aus Lünen. Er war ein führender Kopf der C18-Gruppe, Mitglied der SFC, zudem Waffennarr und im kriminellen Milieu unterwegs. Die C18-Neonazis um Seemann waren unter anderem Zuhälter, Waffenschieber und Drogenhändler. In einem Kokain-Deal 2007 kam ihm die Bielefelder Polizei auf die Spur, überwachte ihn und stellte fest, dass Seemann als V-Mann für den nordrhein-westfälischen VS arbeitete und von seinem V-Mann-Führer Warnungen vor Polizeiaktionen erhielt. Der VS deckte also Seemanns kriminelle Geschäfte, dafür gab dieser Auskunft über die C18-Gruppe und hatte sicherlich ein Interesse daran, diese als möglichst harmlos darzustellen.
Der Drogendeal platzte, der darin involvierte Robin Schmiemann schuldete Seemann mehrere tausend Euro und wurde von diesem gedrängt, das Geld aufzutreiben. Am 2. Februar 2007 überfiel Schmiemann in Dortmund einen Supermarkt und schoss einem Kunden migrantischer Herkunft in Brust und Bein. Der Angeschossene überlebte nur knapp. Schmiemann wurde 2008 zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Der V-Mann Seemann erhielt 2008 aufgrund eines Deals zwischen Richter und Staatsanwalt eine milde Strafe von drei Jahren und neun Monaten Haft wegen Drogenhandels. Die Weitergabe der Waffe an Schmiemann und der illegale Besitz von acht Schusswaffen wurden nie verhandelt.
Im Jahr 2013 wurde ein Briefkontakt zwischen Robin Schmiemann und Beate Zschäpe bekannt. Alleine im März 2013 hatte Zschäpe drei, bis zu 26 Seiten lange Briefe und eine Karte an den im niederrheinischen Geldern inhaftierten Schmiemann geschickt. Darin gibt sie tiefe Einblicke in ihr Seelenleben, der Ton ist vertraut. Ein Hinweis darauf, dass sich die beiden schon zuvor kannten oder gemeinsam an einer Aktion mitgewirkt hatten, findet sich darin nicht. Der Blog NSU-Watch schreibt: „Doch auch ohne es voneinander gewusst haben zu müssen waren die beiden über Jahre miteinander verbunden gewesen: durch die Idee des ‚Leaderless Resistance‘ und durch die Netzwerke von Blood & Honour und Combat 18.“ Über alles weitere lässt sich derzeit nur spekulieren. Hinter der Frage, warum sich die ansonsten so verschlossene Beate Zschäpe ausgerechnet Schmiemann öffnete, steht weiterhin ein großes Fragezeichen.
Robin Schmiemann (geboren 1984) kommt aus Dortmund und wohnt heute mit seiner Lebensgefährtin Katja Braun in Castrop-Rauxel. Schmiemann war Aktivist der Dortmunder C18-Gruppe um 2006, die auch Zuhälterei und Drogengeschäfte betrieb. Wegen Schulden aus einem Drogendeal überfiel er 2007 einen Supermarkt und schoss einem Kunden tunesischer Herkunft in Brust und Bein. Dieser kam nur knapp mit dem Leben davon. Schmiemann wurde 2008 zu acht Jahren Gefängnis verurteilt und kam 2015 wieder frei. 2013 nahm er aus dem Gefängnis heraus Kontakt zu Beate Zschäpe auf. Diese schickte ihm mehrere Briefe, einer 26 Seiten lang, in denen sie ihm ihr Seelenleben preisgab. Schmiemanns Unbeugsamkeit im Gefängnis imponierte seinen Kameraden. Während seiner Haftzeit wurde er von Browning und dessen Lebensgefährtin Melanie Huter unterstützt, spätestens nach seiner Entlassung wurde er zu einem engen Vertrauten von Browning. Er gilt heute als Brownings rechte Hand in Deutschland und reist als eine Art „Manager“ des «Combat 18» durch Europa.
Schmiemann ist ein Hyperaktivist. Wenn immer möglich, nimmt er an Aufmärschen teil und lässt sich von den Reden mitreißen. 2017 trat Schmiemann mit einem neuen Tattoo am Kehlkopf in Erscheinung: Mit dem Wappen der zwei gekreuzten Stabhandgranaten, das Truppenabzeichen der 36. Waffen-Grenadier-Division der SS auch bekannt als SS-Sondereinheit „Dirlewanger“ und heute Organisationskennzeichen Heises «Arischer Bruderschaft». Auf seiner Wade trägt er den tätowierten Schriftzug: „Brüder schweigen – whatever it takes – C18“. „Brüder schweigen“ ist das Bekenntnis zum Terror des „Leaderless Resistance“. „Whatever is takes“ ist eine Parole des C18 aus den 1990er Jahre, übersetzt: Was auch immer nötig ist. Es meint, dass alle Mittel und Methoden im „Kampf gegen ZOG“ und im „Rassenkrieg“ anzuwenden sind.
Die NSU-Morde in Dortmund und Kassel 2006
In Folge der Selbstenttarnung des NSU, im November 2011, sagte Sebastian Seemann aus, dass er Informationen zu zwei Schusswaffen, die vom NSU genutzt wurden, liefern könne. Um den Sachverhalt aufzuklären beantragte die Nebenklage im NSU-Prozess die Vernehmung von Seemann und Gottschalk. Der Richter lehnte den Antrag ab.
Die enge Verbindung von Dortmunder und Kasseler Neonazis der SFC Mitte der 2000er Jahre erfährt eine besondere Brisanz durch die Morde des NSU im Jahr 2006. Zu den Geburtstagspartys führender Kasseler „Crew-Member“ reisten in den Jahren 2006 und 2007 «Oidoxie» und/oder «Extressiv» an. Einzelne dieser Konzerte wurden von der Polizei verhindert, andere fanden statt. Am 18. März 2006 feierte „Crew-Member“ Stanley Röske mit «Oidoxie» seinen Geburtstag in einem Rocker-Clubhaus in Kassel. Am 17. Juni 2006 spielten «Oidoxie» und «Extressiv» im Clubhaus auf der Geburtstagsfeier von „Crew-Member“ Michel Friedrich vor 50 bis 100 geladenen Gästen. Am 4. April 2006 ermordete der NSU Mehmet Kubaşık in Dortmund und am 6. April 2006 Halit Yozgat in Kassel.
Ausgerechnet in den beiden Städten, in denen zu dieser Zeit Gruppen existierten, die sich als das deutsche «Combat 18» verstanden und deren Mitglieder ständig zwischen Kassel und Dortmund hin und her reisten, geschahen innerhalb von drei Tagen zwei Morde des NSU. Der Kiosk von Mehmet Kubaşık, in dem er erschossen wurde, liegt in unmittelbarer Nähe der Gaststätte «Thüringer Hof», in der sich damals regelmäßig Neonazis aus Dortmunder Kameradschaften trafen.
Die SFC-Gruppen in Dortmund und Kassel sind jedoch nicht die einzig mögliche Verbindung zu den NSU-Morden im Jahr 2006. Erst in den letzten Monaten rückte die aus Thüringen stammende Corryna Görtz in den Fokus. Sie arbeitete um 1994 im „Sekretariat“ von Thorsten Heise, damals Landesvorsitzender der FAP in Niedersachsen. Im Jahr 1995 wurde sie aktenkundig, als sie zusammen mit Dirk Winkel und Stanley Röske zu einer Neonaziveranstaltung anreiste. Dirk Winkel war FAP-Chef in Kassel und bewegte sich im engsten Kreis um Heise, Stanley Röske ist heute Chef einer Sektion von «Combat 18» Deutschland. Görtz erscheint in den 1990er Jahren auf einer Liste, in der LKA Thüringen vor „besonders gefährlichen“ Neonazis in Thüringen warnt. Unter den knapp 50 genannten Personen befinden sich zwei Frauen: Corryna Görtz und Beate Zschäpe. Görtz wurde – wie auch Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos – dem «Thüringer Heimatschutz» (THS) zugeordnet, folglich liegt der Schluss sehr nahe, dass Görtz und das spätere NSU-Kerntrio nicht nur politisch sondern auch sozial verbunden waren. Ab Mitte der 1990er war Görtz in und bei Kassel ansässig. Ein Ex-Neonazi aus Kassel erzählte im hessischen NSU- Untersuchungsausschuss, dass sie Neonazis der Kasseler Szene zum „Kochen“ animierte – ein Szenejargon für Sprengstoff und Bomben herstellen. Sie soll auch ein kleines Heftchen mit Bombenbau-Anleitungen verbreitet haben. Ende der 1990er Jahre nahm Görtz an mindestens einem «Blood & Honour»-Aufmarsch in Dänemark teil, den die Gruppe um Marcel Schilf organisierte. Die Polizei sah in ihr um das Jahr 2000 die Hauptkontaktperson der Kasseler Szene zur C18-Heise-Truppe «Kameradschaft Cismar» in Ostholstein (siehe Kapitel Die «Versorgungslinie Nord» funktioniert weiter und Die Sektion in Ostholstein). Anfang der 2000er Jahre zog Görtz nach Österreich, wo sie zusammen mit Dirk Winkel einen Militaria-Laden führte. Auch dort galt sie den Behörden als Angehörige des «Blood & Honour»-Spektrums. Grund für ihren Umzug nach Österreich war auch eine verhängte Haftstrafe, der sich dadurch versuchte zu entziehen. Offenbar vergeblich. Einer bevorstehenden Auslieferung kam sie zuvor, in dem sie 2003 nach Deutschland zurück kehrte und ihre Haft in Kaufungen bei Kassel antrat. Vom Herbst 2005 bis Februar 2006 war sie in Baunatal bei Kassel im offenen Vollzug und besuchte zu dieser Zeit als Freigängerin mehrfach das Internetcafé von Halit Yozgat. Warum sie sich ausgerechnet dieses Internetcafé ausgesucht hatte, konnte sie nicht schlüssig erklären. Das Internetcafé lag von der JVA Baunatal aus am anderen Ende der Stadt in der migrantisch geprägten Holländischen Straße, die in der rechten Szene einen entsprechend schlechten Ruf hatte.
Ab Anfang der 2010er Jahre war Görtz als Prostituierte im Kreis des «Hells Angels MC» im Münchner Raum zu lokalisieren. In den sozialen Netzwerken fanden sich die letzten Jahre gleichermaßen Kontakte ins sogenannte Rotlicht-Milieu wie auch in die Neonaziszene, darunter ausgeprägt in den Norddeutschen Raum, unter anderem zu Peter Borchert in Kiel (siehe Kapitel «Combat 18» in Schleswig-Holstein in den 2000er Jahren). Bei ihrem Auftritt als Zeugin vorm hessischen NSU-Untersuchungsausschuss im September 2017 wurde Görtz mit Fußfesseln aus der JVA vorgeführt. Sie stritt alles ab, was man ihr nicht hieb- und stichfest nachweisen konnte, doch sie redete. Von Abgeordneten, denen entsprechende Hinweise vorlagen, wurde sie gefragt, ob sie als Informantin für den österreichischen Geheimdienst arbeitet bzw. gearbeitet hatte. Hierzu verweigerte Görtz jede Aussage.
Es ist ausschließlich dem Wühlen und Bohren von Medien und antifaschistischen Gruppen zu verdanken, dass Corryna Görtz, eine enge Vertraute von Thorsten Heise, überhaupt ins öffentliche Blickfeld kam. Es bestätigt den Eindruck, der sich in Verlauf der NSU-Ermittlungen verfestigt hat: Sobald eine Spur ins Innere des Netzwerkes von Heise führt, werden die Akten beiseite gelegt. Der NSU-Mord in Kassel 2006 ist vermutlich ein Schlüssel zum gesamten NSU-Komplex. Der Verfassungsschützer Andreas Temme war zum Zeitpunkt des Mordes im Internetcafé gewesen und hatte sich nach den tödlichen Schüssen – so scheint es – Hals über Kopf davon gemacht. Das hessische Landesamt für Verfassungsschutz hat im Juli 2017 einen internen Bericht, in dem es wohl um die Verwicklung des Andreas Temme geht, für 120 Jahre sperren lassen.
«Arische Bruderschaft», «Frontline» und die Berliner «Vandalen»
Die «Arische Bruderschaft» (AB) wurde ab 1999 aufgebaut. In der Szene nennt man sie die „Hausmacht“ und „Leibstandarte“ Thorsten Heises. Die AB ist ein Sammelbecken von Wortführern unterschiedlicher Kameradschaft-Strukturen aus Hessen, Südniedersachsen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen und weiteren Vertrauten von Heise. Innerhalb dieser Bruderschaft ist es Heise möglich die Führungspersonen einzuschwören und zu dirigieren.
Nachdem es um die AB in den letzten Jahren öffentlich eher ruhiger schien, erlebt sie jüngst neuen Aufschwung. Sie hat Ableger beispielsweise in der „Südmark“, dem Neonazis aus Bayern und Österreich angehören, und in der „Nordmark“ (Großraum Hamburg). Im April 2018 geriet die «Arische Bruderschaft» ins Rampenlicht. Thorsten Heise hatte gemeinsam mit der AB das Neonazi-Festival «Schild & Schwert» im sächsischen Ostritz ausgerichtet und die Polizei ging erstmals gegen das öffentliche Auftreten der Bruderschaft vor. Denn ihr Gruppensymbol, ein Wappen mit zwei gekreuzten Stabhandgranaten, ist die beinahe originale Wiedergabe des Truppenabzeichens der „36. Waffen-Grenadier-Division der SS“ auch bekannt als SS-Sondereinheit „Dirlewanger“. Was allerdings nicht dramatisch war: Die Polizei beschlagnahmte einige der T-Shirts von AB-Leuten, auf denen das Symbol gezeigt wurde. Danach ging das Neonazi-Festival ungestört weiter.
Im Sicherheitsdienst «Frontline», auch «Frontline Security», sammeln sich Mitglieder der SFC, von C18 und der AB. «Frontline» stellte in der Vergangenheit bundesweit und kontinuierlich den Sicherheitsdienst der RechtsRock-Band «Die Lunikoff Verschwörung». Das ehemalige SFC-Mitglied Michel Friedrich aus Kassel erzählte in einer Befragung, wie er einmal telefonisch für einen Job als Security zu einem «Lunikoff»-Konzert nach Norddeutschland beordert wurde. Bei einem Konzert von «Lunikoff» am 11. April 2005 im thüringischen Pößneck, fiel die «Frontline Security» vor allem durch Gewalttätigkeiten auf. Fernsehbilder zeigen wie ein betrunkener Neonazi, der keinen Einlass erhält, die gläserne Eingangstür des Raumes einschlägt, in dem das Konzert stattfindet. Ordner der «Frontline Security» stürmen heraus und schlagen ihn zusammen – darunter Stanley Röske und Marco Borrmann. Röske gehört(e) der SFC an und leitet heute eine Sektion des neu strukturierten «Combat 18» Deutschland. Auch Borrmann mischt – nachvollziehbar im Jahr 2014 – aktiv im Gruppengeschehen von «Combat 18» Deutschland mit.
Heises Label «WB-Records» (auch: W&B-Records) gab zwei CDs von «Lunikoff» heraus, auf drei Samplern des Labels ist «Lunikoff» vertreten und 2005 – als Michael Regener eine Haftstrafe antreten musste – veröffentlichte «WB-Records» eine „Tribute to Lunikoff“-CD, zu der auch «Oidoxie» Lieder beisteuerte. Das Konzert von «Lunikoff» welches im April 2005 in Pößneck als letztes Konzert vor Regeners Haftantritt gilt und über 1000 Neonazis anzog, war maßgeblich von Heise und seiner «Arischen Bruderschaft» organisiert worden. Mit der Verbindung «Frontline» – «WB-Records» – «Lunikoff» fällt das Licht auf eine weitere Gruppe, zur der Heise spätestens seit Anfang der 2000er Jahre eine exzellente Verbindung pflegt: Die Berliner «Vandalen-Ariogermanische Kampfgemeinschaft». Die «Lunikoff Verschwörung» (die Nachfolgeband der neonazistischen Kultband «Landser») ist das Projekt von Michael Regener, einer Führungsperson der «Vandalen». Die Bruderschaft «Vandalen» gilt seit Jahren als ein Kristallisationspunkt des militanten Untergrundes nicht nur in Berlin und Brandenburg. Auf den nicht öffentlichen Jahrestreffen der «Vandalen» sammeln sich bis zu 200 geladene Gäste aus dem In- und Ausland. Das AIB beschreibt beispielhaft das Treffen im Jahr 2002. Unter den Teilnehmenden waren unter anderem Neonazis aus Sachsen, die den NSU unterstützen und ein Neonazi aus Österreich, der als Urheber einer Briefbombenserie im Jahr 1993 gilt – und natürlich auch Thorsten Heise.
Die «Versorgungslinie Nord» funktioniert weiter
Die Produktionen und Versandaktivitäten der Versorgungslinie Nord liefen auch nach dem Tod von Marcel Schilf 2001 über die Labels und Versände «Celtic Moon» und «Nordvind-Records» von Stephan Günther und Flemming Muff Christiansen weiter.
Über «Celtic Moon» wurde einer der widerlichsten Tonträger der 2000er Jahre hergestellt und in Umlauf gebracht: Die CD „Geheime Reichssache“ der deutschen „Untergrund“-Band «Kommando Freisler». Die CD erschien 2003, auf ihre boten die Musiker umgetextete populäre Lieder. Im Song „Die Vogelhochzeit“ sangen sie: „In Buchenwald, in Buchenwald da machen wir die Juden kalt. Fidirallalla…“ 2007 fand die Polizei bei einer Razzia bei Thorsten Heise in Fretterode CDs von «Kommando Freisler», die zur Weitergabe bestimmt waren, und zudem – versteckt hinter einem Spiegel und in einem Revisionsschacht – eine Maschinenpistole, ein altes Wehrmacht-Maschinengewehr und eine Pistole mit Munition. Wegen des Vertriebs von CDs, die „zu Hass gegen bestimmte Volksgruppen“ aufstacheln soll, wurde Heise knapp ein Jahr später wegen Volksverhetzung verurteilt. Die Rede war von „schlimmen, widerlichen Texten“, der Richter nannte Heise „unbelehrbar“. Neben einer Bewährungsstrafe und 200 Sozialstunden enthielt das Urteil auch eine Geldstrafe in Höhe von 15.000 Euro, die er mit 3.000 CDs verdient haben soll. Das Verfahren wegen der Schusswaffen wurde eingestellt.
Nach den CD-Funden bei Heise unternahmen die deutschen Ermittlungsbehörden, so scheint es, ernsthafte Anstrengungen «Celtic Moon» und Stephan Günther aus dem Verkehr zu ziehen. Am 27. August 2008 fanden in Dänemark und Finnland Razzien wegen der CD „Geheime Reichssache“ und anderen (in Deutschland) strafbaren Tonträgern statt. In Finnland betraf es den CD-Versand «Werwolf Records». Dessen Personenkreis – so schreibt die Tageszeitung taz in Berufung auf das Bundeskriminalamt – sei durch gemeinsame CD-Produktionen mit Thorsten Heise in den Fokus der Ermittlungen geraten. Günther und Christiansen kamen auf Betreiben der deutschen Ermittler_innen in Dänemark für einige Wochen in Untersuchungshaft. Im Februar 2009 wurden beide der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main überstellt, ein Politikum, da der Staat Dänemark in diesem Fall einen Staatsbürger auslieferte. Doch Günther und Christiansen waren bald wieder freie Männer. Es ist nicht bekannt, dass jemals ein Prozess gegen sie stattgefunden hat. Wieder einmal scheinen aufwändige Ermittlungen gegen Heises Leute im Nirgendwo versandet zu sein.
Hinter dem Bandprojekt «Kommando Freisler» stand Oliver Keudel aus Bad Lauterberg im Harz. Auch Keudel lässt sich eindeutig der regionalen Struktur von Heise zuordnen. Zusammen mit Timo Schubert, einem engen Freund von Heise, spielte er zu dieser Zeit in der Neonaziband «Agitator» und sang dort: „Ich bin mit Leib und Seele Nazi und ich weiß mit Sicherheit: für mich kann’s nix Schöneres geben, ich bleib Nazi für alle Zeit.“ Als «Kommando Freisler» 2007 als „Untergrundband“ aufgeflogen war, brachte sie in der Folge drei CDs mit nicht strafbewehrten Texten und Symbolen heraus, die öffentlich vertrieben wurden. Die «Kommando Freisler»-CD „Kommando F… ist wieder da – Kaufen, Hören, Hassen“ erschien noch im Jahr 2007 auf dem Label «WB-Records» von Thorsten Heise, 2010 folgte die CD „Kommando Freisler – FSK 18“, wieder auf «WB-Records». Damit dürfte Heise einen erheblichen Teil der Geldstrafe, die er wegen den illegalen «Kommando Freisler»-CDs bezahlen musste, wieder eingespielt haben.
Nachdem Stephan Günther im Jahr 2008 ausgefallen war, agierte nun der deutsche Neonazi Lars Bergeest als zentrale Schnittstelle zwischen B&H/C18 in Deutschland und Skandinavien und führte die Geschäfte bei «Celtic Moon» fort. Bergeest kommt aus Cismar in Ostholstein und wohnte um 2006 in Dänemark in einer Wohngemeinschaft mit Flemming Muff Christiansen. In den Jahren 2005 und 2007 war er maßgeblich an der Organisation einer Gedenkveranstaltung für Rudolf Heß im dänischen Kolding beteiligt. Zusammen mit Marco Eckert aus Grube (Ostholstein) führte er die «Kameradschaft Cismar», die Heise und «Combat 18» treu ergeben war. 2012 entstand aus dieser Kameradschaft die «Combat 18» Deutschland Sektion in Ostholstein.
«Combat 18» in Schleswig-Holstein in den 2000er Jahren
Beteiligt an der Produktion der «Kommando Freisler»-CD war auch Alexander Hardt aus Neustadt in Holstein, heute in Neumünster und Mitglied des Rockerclubs «Bandidos MC». Er hatte das Booklet der CD hergestellt und wurde dafür im Jahr 2010 zu einer Geldstrafe von 1.800 Euro verurteilt. Wo die CD produziert worden war, konnte nie ermittelt werden. Die Staatsanwalt vermutete „in Norddeutschland, möglicherweise Schleswig-Holstein“.
Am 3. Mai 2003 wurde in Neustadt in Holstein ein Gedenkort geschändet, der an die jüdischen Opfer der Cap Arcona-Tragödie von 1945 erinnert. Auf dem Gedenkort wurde ein Ferkel aufgeschlitzt, auf den Gedenkstein wurde mit roter Farbe „C18“ geschmiert. Alexander Hardt und Lars Bergeest gerieten in Verdacht, die Tat begangen zu haben. Bei einer Hausdurchsuchung 2004 fanden sich bei Bergeest ein «Combat 18»-Aufnäher und auf Hardts Computer Teile des Bekennerschreibens zu dem Anschlag, das auf einer Webseite von «Combat 18» Deutschland veröffentlicht worden war. Der Sohn eines Metzgers aus der Region bestätigte, dass Hardt sich Tage vor der Tat nach einem Schweinekopf erkundigt hatte. Zu seinem Prozess im Jahr 2006 in Oldenburg / Holstein wurde Hardt von Marco Eckert und Lars Bergeest begleitet. Bergeest trat nur als Zeuge auf, denn Zeugenaussagen die ihn belasteten reichten nicht aus, um gegen ihn Anklage zu erheben. Alexander Hardt wurde in dem Prozess freigesprochen.
Der Kieler Peter Borchert ist seit vielen Jahren ein enger Weggefährte von Alexander Hardt. Er war zu dieser Zeit schon in einem durch und durch kriminellen Milieu verhaftet und galt als Waffenbeschaffer der Neonaziszene in Schleswig-Holstein. Bis 2004 waren 12 Waffengeschäfte aktenkundig, bei denen Borchert Waffen im Kieler Milieu und in der rechten Szene verkauft hatte. 2004 wurde er wegen Verstößen gegen das Waffengesetz zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Die Polizei verdächtigte Borchert insbesondere, Waffen für die Gruppe «Combat 18» Pinneberg besorgt zu haben. Diese Gruppe war 2001 nur wenige Monate nach dem Verbot von «Blood & Honour» Deutschland von ehemaligen Aktivisten der B&H-Sektion «Nordmark» (die Hamburg, Schleswig-Holstein und das nördliche Niedersachsen umfasste) gegründet worden. C18 Pinneberg hatte 20 bis 30 Mitglieder. Es war streng hierarchisch aufgebaut, ihr Anführer war der Hamburger Klemens Otto. Die Aktivitäten der Gruppe bestanden unter anderem darin, dass sie die Security von Konzerten von «Blood & Honour» Europe stellte, mit indiziertem bzw. verbotenen RechtsRock-Produktionen und mit «Combat 18»-Merchandise handelte und Morddrohungen an politische Gegner verschickte. Auf Kameradschaftstreffen trug Klemens Otto – so Behördenwissen – übersetzte Passagen des C18-Handbuchs vor. Auch erpresste die C18-Sektion Geld von rechten Szeneversänden, die Artikel mit Symbolen von B&H vertrieben, beispielsweise mit dem B&H-Zahlencode 28. C18 Pinneberg trieb quasi „Tantiemen“ von B&H ein. Die Polizei ging davon aus, dass sich die Gruppe bei den Erpressungen am „Field Manual“ von «Blood & Honour» orientierte, wo derartiges propagiert wird.
Im August 2001 fand die Polizei beim «Combat 18» Pinneberg-Mitglied Markus Naujok eine Liste mit Namen, Anschriften und Lichtbildern von Politikern, Gewerkschaftsangehörigen, Polizeibeamten und Linken, die nach Einschätzung der Polizei Parallelen zu einer „Redwatch“-Liste des britischen «Combat 18» aufwies. Im Oktober 2003 wurden dann im Zusammenhang mit «Combat 18» Pinneberg 50 Objekte durchsucht. Der Vorwurf lautete Bildung einer kriminellen Vereinigung, die Polizei fand Schusswaffen, ein Kassenbuch und „Anti-Antifa“-Listen. Von März bis April 2005 standen fünf Gruppenmitglieder vor Gericht. Die Anklage schrumpfte immer mehr zusammen, die Vorwürfe der Bildung einer kriminellen Vereinigung und des Verstoßes gegen das Waffengesetz wurden fallen gelassen. Am Ende gab es Geld- und Bewährungsstrafen für vier Angeklagte wegen erpresserischer Handlungen, Körperverletzungen und des Handels mit verbotenen CDs. Der fünfte Angeklagte bekam einen Freispruch. Auch hier wurde schnell klar, dass es in der Führungsebene der Gruppe eine V-Person gegeben haben muss.
Das neue alte «Combat 18» ab 2012
Die Neustrukturierung im Jahr 2012
Der Zeitpunkt der „Reunion“, der Neustrukturierung von «Combat 18» Deutschland im Frühjahr 2012 macht stutzig. Nach der Selbstenttarnung des NSU im November 2011 stand die militante Neonaziszene in Deutschland im öffentlichen Fokus. Geschichten vom „Naziuntergrund“, «Blood & Honour» und «Combat 18» füllten die Medien. Das V-Mann-Unwesen wurde öffentlich thematisiert und die Behörden waren unter Erklärungs- und Handlungsdruck. Just in den Monaten, in denen bekannt wurde, dass helfende Hände des NSU aus den Reihen von «Blood & Honour» kamen, fassten deutsche Neonazis den Plan, die in Deutschland verbotene Organisation und ihren militanten Arm als B&H/C18 wiederzuvereinigen („Reunion 28“). Ausgerechnet zum Zeitpunkt, als es für militante Neonazis von der Logik her ratsam schien, für einige Zeit auf Tauchstation zu gehen und die Füße still zu halten, gründet sich in Deutschland eine Gruppe, die sich vom Selbstverständnis her dem Untergrundkampf verschrieben hat. Ganz so, als könne ihnen nichts passieren. Und tatsächlich passierte ihnen bis heute ja auch fast nichts.
Die Neustrukturierung von «Combat 18» auf bundesweiter und internationaler Ebene wurde im Rahmen des Konzertes «Frihetsrock» mit «Oidoxie» am 3. März 2012 in Schweden beschlossen. Neonazis u.a. aus den skandinavischen Ländern, aus Deutschland, den Niederlanden und England legten im Rahmen des Konzerts die grundlegende Neuordnung fest. In den Aufbauprozess waren bereits 2012 Neonazis aus Südosteuropa eingebunden. So zum Beispiel der serbische «Combat 18»-Anführer Dragan Petrovič („Bajba“). Er ist unter anderem Rugbytrainer für Kinder, war Sänger der Neonaziband «Providenje» und lebt überwiegend in Tschechien. Am 23. Juni 2012 sollte ein Reunion-Treffen in Prag stattfinden und Petrovič wandte sich diesbezüglich an den deutschen Neonazi Alexander Gorges. Der war Mitglied der Band «Oidoxie» und betreute die E-Mailadresse oidoxie318@aol.de. Für Petrovič war Gorges ein Ansprechpartner für C18 in Deutschland. Petrovič schrieb ihm:
„Hello Alex!How are you?I hope good.Comrade who make stickers recived packet from you.Thanks!We will make in Prag on 23.june meeting of 28/318 so we need that some from Germany come.Every country will send 2 comrades.Can you speak with anothers and Germany to send some important 28/318 members on meeting.We need that serius comrades come who are 100 procent 318 we will talk about future work of 28/318 and another things.Best regards! P.S.-Marco write me say me he cant play at moment becouse of work, family..etc.I say him no problem any time O. want is welcome.Take care and all best.“
Übersetzung: „Hallo Alex! Wie geht es dir? Ich hoffe gut. Der Kamerad, der Sticker macht, hat dein Paket erhalten. Danke!Wir werden am 23.Juni in Prag ein Treffen abhalten und wir wollen dass einige aus Deutschland kommen. Jedes Land wird 2 Kameraden schicken. Kannst du mit anderen sprechen in Deutschland um einige wichtige 28/318 Mitglieder zum Treffen zu schicken. Wir brauchen ernstzunehmende Kameraden die kommen, die 100% 318 sind, wir werden über die zukünftige Arbeit von 28/318 und andere Dinge sprechen. Viele Grüße! P.S.-Marco schrieb mir er kann im Moment wegen Arbeit und Familie nicht spielen …etc. Ich sagte ihm, kein Problem, jederzeit wenn O. [gemeint ist die Band Oidoxie- Anm. d. Verf.] möchte, seid ihr willkommen. Pass auf dich auf und alles Gute.“
Die Formulierung „28/318 Mitglieder“ macht deutlich, dass es für die Mitglieder keine Trennung zwischen den beiden Organisationen gibt. Gorges antwortet auf die Mail von Petrovič, dass der deutsche C18-Ableger über 80 Kameraden verfüge und sie zu dem Treffen kommen werden. Weiter waren zu dem Meeting Vertreter aus Italien, Schweiz, USA, England, Spanien, Niederlande, Frankreich und Litauen eingeladen. Aufgrund gleichzeitig stattfindender polizeilicher Maßnahmen gegenüber Neonazis in England wurde das Treffen jedoch auf einen späteren Zeitpunkt verlegt, da auf eine Teilnahme der Mitglieder aus dem C18-Gründungsland nicht verzichtet werden konnte.
Im Oktober 2012 erfolgte dann eine weitere Einladung zu einem internationalen Treffen. Die Schweizer «Combat 18»-Sektion verschickte eine Mail mit dem Betreff „Reunion 28″ und folgendem Inhalt:
„Dear comrades. As everybody of you knows, europe and the whole white world is on the path to total chaos. Immigrant-gangs and zionist-laws makes life for whites harder day by day […] We from 28/318 switzerland are interested for a metting with representatives from 28/318 from all over europe and usa to build a stronger network, and prepare ourselves for harder times. For this, we would like to organice a metting in may/june 2013 in switzerland“
Übersetzung: „Liebe Kameraden. Wie jeder von euch weiß, ist Europa und die gesamte weiße Welt auf dem Weg ins totale Chaos. Immigranten-Gangs und Zionisten-Gesetze machen das Leben für Weiße jeden Tag härter. […] Wir von 28/318 Schweiz sind an einem Treffen mit Repräsentanten von 28/318 aus ganz Europa und den USA interessiert, um ein stärkeres Netzwerk zu bilden und um uns auf härtere Zeiten vorzubereiten. Dafür möchten wir im Mai/Juni 2013 ein Treffen in der Schweiz organisieren.“
Die Betreffzeile „Reunion 28“ zeigt: Die Neonazis selbst sahen das sich nun entwickelnde Netzwerk, als eine Wiedervereinigung „alter“ Strukturen und Personen. Dieses neue alte B&H/C18-Netzwerk besteht aus Divisionen in zahlreichen Ländern. Aktuell kann Gruppen und Einzelpersonen in 20 Ländern eine Mitgliedschaft darin nachgewiesen werden. Sie verstehen sich keinesfalls als loses Netzwerk, sondern als eine Organisation mit dem Namen «Combat 18», die sich in nationale Divisionen und dort in Sektionen gliedert. Verbindendes Organisationsabzeichen ist der Drache in der gezeigten Darstellung. Dieser Drache ist eine Reminiszenz an „alte“ Zeiten, er war in den 1990er Jahren das Logo der englischen «Combat 18»-Zeitschrift „The White Dragon“.
In jeder Sektion gibt es exponierte Personen, die als „Sektionsführer“ und/oder Kontaktleute zu anderen Sektionen und Divisionen fungieren. In der Regel sind dies Personen, die sich seit vielen Jahren kennen und befreundet sind. Fast alle Mitglieder mit der Funktion des „Sektionsführers“ bzw. „Sergeant“ nutzen soziale Netzwerke als internationale Vernetzungs- und Kommunikationsplattformen. Relevante Absprachen werden jedoch im Rahmen von persönlichen Treffen, meist im Rahmen von Konzerten, getroffen. Interne Nachrichten von C18-Mitgliedern machen unmissverständlich klar, dass es feste Zugehörigkeiten gibt und dass der C18-Drache nur von offiziell anerkannten Mitgliedern getragen und verbreitet werden darf. Ein ranghohes Mitglied der «Combat 18» Division aus Italien schrieb im Januar 2018:
„No one can call himself C18 if he is not part of the recognized official crew of his country. Combat 18 Italia recognizes, internationally, only official crews.No one is authorized to speak in the name of C18 for any reason. The Brotherhood between crews is recognized only by the official members in respect of C18.No one is allowed to speak in the name of C18 for any reason and no one can handle, wear or make money on C18’s material. After receiving some offenses from fake members, we clarify that they are not recognized and authorized by any official c18 crew. Combat18 Official Italia is one, recognized and exclusive. In respect of those who dedicate themselves, seriously at the service of the IDEA. COMBAT18 OFFICIAL ITALIAN CREW.“
Übersetzung: „Niemand darf sich C18 nennen, wenn er nicht Teil der anerkannten, offiziellen Crew seines Landes ist. Combat 18 Italien erkennt international nur offizielle Crews an. Niemand ist autorisiert, aus irgendeinem Grund, im Namen von C18 zu sprechen. Die Bruderschaft zwischen den Crews wird nur von den offiziellen Mitgliedern mit Bezug zu C18 anerkannt. Niemand hat die Erlaubnis aus irgendeinem Grund im Namen von C18 zu sprechen und niemand kann C18 Material verarbeiten, tragen oder damit Geld machen. Nachdem wir einige Anfeindungen von Fake Mitgliedern erhalten haben, stellen wir klar, dass diese nicht anerkannt und durch irgendeine offizielle C18 Crew autorisiert sind. Combat 18 Italien ist offiziell, anerkannt und exklusiv. In Respekt gegenüber jenen, die sich selbst ernsthaft in den Dienst der IDEE stellen. OFFIZIELLE COMBAT 18 CREW ITALIEN“
Dieser Macht- und Exklusivanspruch wird deutlich nach Außen vertreten. Andere B&H-Gruppen, die nicht Teil des B&H/C18-Netzwerks sind, werden denunziert und boykottiert.
Treffpunkt und Geschäftsfeld Konzert
Wichtige Treffpunkte, neben den monatlichen Sektionstreffen, sind die Konzerte die von Gruppen des Netzwerkes ausgerichtet werden, oder die Konzerte auf denen sie sich verabreden, ohne an der Organisation beteiligt zu sein. Diese Konzerte bilden den „kulturellen“ Rahmen für interne Gespräche. Es ist ein eingespieltes Vorgehen. Die Neonazis wissen, dass sie von Polizei und Geheimdiensten überwacht werden. Ein ehemaliger B&H/C18-Aktivist erzählt:
„Auf Konzerten sind viele Leute und es herrscht ein Lärm, der es unmöglich macht, einen abzuhören oder zu belauschen. Du lässt die Handys im Auto und stellst dich mit paar Leuten in eine Ecke und redest. Wir haben im Rahmen von Konzerten über alles geredet, auch darüber wie illegale CDs produziert werden, wie wir an Waffen kommen. Ich bin niemals zu einem Blood & Honour-Treffen gereist, dass nicht bei einem Konzert stattfand.“
In hoher Taktzahl richten Gruppen des «Combat 18» in Deutschland und international Konzerte und Liederabende für einen ausgewählten Kreis von Personen aus. Oft kommen bei Konzerten mit kaum mehr als 100 Teilnehmenden C18-Mitglieder aus mehreren Ländern zusammen. Diese Treffen dienen dem internen Zusammenhalt, hier trifft sich die Bruderschaft und klärt ihre Familienangelegenheiten. Auch auf Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten treffen sich C18-Mitglieder aus dem ganzen Land und dem Ausland, meist gibt es Live-Darbietungen von Musikern „ihrer“ Bands.
Drei Beispiele hierfür:
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Am 28. Juli 2016 lud «Blood & Honour/Combat 18 Scandinavia» zu seinem Sommerfest im schwedischen Sölvesborg ein. Es kamen 60 Personen aus Skandinavien und Deutschland, darunter Thorsten Heise, der eine Rede hielt. Danach trat der Liedermacher «Division Voran» (der «Oidoxie»-Musiker Martin Krause) auf.
- Am 9. September 2017 fand in Vallåkra in Südschweden ein von B&H/C18 ausgerichtetes Konzert mit den deutschen Bands «Faust», «Sturmwehr» und «Sachsenblut» statt. Es kamen knapp 120 Neonazis, darunter Personen aus den C18-Divisionen Deutschland, Skandinavien, Italien und Schweiz. Am nächsten Tag trafen sich die C18-Mitglieder noch zu einer internen Sitzung.
- Zu einem Liederabend mit «Oidoxie» in den Räumen der Landesgeschäftsstelle der NPD am 10. Februar 2018 in Eisenach (Thüringen) mit insgesamt 80 Gästen trafen sich Mitglieder mehrerer C18-Sektionen und ihnen nahe stehende Personen: C18-Leute aus Hessen, Thüringen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Frankfurt an der Oder. Das Treffen war ein „Solidaritätsabend“ für André Eminger, einer der engsten Freunde und Unterstützer der rechtsterroristischen Gruppe NSU.
Mit der Durchführung von großen Szene-Konzerten haben sich «Combat 18» und andere neonazistische Organisationen eine wahre Goldgrube erschlossen. An der Organisation von zwei der größten Neonazi-Konzerte der Geschichte waren Gruppen aus dem Netzwerk von «Combat 18» maßgeblich beteiligt. Ein Konzert im schweizerischen Toggenburg am 15. Oktober 2016 wurde von 5.000 Neonazis besucht und am 15. Juli 2017 reisten gar 6.000 Neonazis zum Konzert «Rock gegen Überfremdung» nach Themar in Thüringen. Die beiden Konzerte erbrachten jeweils sechsstellige Gewinne.
Was passiert nun mit diesen Geldern? Ein Teil der Gelder fließen in den Kauf von Häusern, mit denen sich die Neonazis vor allem in Thüringen und Sachsen immer neue Freiräume schaffen. Ebenso dient das Geld der finanziellen Unterstützung inhaftierter Neonazis aus den eigenen Reihen. Laut Presseberichten, die sich auf Behördenauskünfte berufen, transferierte der deutsche C18-Ableger im Juni 2016 Gelder ins EU-Ausland. Ein mutmaßliches Führungsmitglied der Gruppe soll in diesem Zusammenhang der ungarischen Division Geld überwiesen haben. Auch gibt es Hinweise darauf, dass große Geldsummen von C18 über Scheinfirmen in Vorarlberg gewaschen werden, hinter denen die österreichischen C18-Aktivisten Wolfgang Schlemmer und Uwe Veljaca stehen.
Der Organisationsaufbau und «Combat 18» Deutschland
In einem internen C18-Deutschland Handbuch sind neun Richtlinien für die Mitglieder formuliert. Auszüge: 1. Es gibt eine „Anwärterzeit“ von mindestens sechs Monaten in denen sich das potentielle Mitglied beweisen muss. 2. Jedes Mitglied muss 15 Euro im Monat an den Sektionsführer zahlen. Nicht fristgerechte Zahlung hat nach zwei Abmahnungen einen Rauswurf zur Folge. Das Geld soll für Konzerte oder „Notfallgeld (z.B. Inhaftierung eines Bruders etc.)“ genutzt werden. 3. Bei Austritt muss die C18-Sektionskleidung zurückgegeben werden. 4. Jedes Bundesland hat eine Sektion und ist verpflichtet sich einmal im Monat zu treffen. Alle drei Monate finden größere Treffen statt. 5. Jedes Mitglied hat andere Mitglieder „als Bruder zu behandeln“ und darf ihnen niemals schaden. Wer die „Bruderpflicht“ verletzt, fliegt raus. 6. Im Internet darf nichts über die Gruppe verbreitet werden. 7. Bei „Auswärtsfahrten“ besteht eine Kleiderordnung. Es müssen die C18-Shirts/Jacken getragen werden, sowie schwarze Hose und Schuhe. Wer sich widersetzt muss sofort Strafgeld zahlen. 9. „Alles Gruppeninterne darf NIEMALS mit Nichtmitgliedern besprochen werden. Absolute Verschwiegenheit“.
Von ca. 50 Personen lässt sich eine Mitgliedschaft in «Combat 18» Deutschland belegen. Dutzende weitere Neonazis tauchen regelmäßig in Personenzusammenhängen von «Combat 18» Deutschland auf und/oder beziehen sich auf die Organisation, doch bei ihnen fehlen Nachweise für eine Mitgliedschaft. Die Mitglieder und Mitgliedsanwärter kommen aus ganz Deutschland, von Bayern bis Schleswig-Holstein. Für feste Mitglieder und jene die es werden wollen und sich noch in der Prüfungsphase befinden, gibt es eigene T-Shirts, die sie als solche ausweisen. Mitglieder müssen eine Aufnahmeprüfung absolvieren, bei der Ausdauer- und Krafttraining sowie Schießübungen fester Bestandteil sind. Diese Aufnahmetests werden regelmäßig in der Schweiz durchgeführt, auch Neonazis aus Deutschland nehmen daran teil.
Für die jeweilige Sektionskasse werden monatliche Beiträge von 15 Euro erhoben. Seit mindestens Mai 2012 gibt es eine internationale C18-Kasse, in die alle Mitglieder je 10 Euro pro Monat einzahlen sollen. Die Mitgliedsbeiträge wurden 2012 über die Emailadresse combatflags@mail.com auf ein Paypal-Konto überwiesen. Die eingehenden Zahlungen werden vom Niederländer Danny Janssen („Bookie“) verwaltet.
In den Richtlinien von «Combat 18» Deutschland heißt es, dass überall dort, wo es Mitglieder gibt, auch Sektionen bestehen sollen. Das wird offensichtlich nicht konsequent umgesetzt. Bisher sind in Deutschland drei Zusammenhänge erkennbar, bei denen es sich zweifellos um C18-Sektionen handelt und die auch den Anspruch erfüllen, monatliche Treffen durchzuführen: Eine Sektion in Nordrhein-Westfalen mit Schwerpunkt in Dortmund, eine Sektion in Ostholstein sowie eine Sektion, die Mitglieder in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen hat und von Stanley Röske aus Kaufungen bei Kassel angeführt wird.
Die Mitglieder von «Combat 18» Deutschland treten sowohl im Rahmen von Veranstaltungen der NPD als auch der Partei «Die Rechte» auf. Die Anbindung an die NPD gewährleistet Thorsten Heise, der stellvertretender Bundesvorsitzender der NPD ist. Auf dem von Heises NPD-Kreisverband veranstalteten «Eichsfeldtag» leisten Mitglieder von «Combat 18» Deutschland Ordnerdienste, auch spielen dort immer wieder C18-Bands. Auf Aufmärschen fielen Gruppen von «Combat 18» Deutschland bisher bei der Partei «Die Rechte» auf, beispielsweise am 1. Mai 2014 in Dortmund und beim «Tag der deutschen Zukunft» 2016 in Dortmund, beides organisiert von «Die Rechte». Zudem: Das «Combat 18»-Mitglied Keven Langner trat 2016 bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg in Karlsruhe für die Partei «Die Rechte» an. In den vergangenen Jahren suchten verschiedene neonazistische Gruppen die Nähe zu «Combat 18» Deutschland, allen voran Mitglieder der Gruppe «Nordic 12» aus dem Raum Bremen und dem Raum Magdeburg oder die Bruderschaft «Brigade 8» aus der Schweiz.
Über die Sektion von Stanley Röske ist am meisten bekannt, unter anderem dadurch, dass die Kontoverbindungen dieser Sektion von 2014 bis 2017 vorliegen. Sektionschef Stanley Röske führt ein Konto, über das Tank- und Hotelrechnungen von Reisen, Kosten für Materialien (beispielsweise Sektions-Shirts) und Mitgliedsbeiträge abgewickelt werden. Der monatliche Beitrag beträgt, wie in den Richtlinien vorgegeben, 15 Euro. Die einen wiesen diese Überweisungen offen als „Beitrag“ aus und die, die sich für sehr pfiffig halten, schreiben „Spritgeld“ (in Anführungszeichen) in den Verwendungszweck – und überweisen jeden Monat dieselbe Summe „Spritgeld“. Die Überweisungen spiegeln nicht die Mitgliedsstärke der Sektion wider. Von weiteren Personen, die keine Beiträge überwiesen, ist bekannt, dass sie dieser Sektion angehör(t)en. Es ist kaum zu glauben: Eine Gruppe, die sich als bewaffneter Arm einer in Deutschland verbotenen Organisation (B&H) versteht, gibt sich eine Vereinssatzung im Stile eines Fußballfanclubs und führt ein De-Facto-Vereinskonto für Mitgliedsbeiträge. Dabei ist Stanley Röske erfahrener Szeneaktivist und bekannt dafür, auf Sicherheit zu achten. Stanley Röske fiel 1995 das erste Mal als Teilnehmer einer Neonaziveranstaltung auf. Um das Jahr 2000 hatte er in Leipzig mehrere Verfahren wegen Körperverletzung, wobei er oft mit Bewährungsstrafen davon kam. Seit 2001 tritt er im Raum Kassel auf, wohnt heute in Kaufungen bei Kassel. Röske gehört seit vielen Jahren dem Sicherheitsdienst «Frontline Security» an und baute später einen Teil der «Oidoxie Streetfighting Crew» mit auf. Röske gilt – so dass Zitat eines C18-Aktivisten – als „Machtmensch, bzw. er wäre gern jemand der die Zügel in der Hand hielte“. In den eigenen Reihen ist Röske mehr gefürchtet als beliebt. Er ist aufbrausend und durch und durch gewalttätig.
Mindestens zwei bekannt gewordene Schießübungen, 2014 in den Niederlanden und 2017 in Tschechien wurden von der Sektion von Stanley Röske durchgeführt. An ihnen nahmen 15 bis 20 Personen, wohl ein Großteil seiner Sektion, teil. Besonders konspirativ gingen sie dabei nicht vor. Beim Schießtraining in den Niederlanden sollen die Beteiligten «Combat 18»-Kleidung getragen haben. Auf dem Rückweg vom Schießtraining am 24. September 2017 im tschechischen Cheb erwarteten Kräfte der GSG 9 die zurückkehrenden Neonazis an der Grenze. Sie kontrollierten nicht alle, jedoch das Auto, in dem Röske saß. Sie fanden bei ihm und dem C18-Mitglied Tobias Voll aus Homberg/Efze (Nordhessen) 26 Schuss illegal eingeführte Munition. Röske wurde im März 2018 vor dem Amtsgericht Hof (Bayern) zu einer Geldstrafe von 3.000 Euro verurteilt. Voll erhielt im April 2018 eine Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung und 2.000 Euro Geldstrafe.
Die C18-Sektion, die Röske heute anführt, unterscheidet sich von anderen Sektionen dadurch, dass sie ihre Mitglieder bundesweit einsammelt. Was nicht jedem und jeder des deutschen «Combat 18» gefällt – so ließ sich in der Vergangenheit bei Einzelnen Gemurre darüber vernehmen, dass Röske für seine Sektion Mitglieder anderer Sektionen quasi abwerben würde. Die Mitglieder seiner Sektion sind zum Teil altgediente Aktivisten der SFC und Jüngere, die aus Neonazicliquen in Thüringen und Nordhessen zu C18 stießen.
Als Mitglieder der C18 Sektion von Röske fielen zwischen 2014 und 2017 unter anderem auf:
- Jan Bogdahn aus Schauenburg bei Kassel, der seit 2014 Mitglied ist. Beim von Thorsten Heise organisierten «Eichsfeldtag» 2017 machte Bogdahn Security. Bilder des Tages zeigen ihn stets als Duo mit Malte Ahlbrecht, der in Fretterode auf Heises Grundstück lebt und als dessen Ziehsohn gilt. Bogdahn wird – wie auch Jonas Käufler – eine sehr aktive Rolle in der Sektion nachgesagt.
- Jonas Käufler, kommt aus Schwalmstadt in Mittelhessen und wohnt heute in Dortmund. Er ist liiert mit Nadine Stegemöller.
- Nadine Stegemöller, Geschäftsführerin einer Spedition im nordrhein-westfälischen Kamen, wurde medial bekannt, da ihre Firmen-LKWs als rollende Werbebanden für rechte Parolen durch die Lande fahren.
- Denis Zadow aus Herne war Sänger der C18-Band «Strafmass», die sich mit Lieder wie „Combat 18 Deutschland“ (veröffentlicht 2014) zum Lautsprecher der Organisation machte. Zusammen mit Marko Gottschalk unterhielt Zadow das Bandprojekt «Straftat», die 2009 eine CD mit dem Titel „Hail C18“ veröffentlichte. Er überwies bis Oktober 2014 Mitgliedsbeiträge an Röske. Vermutlich ist Zadow mittlerweile nicht nur aus der Sektion, sondern auch aus «Combat 18» Deutschland insgesamt ausgeschieden. Er geriet bei den Kameraden in Kritik, als er 2015 zusammen mit dem (damaligen) «Oidoxie»-Musiker Falk Pirnke die Band «Schuldig» gründete und deswegen seine Aktivitäten für «Strafmass» zurück gestellt haben soll. «Schuldig» versuchte sich als unpolitische Deutschrock-Band aufzustellen und Zadow erklärte, ausgestiegen zu sein: „Jedem, der ein wenig Griebs [sic!] im Kopf hat, sollte aufgefallen sein, dass ich nicht mehr in der rechten Szene aktiv bin.“
- Agnes Zadow, ehemals Agnes Dulewicz, ist die mittlerweile getrennte Ehefrau von Denis Zadow. Sie gehört dem «Oidoxie»-Kreis seit mindestens 1999 an, posiert 2006 auf dem „Familienbild“ der «Oidoxie Streetfighting Crew». Auch sie überwies letztmals im Oktober 2014 ihren Mitgliedsbeitrag.
- Maik Burmeister aus Kassel, nahm 2014 mit Teilen seiner Sektion am «Eichsfeldtag» in Leinefelde und am Neonaziaufmarsch am 1. Mai in Dortmund teil.
- Sebastian Mietze aus Bochum gehörte bereits ab 2003 der SFC an.
- Anja Sager aus Recklinghausen, befindet sich – wie auch Mietze – auf dem „Familienbild“ der SFC aus dem Jahr 2006. Ihr Partner ist Markus Wiederstein aus Hof im Westerwald, der ebenfalls der C18-Sektion um Röske angehört.
- Daniel Steinmüller aus Ronneburg bei Gera ist ehemaliger Vorsänger der Ultras des Fußballvereins BSG Wismut Gera und Kampfsportler. Er lässt kaum eine Gelegenheit aus, seine C18-Zugehörigkeit zu präsentierten. Ein Foto von Steinmüller mit tätowiertem «Combat 18»-Schriftzug, dass er auf einem Fußballspiel in Brandenburg im Jahr 2016 zeigte, ging bundesweit durch die Medien.
- Ronny Gleim aus Fornsbach (Baden-Württemberg) ist Sänger der RechtsRock-Band «Sturmbrüder» aus dem Rems-Murr-Kreis nordöstlich von Stuttgart. Schon um 2009 gehörte Gleim dem Stuttgarter Ableger der SFC an. «Sturmbrüder» und der harte Kern ihrer Fans pflegen weitreichende Kontakte zum Kreis um «Oidoxie».
- Heiko Zylinski aus Duderstadt überweist ab 2014 Beiträge für seine C18-Mitgliedschaft an Stanley Röske. Er ist seit Jahren bundesweit und international gut vernetzt, tritt allerdings selten öffentlich auf.
- Frank Boinus aus Recklinghausen, dessen Mitgliedsbeiträge von seiner Partnerin Andrea Huber, ebenfalls aus Recklinghausen, überwiesen werden.
- Mario Köhler aus Küllstedt in Thüringen fiel schon um das Jahr 2010 als Angehöriger der «Oidoxie Streetfighting Crew» auf. Auch sein Bruder Tobias Köhler ist Mitglied der C18-Sektion um Röske.
- Alexander Nusser und Manuel Walser aus der Neonaziszene im Raum Neu-Ulm (Bayern) sind seit etlichen Jahren eingefleischte «Oidoxie»-Fans und stießen offensichtlich aus deren Fankreis zu Röske und C18.
- Marcel Wessel aus Bremen war 2014 auf internen Treffen der Röske-Sektion und trat auf dem Aufmarsch am 1. Mai 2014 in Dortmund gemeinsam mit Denis Zadow in «Combat 18» Deutschland-Jacke auf.
- Jörg Schöneborn aus Bad Berleburg (bei Siegen) wird vom C18-Mitglied Alexander Gorges als Angehöriger der C18-Gruppe von Röske denunziert (siehe Kapitel Machtkämpfe und Intrigen).
- Keven Langner („Klinke“) , wohnte lange Jahre in der Region Karlsruhe, wo er rechte Konzerte und Partys organisierte. Im März 2016 trat er bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg für die Partei «Die Rechte» an. Aktuell ist Langner in Erfurt gemeldet. Über Langner schrieb der 2015 gestorbene «Hammerskin» und V-Mann Roland Sokol: „Ich nenn den immer Diener, weil er immer so Arschkriechen tut. Einer unserer älteren Hools hat ihn abgerichtet, jetzt macht er immer das, was er will. Hat sich versucht in die Endstufe-Crew zu schleimen, dann musste er die Klamotten bei mir abgeben 🙂 jetzt stürzt ihm immer das Gesicht ein, wen er mich sieht, haha.“
- Anna Maria Schenk und Marco Schenk aus Holzwickede. Marco Schenk gehört dem Kreis um «Oidoxie» seit mindestens 2001 an
- Philipp Bauch („Kurt“) aus Berga in Ostthüringen ist eifriger Aufmarschgänger und Besucher von «Oidoxie»-Konzerten.
- Melanie Koch („Struppi“) aus Dingelstädt bei Leinefelde ist die Partnerin von Tobias Köhler.
Mitglied dieser Sektion ist sehr wahrscheinlich auch Tobias Maul aus Fulda. Auf einem Aufmarsch in Dortmund 2014 trat Maul in einer Reisegruppe der C18-Sektion um Röske auf, im März 2018 begleitete er Röske zu seinem Prozess in Hof an der Saale.
Da das Auftreten von Röske seit Jahren für Streit im C18-Netzwerk sorgt, haben sich offensichtlich einige Sektionsmitglieder von ihm abgewendet und sind in andere Sektionen gewechselt. Ein Beispiel dafür könnte Alexander Michels aus Malchin (Mecklenburg-Vorpommern) sein. Michels zahlte von Sommer 2016 bis Februar 2017 Mitgliedsbeiträge bei Röske ein, doch ist er seit 2017 mit der nordrhein-westfälischen Sektion unterwegs. Am 9. September 2017 nahm er am Konzert „Valhalla calling“ im schwedischen Vallåkra teil, das «B&H/C18-Scandinavia» ausgerichtet hatte. Auch im Oktober 2017 befand er sich im Anhang der NRW-Sektion um Robin Schmiemann und den «Oidoxie»-Musikern Torge Nentwich und Martin Krause. Anlass war die Hochzeit eines B&H/C18-Mitgliedes in Polen. Alexander Michels kommt aus Lutzerath (Hunsrück, Rheinland-Pfalz) und war Anführer der «Chaos Crew 33», die ihre aktivste Zeit um das Jahr 2010 und ihren Schwerpunkt im Raum Wittlich hatte. Die Mitglieder der «Chaos Crew 33» posierten beständig mit «Blood & Honour» und «Combat 18»-Symbolik. Am 28. Februar 2009 organisierte Michels in Burbach (bei Siegen) ein Konzert mit der C18-Band «Weisse Wölfe», in der Marko Gottschalk mitspielte. Im Juni 2011 begingen Michels und andere «Chaos Crew»-Mitglieder eine brutale Tat. Sie verdächtigten einen Kameraden des Verrats, lockten ihn in eine Falle und prügelten ihn halb zu Tode. Daraufhin saß Michels mehrere Jahre in Haft. Nach seiner Haftentlassung schloss er sich der Neonazigang «Sturmgruppe 44» an, die jedoch 2016 zerfiel. Daraufhin zog Michels offensichtlich zu «Combat 18» weiter.
Stanley Röske (geboren 1976) und kommt aus Greifswald. Er fiel erstmals 1995 auf, als er zusammen mit Corryna Görtz und Dirk Winkel (siehe Kapitel Die NSU-Morde in Dortmund und Kassel 2006) ein Neonazitreffen besuchte. Um das Jahr 2000 war er in Leipzig aktiv und hatte dort mehrere Prozesse wegen Körperverletzung. Ab Spätestens 2002 baute er in Kassel zusammen mit Danyel Huth und Michel Friedrich die Neonazigruppe «Sturm 18 Cassel» auf. Zu dieser stieß der aus Bad Segeberg zugezogene Neonazi Bernd Tödter, der für Streit sorgte, woraufhin Röske und Friedrich den «Sturm 18» verließen. Danach versuchte Röske eine „Crew“ der Kasseler B&H-Band «Hauptkampflinie» aufzubauen, doch die Bandmitglieder wollten sich nicht darauf einlassen. Denn Röske galt als „Machtmensch“, aufbrausend und durch und durch gewalttätig. Bei «Hauptkampflinie» abgeblitzt, baute Röske nun mit Neonazis aus dem Raum Kassel und dem Raum Leinefelde (Thüringen) die „Nordhessen-Crew“ der «Oidoxie Streetfighting Crew» (SFC) auf.
Auf der 2009 erschienenen CD „Hail C18“ der Band «Straftat», ein Projekt von Marko Gottschalk und Denis Zadow, findet sich ein Gruppenbild der SFC, auf dem Röske zu sehen ist. Auf dem Front-Cover der «Straftat»-CD „Steh wieder auf“ von 2011 sind Röske und Marko Gottschalk abgebildet. In den eigenen Reihen ist Röske mehr gefürchtet als beliebt. Oliver Podjaski, ehemaliger Sänger der Naziband «Hauptkampflinie», beschrieb im hessischen NSU-Untersuchungsausschuss eine Szene von einer Redner-Veranstaltung, die Röskes Freundin durch Gespräche mit ihrer Nebenperson störte. Als sie ein Teilnehmer bat, das zu unterlassen, schlug Röske – so erzählte Podjaski – unvermittelt auf diesen ein.
Röske arbeitet in einer SB-Bereichskantine von VW in Baunatal bei Kassel als stellvertretender Küchenchef und lebt sichtbar über seine Verhältnisse. Vorwürfe, dass er Gelder unterschlägt und diese unter anderem in seine Tätowierungen investiert, begleiten ihn seit längerer Zeit. Im Jahr 2015 sammelte seine C18-Sektion für die in Not geratene Familie eines Kameraden. 750 Euro kamen zusammen, doch Röske leitete nur 250 an die Familie weiter. Die restlichen 500 Euro landeten offensichtlich in seiner eigenen Tasche.
Die «Combat 18» Deutschland Sektion in Ostholstein ging aus dem Führungskreis der «Kameradschaft Cismar» hervor. Als Anführer der Kameradschaft als auch der C18-Sektion gelten Marco Eckert aus Grube und Lars Bergeest aus Cismar. Als im Juni 2016 in Dortmund die Führungsmitglieder des 2012 neu strukturierten «Combat 18» Deutschland zusammen kamen, waren Bergeest und Eckert dabei.
Die «Kameradschaft Cismar» stellt seit den 2000er Jahren die Statthalter-Struktur des Heise-Browning-Netzwerkes im Norden von Deutschland und bildet zugleich die Brücke nach Skandinavien. Seit spätestens 2008 spielt Lars Bergeest eine führende Rolle in der «Versorgungslinie Nord». 2006 lebte er, wie bereits erwähnt, mit Flemming Muff Christiansen in einer Wohngemeinschaft in Dänemark und arbeitete bei dem B&H/C18-Label «Celtic Moon».
Immer wieder treten die Ostholsteiner C18-Leute in Skandinavien in Erscheinung, beispielsweise am 9. September 2017 beim «Valhalla calling»-Konzert im südschwedischen Vallåkra, dass von «B&H/C18 Scandinavia» veranstaltet wurde. Lars Bergeest fuhr den Shuttlebus vom Schleusungspunkt zum Konzertort. Am 20. April 2018 reiste Bergeest zusammen mit skandinavischen C18-Mitgliedern ins sächsische Ostritz zum Neonazi-Festival «Schild & Schwert».
Marco Eckert stammt aus Kassel und ist seit vielen Jahren viel beschäftigter Musiker in den C18-Bands «Sturmwehr» und «Oidoxie». Sein musikalischer Einstieg geschah über die ostholsteinischen Bands «Rassenhass» und «Words of Anger». Gemeinsam mit dem Sänger der RechtsRock-Band «Faust» ist Eckert auch bei einer «Böhse Onkels»-Coverband namens «28-Gehasst-Verdammt-Vergöttert» aktiv. Am Schlagzeug sitzt dort der ehemalige «Oidoxie»-Schlagzeuger Falk Pirnke. Viele Jahre betrieb Eckert den Versand «Sturm 18» und das Label «Ton und Textil Nord». Der Versand hatte seine Anschrift einige Jahre in Kellenhusen, und laut Impressum war dafür längere Zeit Christian Möring verantwortlich – ein aus Kassel kommendes Mitglied der «Oidoxie Streetfighting Crew». Die Adresse wechselte um 2013 zum Wohnort von Eckert nach Grube und die offizielle Verantwortung übernahm Marco Eckerts Ehefrau Yvonne Eckert. Seit deren Trennung im Spätsommer 2017 ist die Versandseite nicht mehr online. Eckerts neue Lebenspartnerin ist Michelle Steinmetz aus Homberg/Efze in Nordhessen, eine vierfache Mutter, die bei der „B. Braun Melsungen AG“ arbeitet – wie auch das C18-Mitglied Tobias Voll. Bei den monatlichen Sektionstreffen, die unter anderem im Privathaus von Eckert in Grube stattfinden, ist Steinmetz ebenfalls anwesend.
Mitglied der Ostholsteiner C18-Sektion ist auch Martin Krause aus Bad Sülze bei Rostock. Krause spielt den Bass bei «Oidoxie» und hilft ab und an bei «Sturmwehr» aus. Unter dem Namen «Division Voran» tritt er als Liedermacher auf – etwa auf einem Sommerfest von «B&H/C18 Scandinavia» am 28. Juli 2016, in dessen Vorprogramm Thorsten Heise eine Rede hielt. Schon 2005 trat Krause mit Eckerts Band «Words of Anger» im Neonazitreffpunkt «Club 88» in Neumünster auf. Seit 2006 ist er als Organisator von RechtsRock-Konzerten bekannt. Im August 2008 wurde eine von ihm durchgeführte Veranstaltung in Rostock von der Polizei aufgelöst, dabei griffen Krause und andere Neonazis die anwesende Polizei an. Für diese und weitere Straftaten musste er für zwei Jahre und zehn Monate in Haft. In der Neonaziszene in Mecklenburg-Vorpommern hat Krause kein Ansehen mehr, da ihm vorgeworfen wird, Kameraden bestohlen zu haben. Für «Oidoxie» und «Combat 18» ist sein zweifelhafter Ruf kein Problem.
Ein bemerkenswertes Kapitel der Geschichte von «Combat 18» in Schleswig-Holstein ist die seit Jahren enge Bande zwischen Neonazis und Rockergruppen, bzw. dem sogenannten Rotlichtmilieu. Die Schlüsselpersonen darin sind Peter Borchert und Alexander Hardt. Die beiden sind Mitglied des «Bandidos MC» und zugleich neonazistische Überzeugungstäter. Gerade mit Alexander Hardt sind Bergeest und Eckert seit nahezu zwei Jahrzehnten geschäftlich wie politisch eng verbunden.
Über die «Bandidos»-Connection eröffnen sich den Neonazis auch Freiräume für Konzerte. Am 13. Mai 2017 spielte die Band «Kategorie C – Hungrige Wölfe» in Wahlstedt (Schleswig-Holstein) im Clubhaus des «Bandidos MC». Das dortige «Bandidos»-Chapter «Northgate» war vom Neonazi Björn Schmidtke, ehemaliges Mitglied von «Combat 18» Pinneberg, aufgebaut worden. Es reisten Mitglieder von «Combat 18» Ostholstein und aus Dänemark an. Bergeest war offenkundig organisatorisch in das Konzert eingebunden, denn er brachte einen Kofferraum voll mit alkoholischen Getränken zum Konzertort.
Der Kieler Peter Borchert, der sich 2009 dem «Bandidos MC» anschloss, ist in der holsteinischen Neonaziszene angesehen und gefürchtet. Er wurde schon Anfang der 2000er Jahre verdächtig, der Gruppe «Combat 18» Pinneberg Waffen beschafft zu haben (siehe Kapitel «Combat 18» in Schleswig-Holstein in den 2000er Jahren).
Alexander Hardt ist ein Gefolgsmann Thorsten Heises. Er war 2003 an der B&H/Heise-Produktion „Geheime Reichssache“ der Band «Kommando Freisler» beteiligt und wurde dafür 2010 zu einer Geldstrafe verurteilt. Alexander Hardt und Lars Bergeest betreiben seit 2010 einen Handel mit Einbruchswerkzeugen. Von 2010 bis 2013 war Lars Bergeest als Geschäftsführer des Online-Versandes genannt. Im Dezember 2012 eröffnete Hardt zusammen mit Borchert und mit Unterstützung von Bergeest in Kiel das Ladengeschäft «PLS Werkzeuge», wobei PLS für „Polenschlüssel“ steht. Aktuell betreiben Borchert und Hardt in der Innenstadt von Neumünster das Tattoostudio «Famous Tattoo & Lifestyle Store». Dem Gerede nach soll das Geschäft mit Geldern aus Crystal Meth-Geschäften von Borchert aufgebaut worden sein und der Finanzierung der Neonaziszene dienen.
Wie im Kapitel «Combat 18» in Schleswig-Holstein in den 2000er Jahren beschrieben wurde Alexander Hardt 2006 angeklagt, am 3. Mai 2003 einen jüdischen Gedenkort in Neustadt in Holstein mit Schweineblut besudelt zu haben. Unter anderem war mit roter Farbe der Schriftzug „C18“ auf einen Gedenkstein geschmiert worden. Obwohl Indizien auf Hardt deuteten, wurde er freigesprochen. Fast auf den Tag genau zehn Jahre später, am 2. Mai 2013, wurde derselbe Gedenkort erneut geschändet. Just zu der Zeit, in der sich das neue alte «Combat 18» in Ostholstein konsolidierte. Man mag darin eine Botschaft erkennen: Wir sind wieder da.
Die Sektion in Dortmund / Nordrhein-Westfalen
Den größten, umtriebigsten und einflussreichsten Zusammenhang von «Combat 18» Deutschland stellen Neonazis aus Nordrhein-Westfalen aus dem Kreis der Band «Oidoxie». Wie bereits erwähnt, entstanden aus dem engeren Umfeld von «Oidoxie» schon um 2000 und ab 2006 C18-Gruppen. Die 2003 gegründete «Oidoxie Streetfighting Crew» ist die wichtigste Vorläuferstruktur des neuen alten «Combat 18» Deutschland.
Jedes dritte «Oidoxie»- Konzert findet im Ausland statt. Diese Konzerte korrelieren mit dem Aufbau von «Combat 18»-Gruppierungen im Ausland. Gruppen aus dem neu strukturierten C18-Netzwerk kommen hauptsächlich aus Ländern, in denen «Oidoxie» regelmäßig spielen und in denen der «Oidoxie»-Sänger Marko Gottschalk aus Dortmund – als führendes und konstantes Mitglied von «Oidoxie» – die Kontakte knüpfte. So wurde 2009 im Rahmen eines «Oidoxie»-Konzertes in Italien von anwesenden deutschen Neonazis die italienische C18-Gruppe aus der Taufe gehoben. Auch ein Konzert der Band in Ungarn am 12. April 2014 – der erste Auftritt von «Oidoxie» in diesem Land – wurde zum Anlass genommen die Division «B&H/C18 Hungary» ins Leben zu rufen. Ein Bericht von «B&H/C18 Scandinavia» bestätigt dies:
„[…] due to help from members of B&H/C18 in Sweden and our brothers from C18 in Germany.“
Übersetzung: „[…] dank der Hilfe von B&H/C18 Schweden und unserer Brüder von C18 in Deutschland“.
Marko Gottschalk ist zweifellos eine Führungsfigur der NRW-Sektion von «Combat 18» Deutschland. Neben ihm zählen aktuell Marco Eckert, Torge Nentwich, Martin Krause und Martin Werner zur Bandbesetzung von «Oidoxie».
Martin Werner aus Frankfurt an der Oder löste vor wenigen Monaten Falk Pirnke aus Nordkirchen (NRW), der viele Jahre bei «Oidoxie» gespielt hatte und der SFC angehört, am Schlagzeug ab. Werner hat als zweites Projekt die völlig unpolitische «Martin Werner Band».
Torge Nentwich kommt aus Wiesbaden und wohnt seit einigen Jahren in Dortmund. Er ist nicht nur mit der Band unterwegs, sondern nimmt auch an Aufmärschen teil, wie im Juni 2016 am «Tag der deutschen Zukunft» in Dortmund. Am 3. Februar 2018 feierte er seine konspirativ geplante Geburtstagsparty, auf der «Oidoxie», die Neonaziband «Randgruppe Deutsch» und der Liedermacher «Division Voran» (Martin Krause) auftraten. Marco Eckert aus Grube und Martin Krause aus Bad Sülze sind Mitglieder der «Combat 18»-Sektion in Ostholstein (siehe Kapitel Die Sektion in Ostholstein).
Die wichtigste Person der NRW-Sektion ist neben Gottschalk zweifelsohne Robin Schmiemann, der bei seiner Lebensgefährtin Katja Braun in Castrop-Rauxel wohnt. Die Vorgeschichte von Schmiemann als C18-Mitglied um 2006 und als Drogendealer und Supermarkt-Räuber 2007 ist im Kapitel „Combat 18 in Nordrhein-Westfalen“ beschrieben. Schmiemann genießt das Vertrauen von William Browning, ist dessen ausführende Hand, trifft sich mit ihm regelmäßig in England, den Niederlanden oder in Deutschland. Als eine Art Manager ist Schmiemann ständig zwischen den Ländern, auch in Skandinavien und Polen unterwegs.
Mitglieder der C18-Gruppe in NRW sind weiterhin:
- Daniel Kraft („Theo“) aus Brilon im Sauerland. Er war bereits 2006 Mitglied der SFC und pflegt bundesweite Kontakte, auch zu Gruppierungen wie «Nordic 12» aus Schleswig-Holstein.
- Ingo Sasse und Patric Kowalski aus Dortmund sowie Jan Hübner aus Lünen tauchten als Reisegruppe in den letzten zwei Jahren auf diversen Veranstaltungen im In- und Ausland auf. Hübner ist/war darüber hinaus auch für den Sicherheitsdienst der Bremer Neonazi-Band «Kategorie C» aktiv, wie etwa bei einem Konzert im Dezember 2014 in Belgien.
- Kevin Becker und Thomas Bauer aus Waltrop nahmen als Teil der C18-Gruppe am «Rock gegen Links» 2017 in Themar teil. Becker reiste mit der Dortmunder C18-Sektion im September 2017 zum «Valhalla calling»-Konzert nach Schweden.
Zum Dortmunder C18 zählt auch Valerie Gottschalk, ehemals Valerie Costantino. Sie zog aus der Schweiz nach Dortmund, wo sie 2017 Marko Gottschalk heiratete. Mit ihm ist sie auf Konzerten in ganz Europa unterwegs.
Eng an die «Oidoxie»-Truppe angebunden ist Nicole Schäffler, ehemals Nicole Ollmann, wohnhaft in Großerlach, 25 km östlich von Heilbronn. Sie kommt aus dem bayerischen Simbach, organisierte 2004 in Niederbayern ein Neonazikonzert, woraufhin gegen sie ein Ermittlungsverfahren wegen der Wiederbetätigung von «Blood & Honour» geführt wurde. Ollmann ist im internationalen B&H bestens vernetzt. Sie ist eng mit Neonazis der «Aryan White Machine», einer C18-Unterstützergruppe aus Frankreich, verbunden. Ein Gruppenfoto zeigt vermummte Mitglieder dieser Gruppe und Schäffler mit Hitlergruss. Auf anderen Bildern posiert sie mit einer Schusswaffe. Schäffler pflegt ein inniges Verhältnis zum Sänger der polnischen C18-Band «Legion Twierdzy Wroclaw» (LTW), mehrfach reiste sie zu den C18-Konzerten «Night of Terror», die vom polnischen B&H/C18 organisiert werden.
Unmittelbar an «Oidoxie» angebunden ist noch eine C18-Kleingruppe am andere Ende der Republik. In Frankfurt an der Oder scharen sich einige Personen um Michael Hein, der vermutlich um 2010 „stellvertretender Crew-Leiter“ der SFC war. Wo «Oidoxie» auch spielt, Michael Hein ist meistens dabei und hat fast immer das C18-Mitglied David Pfeiffer aus Frankfurt an der Oder im Schlepptau. Hein und Pfeiffer sind wichtige Verbindungspersonen von «Combat 18» Deutschland ins benachbarte Polen. Pfeiffer trägt auf seiner linken Wade ein Tattoo mit Aufschrift «German Polish Friendship 28/C18».
Der Sektion von Stanley Röske gehören einige Personen aus Thüringen an, doch im Blickpunkt steht vielmehr ein krimineller und hochideologisierter Zusammenhang, der sich vor allem über den Neonazitreffpunkt «Gelbes Haus» in Ballstädt (Landkreis Gotha) organisiert. Diesem gehören mehrere Bands an, die große Überschneidungen in ihren Besetzungen haben: «Sonderkommando Dirlewanger» (SKD), «TreueOrden», «Kommando S3», «Erschießungskommando», «N.A.Z.I.». Dieser Zusammenhang ist seit vielen Jahren eine feste „Instanz“ im internationalen Netzwerk von «Blood & Honour» und «Combat 18».
Den harten Kern dieses Kreises bildet die Neonazi-Bruderschaft «Turonen/Garde 20». Mitglieder der «Turonen/Garde 20» unterhalten exzellente Kontakte ins B&H/C18-Netzwerk, vor allem zu Aktiven in der Schweiz, treten immer wieder in Zusammenhang mit Waffenbeschaffung und Waffenhandel in Erscheinung und generieren über Szenekonzerte erhebliche Geldsummen. Die Aktivitäten der «Turonen/Garde 20» und die gegen sie durchgeführten Ermittlungsverfahren im Einzelnen aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, sie sind nachzulesen in aktuellen Veröffentlichungen des Antifaschistischen Infoblattes und im Blog Thüringen Rechtsaussen, der kenntnisreich über das Geschehen um die «Turonen/Garde 20» und das «Gelbe Haus» in Ballstädt berichtet.
Die «Turonen/Garde 20» war maßgeblich an der Organisation des «Rocktoberfest» am 15. Oktober 2016 in Toggenburg in der Schweiz beteiligt. Sie organisierten den Veranstaltungsort, kümmerten sich um den Kartenvorverkauf und stellten den Sicherheitsdienst. Auf dem Konzert, welches rund 5.000 Neonazis aus ganz Europa anzog, spielte auch die Schweizer B&H/C18-Band «Amok». Laut einem Konzertbericht der ungarischen B&H-Sektion waren einzig Banner von «Combat 18» und der «Hammerskins» im Konzertsaal angebracht.
Auch beim «Rock gegen Überfremdung II» im Juli 2017 in Themar stellten die «Turonen/Garde 20» einen großen Teil der Orga-Struktur. Bis zu 6.000 Neonazis nahmen an dem Spektakel teil, auf dem auch «TreueOrden» spielten. Der Blog Thüringen Rechtsaussen errechnete, dass bei den beiden Konzerten jeweils ein Gewinn in sechsstelliger Höhe erzielt wurde.
Die Neonaziband «Sonderkommando Dirlewanger», die mehrheitlich aus Vollmitgliedern der «Turonen/Garde 20» besteht, bekennt sich offen zu «Blood & Honour». Von 2005 bis 2008 trug sie Lieder zu drei Samplern «Blood & Honour – Voices Of Solidarity» bei, wobei der erste Sampler 2005 von einer «Blood & Honour Division Deutschland» herausgegeben wurde.
Musiker von SKD und Kevin Gutmann, Sänger der RechtsRock-Band «Amok», bilden die „Untergrund“-Band «Erschießungskommando». Die Band tritt unverhohlen als Sprachrohr von B&H/C18 auf, auf ihrem ersten Album „Todesmarsch“ von 2013 veröffentlichte sie den Song „Wir sind Blood and Honour“ in dem sie singen: „Wir sind Blood and Honour, führertreu und militant, unsere arische Bewegung reicht schon heut in jedes Land. So stehen unsere Krieger von Stockholm bis Wien. Kampfgruppe Adolf Hitler – Combat 18“. Auf den beiden weiteren Alben bleibt die Band ihrer Linie treu. Auf ihren zweiten CD „Sieg oder Tod“ aus dem Jahr 2016 phantasieren sie von der Ermordung namentlich genannter politischer Gegner_innen. Das dritte Album, ebenfalls von 2016 trägt den Namen „Blut und Ehre“. Auch hier wimmeln die Songs von Mordphantasien.
Die „Blut und Ehre“-CD von «Erschießungskommando» wurde nach dem Konzert in Toggenburg im Oktober 2016 von Stefan Fahrenbach massenhaft in geschlossenen Gruppen sozialer Netzwerke zum Kauf angeboten. Schon davor vertrieb er über diese nicht öffentlich einsehbaren Gruppen CDs der Bands «Landser» und «Terrormachine», sowie Sampler von «NS Records» und «Blood & Honour». Der «Turone» Fahrenbach ist bundesweit und international bestens vernetzt und überwies im März 2015 auf das C18-Konto von Stanley Röske 400 Euro.
In Toggenburg war auch die CD der C18-Band «N.A.Z.I.» erstmals käuflich zu erwerben. Dieses Bandprojekt ist weitgehend identisch mit «Erschießungskommando». «N.A.Z.I.» steht für «Nordic Anti Zionist Incorporations». Ihre CD trägt den Titel „18 We fight for you“ (18 = Adolf Hitler), beginnt mit dem Song „Nazi“, dann folgt „Combat 18“ und als dritter Song ein Cover von SKD. Es sind drei Konzerte mit «N.A.Z.I.» bekannt. Am 14. März 2015 traten «Kraftschlag», die C18-Band «Strafmass», «N.A.Z.I.» und «Kommando S3» auf dem «Marcel Schilf Memorial»-Konzert in Schweden auf, das von «B&H/C18 Scandinavia» veranstaltet wurde.
Der «Turone» Marcus Russwurm aus Römhild ist ein weiteres Bindeglied der Thüringen-Schweiz-Connection. Er trägt ein «Combat 18» Deutschland-Tattoo auf dem Hinterkopf und lebte 2014 zeitweise in Zürich in einer Wohngemeinschaft mit Alexander Gorges und Erika Pavano (heute Erika Buchwald), die als „Organisationsfrau“ von B&H/C18 in der Schweiz gilt. Gegen Fahrenbach und Russwurm läuft seit Jahren ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Vereinigungsverbot. Weiter ist der bereits erwähnte Sven Büschen in das Verfahren involviert. Der seit den 2000ern aktive Neonazi ist als Schläger bekannt. Im Februar 2002 griff er mit einer Gruppe zusammen Gäste einer Karnevalsveranstaltung vor der Gaststätte „Höhle“ in Mehlis an. Dabei töteten sie beinahe eine Person. Heute sollen die drei einer Gruppe «Blood & Honour Südthüringen» angehören, die – laut Polizei – die Aktivitäten des in Deutschland verbotenen B&H weiterführe. In Südthüringen repräsentiert auch die Band «Unbeliebte Jungs» das Spektrum von B&H – sie spielten im März 2016 auf einer B&H/C18-„Geburtstagssause“ im österreichischen Vorarlberg. Bis vor Kurzem wirkte in der Band auch Marcus Russwurm mit.
Ein Kopf der «Turonen/Garde 20» ist der SKD-Musiker Thomas Wagner. Wie stark er in B&H/C18 eingebunden ist, zeigt eine Email von Alexander Gorges, der bis 2014 eine führende Person von «Combat 18» Deutschland war. Nach einem B&H/C18 Konzert am 19. April 2014, das von Gorges organisiert worden war, wurden Teile der Einnahmen veruntreut. Gorges geriet in Verdacht. Er bestritt dies und schrieb an einen Kameraden:
„17800€ wurden ausgeben und eingenommen plus minus 100€ dann wurden 1800€ von Philiph mang [gemeint ist der Neonazi Philipp Mang aus Emmendingen (Baden-Württemberg)- Anm. d. Verf.] geklaut der hat das bei Tommy Wagner von der band SKD am Telefon zu gegeben und mang hat mir 900€ überwiesen !“
Thomas Wagner ist jedoch nicht nur Musiker bei den RechtsRock-Bands SKD, «Erschiessungskommando» und «TreueOrden», sondern auch Betreiber des Labels «Frontschwein Records», welches den Kartenvorverkauf für diverse Konzerte arrangierte.
Ein exponiertes Mitglied der «Turonen/Garde 20» ist der aus Königs Wusterhausen (Brandenburg) kommende Sebastian Dahl. Um 2001 galt Dahl der Polizei als einer der Anführer einer Gruppe, die sich «Combat 18» Berlin nannte. Unter diesem Namen verschickte sie Morddrohungen, soll Rohrbomben-Anschläge gegen türkische und jüdische Einrichtungen geplant haben und für den Sprengstoffanschlag auf den jüdischen Friedhof in Berlin-Charlottenburg am 16. März 2002 verantwortlich sein. Am 14. Juli 2001 warf Dahl in Königs Wusterhausen einen Molotow-Cocktail auf eine Bühne, die für ein antirassistisches Festival aufgebaut war. Er wusste, dass dort Menschen schliefen. Die Gruppe, die er anführte, war auch verantwortlich für einen Brandanschlag auf ein Lager von Sinti und Roma bei Wildau (Brandenburg) im Juli 2001. Es war lediglich Glück, dass er bei den Anschlägen keine Menschen schwer verletzte oder tötete. Wegen der beiden Anschläge wurde Dahl 2005 zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Entlassung 2010 schloss er sich der Berliner Neonazi-Gruppe «Vandalen» an und zog 2011 nach Kahla in Thüringen. Bilder vom Sommer 2011 zeigen ihn bei einer paramilitärischen Aufstellung bei einem Lager in Schweden zusammen mit dem B&H-Unternehmer und Heise-Mann Stephan Günther. Heute ist Dahl bei den «Turonen/Garde 20» unter anderem für die Kampfsportausbildung zuständig.
In der Immobilie der «Turonen/Garde 20» dem «Gelben Haus» in Ballstädt, trafen sich Mitglieder von «Combat 18» Deutschland. Zum Beispiel im Rahmen eines konspirativ organisierten Konzerts am 6. Dezember 2014, auf dem «Oidoxie» und «Strafmass» spielten und zu dem auch Mitglieder der Sektion von Stanley Röske angereist waren. Insgesamt waren knapp 100 Personen gekommen. Die Polizei gibt an, das Konzert „wegen des Singens eines volksverhetzenden Liedes“ aufgelöst zu haben.
Mit den Gewinnen aus den Konzerten und aus den Geschäften im sogenannten Rotlicht-Milieu, sowie aus Geschäften mit Diebesgut, wurde und wird die Infrastruktur der «Turonen/Garde 20» ausgebaut. So gibt es im «Gelben Haus» in Ballstädt ein Tonstudio, in dem wohl alle Produktionen der genannten Bands stattfinden. Vor kurzem erwarben Neonazis aus dem Umfeld des „Gelben Hauses“ eine Immobilie im zehn Kilometer entfernten Ort Henningsleben. Ein Teil der Gewinne der beiden Groß-Events in 2016 und 2017 floss zudem in die Prozesskosten der angeklagten Neonazis – mehrheitlich «Turonen»- im Balsstädt-Prozess, sowie in die Prozesskostendeckung für den im NSU-Prozess angeklagten Ralf Wohlleben. Schon bei einem Konzert am 17. Mai 2014, das vom (heutigen) «Turonen/Garde 20» Steffen Richter aus Saalfeld angemeldet worden war, hatte man Geld für Ralf Wohlleben gesammelt. Das Konzert vor 200 Leuten war als „After-Show-Party“ des von Thorsten Heise organisierten «Eichsfeldtages» beworben worden. Einige Mitglieder der «Turonen/Garde 20» sind Wohlleben eng verbunden. Thomas Wagner gilt als guter Freund von Wohlleben und Steffen Richter soll im August 2012 dem in der JVA Tonna (Thüringen) inhaftierten Wohlleben ein Kassiber zukommen haben lassen, woraufhin Wohlleben nach München verlegt wurde.
Wer gehört zu «Combat 18» Deutschland?
Wie auch bei den «Turonen/Garde 20» , ist auch bei manchen Einzelpersonen unklar, ob sie «Combat 18» Deutschland als feste Mitglieder angehör(t)en oder ob sie der Organisation „nur“ eng verbunden sind. In den Richtlinien von «Combat 18» Deutschland heißt es unter Punkt 9: „Alles Gruppeninterne darf NIEMALS mit Nichtmitgliedern besprochen werden. Absolute Verschwiegenheit.“ Natürlich ist davon auszugehen, dass sich nicht alle Mitglieder strikt daran halten.
Doch fielen in den vergangenen Jahren einige Personen darüber auf, dass sie mit den internen Angelegenheiten von «Combat 18» bestens vertraut waren und aktiv im Gruppengeschehen mitmischten. Zum Beispiel die beiden niedersächsischen Neonazis Mario Messerschmidt und Marco Borrmann. Als Alexander Gorges, von 2012 bis 2014 ein führender Aktivist von «Combat 18» Deutschland, Ärger mit Stanley Röske hatte und beschuldigt wurde, Konzerteinnahmen unterschlagen zu haben, wandte er sich an Messerschmidt und Borrmann, um sich ihnen gegenüber zu erklären. Warum war es Gorges so wichtig, die beiden als seine Fürsprecher in einem gruppeninternen Konflikt zu gewinnen? Die drei tauschten sich ausführlich über das Gruppengeschehen von «Combat 18» Deutschland aus, beispielsweise teilte Gorges Borrmann und Messerschmidt mit, wer an einem C18-internen Schießtraining in den Niederlanden teilnehmen würde. Und die drei beratschlagten, wie weiter mit Stanley Röske zu verfahren sei (siehe Kapitel „Machtkämpfe und Intrigen“).
Der Göttinger Mario Messerschmidt zählt seit vielen Jahren zum engsten Umfeld von Thorsten Heise. Auf vielen Aufmärschen und Treffen sind die beiden zusammen dokumentiert. Messerschmidt gehörte früher der «Oidoxie Streetfighting Crew» an, verließ diese jedoch nach einem Streit mit Stanley Röske, der ihn um Geld betrogen haben soll. Um 2008 geriet Messerschmidt in die Schlagzeilen, weil er in einer Tabledance Bar in Göttingen mit einer Pumpgun um sich schoss und im Anschluss mit Dirk Niebur zwei Brandsätze gegen die mit Holz verkleidete Fassade warf. Bei einer darauf folgenden Hausdurchsuchung wurden bei Messerschmidt zahlreiche Waffen gefunden. 2009 wurde er unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz zu fünf Jahren Haft verurteilt. Für «Combat 18» Deutschland war Messerschmidt zeitweise eine Art Kontaktperson in Niedersachsen. Nach Strafverfahren und den Streitereien mit Röske hat er sich aktuell zurückgezogen.
Marco „Stax“ Borrmann aus Herzberg (Landkreis Göttingen) ist ein Führungskader der «Arischen Bruderschaft» und aktiv im Sicherheitsdienst «Frontline Security». Er gehört seit vielen Jahren zur Heises Entourage, richtet unter anderem mit ihm den «Eichsfeldtag» in Thüringen aus, an dem regelmäßig auch C18-Bands auftreten und C18-Mitglieder zusammen kommen. Auch am «Tag der deutschen Zukunft» 2016 in Dortmund war Borrmann an der Seite von Heise und internationalen C18-Mitgliedern zu sehen.
Mehrere Bands gehören der Struktur von «Combat 18» Deutschland an. Sie treten offen als Bands von «Combat 18» Deutschland auf, ihre Musiker (nicht notwendigerweise alle) sind Mitglieder von «Combat 18» Deutschland und sie spielen auf Treffen des C18-Netzwerkes im In- und Ausland. Allen voran die Dortmunder Bands «Oidoxie» und «Strafmass», wobei «Strafmass» seit 2015 inaktiv ist, die baden-württembergische Band «Sturmbrüder» um das C18-Mitglied Ronny Gleim und die Bands aus der Szene um die «Turonen/Garde 20» und das «Gelbe Haus» in Ballstädt: «Sonderkommando Dirlewanger» (SKD), «Erschiessungskommando», «TreueOrden», «Kommando S3», «N.A.Z.I.». An ausländischen Bands dieses Netzwerkes sind zu nennen: die Schweizer von «Amok», «Indulat» aus Ungarn, «Legion Twierdzy Wroclaw» (LTW) aus Polen und «Providenje» aus Serbien.
Etliche weitere Bands sind dem 2012 neu strukturierten «Combat 18»-Netzwerk zumindest angebunden, meist dadurch, dass einzelne Musiker Mitglied bei «Combat 18» sind. In Deutschland sind dies beispielsweise die Bands in denen Marco Eckert von der Sektion Ostholstein mitspielt: «Words of Anger» (Schleswig-Holstein) und «Sturmwehr» aus Nordrhein-Westfalen. Auch die deutsche Kultband «Kraftschlag» tritt immer wieder auf «Combat 18»-Events auf, so auf dem «Marcel Schilf-Memorial»- Konzert 2015 und am 15. November 2014 bei einem Konzert von B&H/C18 Ungarn. Es ist offensichtlich eine alte Verbundenheit. Sänger Jens-Uwe Arpe war bis in die 2000er Jahre ein Macher des Heise-Browning-Flügels von B&H in Norddeutschland und Skandinavien. Seine Band «Kraftschlag» war in den 1990er Jahren eine der B&H-und «Combat 18»-Vorzeigebands in Deutschland. Von der alten Besetzung steht nur noch Arpe, der heute in Sachsen-Anhalt wohnt, auf der Bühne. Auf der «Oidoxie»-CD „Wir bleiben unbequem“, die 2018 veröffentlicht wurde, ist er Gastsänger. Nach fast 30-jährigem Bandbestehen, spielte «Kraftschlag» am 9. Juni 2018 in Themar ihr letztes Konzert.
«No Remorse» aus England gehörte 1987 zu den Begründer-Bands von B&H. William Browning, einer der Anführer des heutigen B&H/C18-Netzwerkes, war bis 1991 Mitglied der Band, wurde dann aber rausgeschmissen. Die Band wurde 1994 in ihrer Ursprungsbesetzung aufgelöst und Jahre später von Browning mit neuer Besetzung wiedervereint. Seitdem betrachtet Browning «No Remorse» als „seine“ Band und managt deren Auftritte. Ihre bisher letzte CD brachten «No Remorse» 2012 heraus. Am 28. Mai 2016 trat «No Remorse» zusammen mit «Oidoxie» in London auf. 2014 spielten sie auf Konzerten in Ungarn und Italien, die von C18-Gruppen organisiert worden waren. Auf einem Konzert am 5. Juli 2014 in Italien zählten die deutschen C18-Mitglieder Alexander Gorges und Marko Gottschalk zu Besetzung von Brownings Band.
Der C18-Struktur zumindest angebunden ist die neonazistische Hooliganband «Kategorie C – Hungrige Wölfe» (KC) um den Bremer Hannes Ostendorf, die mit zum Teil politisch unverfänglichen Songs über Freundschaft, Zusammenhalt und Fußballschlägereien auch viele sich „unpolitisch“ verstehende Hooligans erreicht. C18-Mitglieder besuchen häufig KC-Konzerte. Am 8. Oktober 2016 trat KC zusammen mit «Oidoxie» auf einer Kundgebung des von Neonazis dominierten Hooligan-Netzwerkes «Gemeinsam Stark Deutschland» (GSD) in Dortmund auf. An der Veranstaltung nahmen viele Personen des neuen alten C18 teil, auch William Browning war mit einer Gruppe niederländischer C18-Mitglieder angereist. Auch am 28. Oktober 2017 auf dem «Rock gegen Links»-Konzert im thüringischen Themar traten «Oidoxie» und KC auf. Zwischen den Mitgliedern der beiden Bands und ihren „Crews“ war den ganzen Tag über ein enges, sehr vertraut wirkendes, Miteinander zu beobachten.
Für den zweiten Tag des Neonazi-Festivals «Schild & Schwert» von Thorsten Heise im April 2018 in Ostritz, war «Kategorie C» neben den C18-Bands «Sturmwehr» und «Oidoxie» angekündigt. Das deutlich neonazistische Nebenprojekt, bzw. die Vorläuferband von KC – «Nahkampf»- traten bereits am Vortag bei Heises Veranstaltung auf. Manager von KC war zudem viele Jahre lang Timo Schubert, der von Bovenden (bei Göttingen) den Neonazivertrieb «Der Versand» leitet. Schubert ist ein enger Vertrauter von Thorsten Heise aus den Reihen der «Arischen Bruderschaft», schon 2002 nahm er zusammen mit Heise beim Jahrestreffen der Berliner «Vandalen» teil.
Für Mai 2015 war «Kategorie C» außerdem für ein Konzert in London angekündigt, dass von «Kid Slugger & Punishment Block» veranstaltet wurde. Dabei handelt es sich um die Konzertgruppe von Alan Mounsey aus London. Mounsey zählte schon in den 1990er Jahren zum Kern von B&H in England und positioniert sich heute in den sozialen Netzwerken deutlich zur neuen alten C18 um seinen Mitstreiter William Browning. Wie auch Browning werden Mounsey beste Kontakte in das sogenannte Rotlicht-Milieu nachgesagt. In zahlreichen Beiträgen auf seinem Facebook-Profil versteht sich Mounsey auch als Unterstützer des «Hells Angels MC».
Die Gewalt von «Combat 18» trifft nicht ausschließlich die klassischen neonazistischen Feindbilder, sondern wirkt auch nach innen in die eigene Struktur. Wenngleich sich die C18-Mitglieder als „Brüder“ anreden und sich als verschworenen Gemeinschaft stilisieren, so gibt es auch in «Combat 18» Machtkämpfe, Intrigen und Verrat. Diese Konflikte sind neonazistischen Gruppen immanent, sie werden von den Führungskadern nicht unterbunden. Für Leute wie Thorsten Heise sind sie Teil eines Ausleseprozesses, in dem sich die Besten durchsetzen. Wie das Beispiel von «Combat 18» in England der 1990er Jahre zeigt, können diese Streits auch tödlich enden.
Mit welchen Mitteln Intrigen ausgetragen werden, zeigt das Beispiel von Alexander Gorges. Der spielte viele Jahre in der Band «Oidoxie» und war bis mindestens 2014 ein führender Aktivist von «Combat 18» Deutschland. Er wohnte bis ca. 2012 in Duderstadt (bei Göttingen), zog dann kurzzeitig nach Dortmund und von dort aus für ca. zwei Jahre nach Zürich, spätestens 2015 dann weiter nach Affing (bei Augsburg). 2014 unterhielt Gorges engen Kontakt zu den Neonazis Mario Messerschmidt in Göttingen und Marco Borrmann von der «Arischen Bruderschaft». Gorges hatte unter anderem mit Stanley Röske Streit. Zu einem Konzert, das Gorges am 19. April 2014 in Frankreich organisiert hatte, waren weniger Personen gekommen als erwartet, außerdem war wieder einmal Geld verschwunden und Gorges stand unter Verdacht, dieses in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Das bestreitet Gorges gegenüber Messerschmidt und Borrmann. Er versucht Röske und andere als Verräter darzustellen und unterstellt ihnen, Informationen an das linke Portal linksunten.indymedia gegeben zu haben. Unter dem Betreff „Stanley seine jüdidische Machenschaft“ (Fehler im Original) behauptet er folgendes:
„Wir haben den Artikel analysiert und sind genau auf 3 Personen gestoßen die den verfasst haben 1. Stanley 2. Jonas 3. Steff [mit „Jonas“ ist Jonas Käufler gemeint- Anm. d. Verf.]
Und dann haben wir noch etwas heraus gefunden das einer von den beiden Stanley oder Jonas vom Staat sind oder beide was näher liegt !“
Was Gorges zu der Zeit sicher nicht wusste ist, dass Marco Borrmann, den er in seine Intrigen einband, selbst unter Verdacht steht, V-Mann zu sein. Einige Monate später, im Dezember 2014, meldete sich bei einer Antifagruppe eine Person mit der E-Mail-Adresse: jan_bogdan@aol.de und stellt sich als „Jan“ vor. Er gibt vor, ein Informant zu sein, der sich in «Combat 18» Deutschland eingeschleust habe und informiert über deren Struktur. „Jan“ schreibt:
„B&H existiert in den Strukturen von c18 in Deutschland wobei b&h sehr geheim gehalten wird ! Einige Namen , Jonas Käufler , Marko Gottschalk , Alexander Gorges ( EX BH Kopf ) Jörg Schöneborn“.
In der Email finden sich detaillierte Informationen über Denis Zadow, Agnes Zadow, Daniel Steinmüller, Jonas Käufler, Nadine Stegemöller, Stanley Röske, Mario Köhler und Jan Bogdahn. Die Antifa-Gruppe hat diese E-Mail niemals veröffentlicht. Bald stellte sich heraus: Diese E-Mail wurde von niemanden anders geschrieben als von Gorges selbst. Zum einen finden sich darin stilistische Eigenarten, die typisch für Gorges sind, wie zum Beispiel das Leerzeichen vor Frage- und Ausrufezeichen. Vor allem sind zwei Sätze dieser Mail exakt dieselben, die danach in einer internen Kommunikation von Gorges auftauchen. Im April 2015 lästerten Gorges und Messerschmidt mal wieder über Röske und Gorges schrieb:
„https://querlaeufer.wordpress.com/category/stanley-roske/
Warum musste der nicht aussagen ? Wenn es sein konzert war was auch mal durch ging ?“
In der Email an die Antifagruppe von Ende 2014 heißt es:
„https://querlaeufer.wordpress.com/category/stanley-roske/
Warum musste der nicht aussagen ? Wenn es sein konzert war was auch mal durch ging ?“
Die Neonazis, die Gorges an die Antifa verpetzt, sind die gleichen, über die er sich in Mails bei Mario Messerschmidt beschwert. Vermutlich hat er seinen eigenen Namen genannt um von sich abzulenken.
Gorges selbst steht bei seinen Kameraden schon länger im Verdacht, ein Spitzel zu sein. Seit Jahren geht er offen kriminellen Geschäften nach, ohne jemals größere Konsequenzen zu erfahren. So bestellte er im Juli 2015 bei dem Kasseler Michel Friedrich, einem ehemaligen Mitglied der «Oidoxie Streetfighting Crew», das mittlerweile in der Rockerszene angekommen war, Schusswaffen. Gorges orderte „2 bis 3“ Pistolen, die er mit Gewinn in der Neonaziszene verkaufen wollte. Friedrich lockte mit weiteren Waffendeals für den Fall eines erfolgreichen Geschäfts: „Kein Problem. ..wenn die klappen kann man auch über was anderes reden.“ Die Autonome Antifa Freiburg veröffentlichte die Details kurz vor dem Zustandekommen des Waffendeals um die Neonazis aufzuhalten. Bei den folgenden Hausdurchsuchungen bei Gorges und Friedrich fand die Polizei zwar keine Waffen, aber Nachweise, dass Gorges mit verbotenem Material von «Blood & Honour» handelte. Die Ermittlungen schleppten sich über Jahre hin und es ist nicht bekannt, dass Gorges jemals dafür angeklagt wurde.
Nicht nur das Beispiel Gorges zeigt, dass die Intrigen in «Combat 18» Deutschland immer wieder darüber ausgetragen werden, dass missliebige Personen unter Spitzelverdacht gestellt werden. Zum Beispiel Stanley Röske. Der lebt sichtbar über seine Verhältnisse, achtet sehr auf seine persönliche Sicherheit und hält die Mitglieder seiner Sektion dazu an, ihre monatlichen Beiträge auf sein Konto zu überweisen. Oder Marko Gottschalk. Ihm stehen manche aus dem harten Kern seit langer Zeit misstrauisch gegenüber. Von ihm heißt es, er animiere „seine Leute“ ständig zum Aufbau von Untergrund-Gruppen, ziehe sich selbst aber immer wieder rechtzeitig zurück und komme stets ungeschoren davon. Auch William Browning wird nachgesagt für den Staat zu arbeiten. C18-Mitglieder seiner Sektion versuchen ihn in sozialen Netzwerken zu verteidigen mit der Erklärung:
„I can guarantee Will is not state .if he was than I‘d been sitting in a cell for a long time.“ (Fehler im Original)
Übersetzung: „Ich garantiere, dass Will nicht für den Staat arbeitet. Wenn es so wäre, würde ich für eine lange Zeit in einer Zelle sitzen.“
Vor allem ist offensichtlich, dass Thorsten Heise und die Strukturen und Personen um ihn herum seit Jahren von Polizei und Geheimdiensten vor Verfolgung geschützt werden. Die einzig schlüssigen Erklärungen hierfür sind, dass um Heise ein engmaschiges Netz von V-Leuten ausgelegt ist und die Behörden glauben, so seine Aktivitäten zu überwachen und steuern zu können – oder das Heise selbst ein Spitzel in staatlichen Diensten ist. Dirk Niebur, mit dem Heise das «Combat 18» Netzwerk aufgebaut hatte, flog 2009 als V-Mann auf.
Einzelne Neonazis sind sich sicher, dass auch Marco Borrmann, ein enger Vertrauter von Heise aus dem Kern der «Arischer Bruderschaft», ein V-Mann ist. In die Szeneöffentlichkeit wurde dieser Verdacht noch nicht getragen. Entweder empfindet man es als unproblematisch oder man traut sich nicht, Borrmann in Frage zu stellen.
Schon in den 2000er Jahren prägte sich für Heise der Begriff „Justizwunder“. Immer wieder platzten Prozesse gegen ihn oder es wurden Ermittlungen eingestellt. Und wenn es zu Prozessen kam, erhielten Heise und seine Vertrauten oft milde Urteile oder nicht nachvollziehbare Freisprüche. Vieles davon ist längst öffentlich bekannt. Auch in den NSU-Ermittlungen gab es eine Konstante: Sobald eine Spur zu Heise führte wurde sie kaum noch verfolgt.
Bei einer Hausdurchsuchung bei Heise in Fretterode im Oktober 2007 wurden mehrere Tonbandkassetten gefunden. Auf diesen hatte Heise unter anderem ein mehrstündiges Gespräch aufgezeichnet, dass er mit Tino Brandt, dem ehemaligen V-Mann und Anführer des «Thüringer Heimatschutzes», geführt hatte. Brandt berichtet Heise zum Beispiel davon, wie die Szene Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt mit den Einnahmen aus „Solidaritätskonzerten“ unterstützte. Laut Brandt waren „Unmengen Gelder“ für die Untergetauchten des späteren NSU gesammelt worden. Heise wirkt überhaupt nicht überrascht sondern quittiert diese Information mit einem bestätigendem „Genau“. Zu den Untergetauchten weiß er noch von einer „Sammlung für drei Personen“ zu berichten: „Wir hatten da uns ja auch mal ins Vernehmen gesetzt, deswegen“. Weitere Tonbandkassetten dokumentieren ein „Gespräch“, das im Jahre 1996 stattgefunden haben muss, auf dem Heise und ein weiterer Neonazi eine Person durch die Mangel drehen, die dafür verantwortlich gemacht wird, dass 20.000 DM aus der Eintrittskasse eines B&H-Konzertes im März 1996 verschwanden. In dem Gespräch verweist Heise unter anderem darauf, dass mit dem Geld „noch mehr Waffen“ angeschafft werden sollten (siehe Kapitel Die Entstehung von «Combat 18» Deutschland um 1995). Doch die Polizei interessierte sich über fünf Jahr nicht für die Tonbandkassetten. Sie lagen bis Ende 2012 unbearbeitet auf irgendeiner Dienststelle herum, bis sie im Verlauf der NSU-Ermittlungen „entdeckt“ und transkribiert wurden. Und natürlich stellen sich die Fragen: Warum zeichnete Heise diese Gespräche überhaupt auf und warum hob er die Aufnahmen so lange auf?
Ein aktuelles Beispiel ist der Übergriff auf zwei Journalisten am 30. April 2018 nahe Fretterode. Diese hatten Heises Anwesen gefilmt, woraufhin Heises rechte Hand Gianluca Bruno («Arische Bruderschaft») und Heises Sohn Nordulf Heise die beiden mit Messer, Baseballschläger und Schraubenschlüssel angriffen. Sie zerschlugen die Scheiben vom Auto der Journalisten, zerstachen die Reifen, verletzten die beiden durch Schläge gegen den Kopf und Messerstiche und raubten ihnen die Kamera. Nach dem Angriff gab es eine halbherzig durchgeführte Durchsuchung von Heises Anwesen. Obwohl die Journalisten der Polizei Fotos der unvermummten Angreifer vorlegten und wegen Mordversuches Anzeige erstatteten, folgten keine Festnahmen. Das LKA übernahm die Ermittlungen und nichts passierte. Das Göttinger Tageblatt vermerkte dazu am 9. Juni 2018:
„Selten hat ein Fisch so vom Kopf gestunken und man kann sich des Eindrucks kaum erwehren, dass das LKA die Ermittlungen nur übernommen hat, um die Täter zu schützen. Bleibt zu hoffen, dass sich das Innenministerium einschaltet und diese bittere Farce beendet.“
Der letzte Satz spiegelt ein Restvertrauen in den Rechtsstaat und die Hoffnung, dass es irgendwo „da oben“ eine Instanz gäbe, die der Polizei und den Geheimdiensten endlich auf die Finger klopfen und für Gerechtigkeit sorgen würde. Doch der Fall NSU hat nachdrücklich gezeigt, dass es diese Instanz nicht gibt.
Das Übliche vom Verfassungsschutz
So kann der Verfassungsschutz weiterhin tun und (unter)lassen, was er will. Zum neuen alten «Combat 18» schreibt das Bundesamt für Verfassungsschutz in seinem „BfV-Newsletter Nr. 4/2017“ vom Herbst 2017:
„In Deutschland lagen seit den 2000er-Jahren immer wieder vereinzelte Hinweise auf lokale C18-Sektionen vor; diese Strukturen konnten sich aber nicht über einen längeren Zeitraum weiterentwickeln und hatten letztlich keinen Bestand. Seit einigen Jahren gibt es Hinweise auf einen Ausbau von C18-Strukturen. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk von wenigen regionalen Kleingruppen und Einzelpersonen, die unter dem Signet „Combat 18“ firmieren. Die zumeist verbalradikale „Militanz“ vor allem ausländischer C18-Protagonisten unterscheidet sich vom Erscheinungsbild der Organisation in Deutschland. In der Vergangenheit gaben deutsche Rechtsextremisten wiederholt die Existenz nationaler C18-Zellen vor, zum Teil auch unter Bezugnahme auf die semiterroristische Ausrichtung der Gruppierung, vor allem in England. Der szeneinterne Bezug auf C18 diente in der Regel jedoch eher der eigenen Aufwertung und sollte nach außen den Eindruck von Gefährlichkeit vermitteln. Tatsächlich jedoch gab es weder vor noch nach dem Verbot der deutschen Division von „Blood & Honour“ (B&H) im Jahr 2000 zielgerichtete Bestrebungen, C18 als „bewaffneten Arm“ von B&H in Deutschland zu implementieren. Auch aktuell liegen keine Erkenntnisse zur Umwandlung von „C18 Deutschland“ zu einer „militanten“ oder gar bewaffneten Gruppierung vor, wenngleich den Anhängern von C18 eine gewisse Waffenaffinität und grundsätzliche individuelle Gewaltbereitschaft zu unterstellen ist. Insofern muss den Mitgliedern von „C18 Deutschland“ ein prinzipielles Gefährdungspotenzial zugemessen werden, welches von den Verfassungsschutzbehörden mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet wird. Dies ist insbesondere notwendig, um etwaige Radikalisierungstendenzen rechtzeitig zu erkennen, welche nicht notwendigerweise die Gesamtorganisation betreffen müssen: Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich Einzelpersonen durch die Ideologie von C18 soweit indoktrinieren lassen, dass sie mit schweren rechtsextremistischen Gewalttaten in Erscheinung treten.“
Das BfV-Papier ist ein Musterbeispiel dafür, wie der Geheimdienst eine militante Neonazigruppe klein redet und sich dabei ein Hintertürchen aufmacht, durch das er notfalls die eigene Verantwortung entsorgen kann.
Der Tenor des Papiers ist: «Combat 18» Deutschland besteht aus Maulhelden, die gefährlich tun, um sich selbst aufzuwerten. Und wenn dann doch jemand losschlägt, dann ist das die Tat eines Einzelnen, die nichts mit der Organisation und schon gar nicht mit rechtem Terrorismus zu tun habe. Und freilich könne der Verfassungsschutz nicht alles im Griff haben. Abgesehen davon, dass einige Gruppen in Deutschland seit den 1990er «Combat 18» sehr wohl als „bewaffneten Arm“ von B&H in Deutschland entwickelten, ist es gefährlicher Unsinn, das umtriebige und eng geflochtene organisatorische Netzwerk von «Combat 18» Deutschland mit Dutzenden von festen Mitgliedern als „ein Netzwerk von wenigen regionalen Kleingruppen und Einzelpersonen“ zu verharmlosen. Es steht auch im Widerspruch dazu, dass der VS fünf Sätze später von einer „Gesamtorganisation“ «Combat 18» schreibt.
Es werden Spezialkräfte der GSG 9 zur Grenze geschickt, um deutsche C18-Aktivisten auf der Rückfahrt vom Schießtraining in Tschechien am 24. September 2017 festzusetzen, und die Generalbundesanwaltschaft erklärt nachfolgend, dass sie keine Ermittlungen gegen «Combat 18» Deutschland als kriminelle oder terroristische Gruppe führen würde. Auch steht die Frage im Raum, wieso sich eine Gruppe, die sich selbst als die Elite und der militante Arm einer in Deutschland seit 2000 verbotenen Organisation («Blood & Honour») darstellt, seit über sechs Jahren munter organisieren und entwickeln kann – noch dazu, mit dem organisatorischen Rahmen im Stile eines Vereins: Richtlinien, festen Mitgliedschaften und monatlichen Mitgliedsbeiträgen. Die Geldflüsse im In-und Ausland dürften den Behörden sicherlich schwarz-auf-weiß vorliegen.
Die Kernfrage muss deshalb lauten: Wieso hat der Verfassungsschutz ein Interesse daran, dass diese Organisation weiter existiert? Die Antwort darauf kann nur lauten: Weil er – und andere Geheimdienste und evtl. auch Polizeibehörden – es mit Spitzeln durchsetzt haben. Möglicherweise ziehen die verschiedenen Behörden und Landesämter auch nicht an einem Strang. Am 22. Juni 2016 erzählte Burkhard Freier, Leiter des Verfassungsschutz in NRW, in einer Befragung vor dem nordrhein-westfälischen NSU-Untersuchungsausschuss, dass sich die hauptsächliche Struktur von «Combat 18» Deutschland von Dortmund nach Hessen verlagert habe, weil Stanley Röske nun „jetzt so was wie ein Kopf da“ sei. Freier ging in keiner Silbe darauf ein, dass nicht einmal drei Wochen vorher, am 4. Juni 2016, C18-Chef William Browning in Dortmund gewesen und von den Dortmunder C18-Leuten hofiert worden war. Wollte Freier mit dieser Aussage von der C18-Gruppe in NRW ablenken und die Verantwortung nach Hessen delegieren?
Nach jahrelanger Beobachtung dieser Struktur ergibt sich der Verdacht, dass «Combat 18» ein von den Geheimdiensten (Verfassungsschutz und/oder Bundesnachrichtendienst) installierter Honeypot ist, um militante Neonazis anzulocken, deren internationale Vernetzung zu erforschen und die Aktivitäten zu steuern. Unbeirrt scheinen die Behörden an dem Glauben festzuhalten, militante und terroristisch ambitionierte Neonazigruppen darüber im Griff behalten zu können, dass man sie überwacht, mit V-Leuten durchsetzt und ansonsten an der ganz langen Leine laufen lässt. Was nicht nur beim «Nationalsozialistischen Untergrund» schrecklich schief ging.
Das Internationale Netz von «Combat 18»
Klicke auf einen der Punkte in der Karte, um Details zu erfahren.
Die interaktive Karte soll verdeutlichen wie groß und eng verbunden das heutige Netzwerk von «Combat 18» international agiert. Nicht alle Personen im Netzwerk stehen in Kontakt miteinander, aber fast alle bedeutenden Personen aus den jeweiligen Divisionen. Da zum Zeitpunkt der Datenerfassung nicht von allen Personen aus dem Netzwerk entsprechende Daten vorlagen, ist hier ausdrücklich auf die Unvollständigkeit und die Verzerrung hingewiesen. Wenn zwei Neonazis nicht miteinander verbunden sind, ist nicht der Schluß zu ziehen, dass es keinen Kontakt gibt. Es sind 80 Personenprofile aus 18 Ländern/Divisionen in diese Karte eingebunden.
In ca. 25 Ländern gibt es Divisionen des 2012 neu strukturierten «Combat 18». Die nachfolgende Betrachtung beschäftigt sich mit C18-Aktivitäten in der Schweiz, in Österreich, Dänemark, Schweden, Finnland, Frankreich, Niederlanden, Polen, Serbien, Ungarn, Litauen, Italien, Griechenland, Chile, Kolumbien, Brasilien, Australien und den USA. Weitere Divisionen gibt es in Russland, Kanada und Bulgarien.
«Combat 18» Schweiz – enge Bande nach Thüringen
In der Schweiz treten vorwiegend die Mitglieder der B&H-Sektion Zürich mit T-Shirts und Aufnähern von C18 auf. Bis 2013 haben mindestens sechs «Oidoxie»-Konzerte in der Schweiz stattgefunden. Eine wichtige Person der Schweizer C18-Struktur ist die italienische Staatsbürgerin Erika Pavano (heute Erika Buchwald), die sich selbst als „BandMutti“ von «Oidoxie» bezeichnet und damit prahlt, Gottschalk seit mehr als 15 Jahren zu kennen. Erika Pavano ist spätestens seit Beginn der 2000er Jahre in der Neonaziszene aktiv und war viele Jahre Mitglied der «Oidoxie Streetfighting Crew» mit enger Anbindung an die Stuttgarter Gruppe um Michael Renz. Sie unterhält Kontakte zu etlichen Bands und lädt diese gern zu sich nach Hause ein, wenn sie in der Schweiz auftreten. Ihren Geburtstag feiert sie regelmäßig auf Mallorca mit Bekannten aus Schweizer B&H-Strukturen, sowie befreundeten deutschen und österreichischen Neonazis. Michael Hein beschreibt sie als „unsere Organisationsfrau für den Raum Schweiz und Italien“. Ihr gehobener Status wurde im Jahr 2013 deutlich, als der Neonazi Andreas Reder aus dem Sauerland sie mit einem persönlichen Anliegen kontaktierte. Reder beklagt sich darüber, als Verräter zu gelten und erklärt ihr, dass er sich aus anderen Gründen zurückgezogen habe. Ein schwedischer Neonazi habe ihm geraten, er solle sich diesbezüglich bei ihr melden. Reder unterschreibt: „in Treue C18/28“.
Im Juni 2013 unterhielt sie sich längere Zeit via Facebook mit William Browning: Er fragt bei ihr nach, ob die italienischen C18-Leute in Ordnung seien. Sie antwortet, diese hätten interne Probleme und seien noch weniger Leute als früher. Weiter schreibt sie Browning, dass Marko Gottschalk zum «Ian-Stuart-Donaldson»-Memorial 2013 in die Schweiz komme und dass sie dort etwa 350 bis 500 Personen erwarte, davon viele Deutsche und wenige Italiener und Dänen. Sie beschwert sich, dass die Italiener praktisch nie in die Schweiz reisen würden.
Bei der Organisation von Konzerten verweist Pavano im Allgemeinen auf André Senn, der auch das «ISD-Memorial»-Konzert 2013 mitorganisierte. Auch bei anderen Anfragen B&H betreffend wird auf „Andi“ (Senn), den Chef der Züricher B&H/C18-Sektion und B&H-Mitglied seit mindestens 2005, verwiesen. In persönlichen Nachrichten aus dem Jahr 2014 von Alexander Gorges und dem französischen C18-Anführer Marc Bettoni bezüglich der Absage eines C18-Treffens in der Schweiz ist wieder von „Andi“ (gemeint ist André Senn) die Rede. Es steht außer Frage, dass André Senn die Schweizer Ansprechperson im C18-Netzwerk ist. In regelmäßigen Abständen wird Thorsten Heise vom Züricher B&H/C18 zu Vorträgen eingeladen.
Der bereits erwähnte Alexander Gorges, langjähriges Bandmitglied von «Oidoxie» und Mitbegründer des neuen alten C18 im Jahr 2012, lebte um das Jahr 2014 in der Schweiz bei Erika Pavano, die ebenso den Thüringer Marcus Russwurm bei sich in der Wohnung untergebracht hatte. Russwurm ist heute führendes Mitglied der thüringischen Neonazigruppe «Turonen/Garde 20». Von der Schweiz aus organisierte Gorges im November 2014 ein Konzert der B&H/C18 Division Ungarn mit. Als beim C18-Konzert im Juli 2014 in Italien die C18-Kultband «No Remorse» auftrat, spielte Alexander Gorges am Bass und Marko Gottschalk am Schlagzeug.
Gorges spielte auch 2013 und 2014 den Bass in der Schweizer C18-Band «Amok». Die Band um ihren Sänger Kevin Gutmann ist neben «Oidoxie» die wohl einflussreichste und umtriebigste C18-Band in Europa. Um die Amok-CD „Kraft aus dem Herzen“, die 2010 erschien, legal in Deutschland vertreiben zu können, ließ Thorsten Heise eine anwaltliche Prüfung der CD vornehmen. «Amok» trat am 6. Mai 2017 auf dem von Thorsten Heise organisierten «Eichsfeldtag» in Leinefelde auf. Auch André Senn war mit anderen Schweizer C18-Mitgliedern vor Ort. Die Dortmunderin Valerie Gottschalk, ehemalige Valerie Costantino, geboren in Genf und heute Ehefrau von Marko Gottschalk, bindet wiederum die C18-Leute aus der französischsprachigen und italienischsprachigen Schweiz an den Kreis von «Oidoxie» an, wie beispielsweise Fanny Mazard und Geatan Venturi und dessen Partnerin Emilie Favre. Die Gruppe reiste im Oktober 2017 gemeinsam zum Neonazikonzert nach Themar.
Im Kanton Wallis existiert zudem eine B&H/C18-Gruppe um Silvan Gex-Collet. Im April 2018, auf dem von Heise und seiner «Arischen Bruderschaft» organisierten Neonazikonzert im sächsischen Ostritz saß Silvan Gex-Collet in einer internationalen C18-Runde zusammen mit den österreichischen C18-Chefs Wolfgang Schlemmer und Uwe Veljaca.
Im österreichischen Vorarlberg existiert seit den 1990er Jahre eine umtriebige B&H/C18-Gruppe, die – auch aus geographischen Gründen – den süddeutschen und schweizerischen B&H-Szenen immer näher stand als Szenen in anderen österreichischen Regionen. Die Exponenten von B&H/C18 Vorarlberg sind Uwe Veljaca, Wolfgang Schlemmer, Marc Jenni, Manuel Vetter und Wolfgang Levstock. Veljaca ist als Schläger und Angehöriger eines schwerkriminellen Milieus in Neonaziszenen über die Landesgrenzen hinaus gefürchtet. Nach dem Verbot von «Blood & Honour» in Deutschland im Jahr 2000 war er ein Impulsgeber und Organisator, in Deutschland eine Nachfolgestruktur unter dem Label der «Division 28» aufzubauen. Die «Division 28» zerfiel um das 2006, unter anderem daran, weil Veljaca zusammen mit «Division 28»-Aktivisten aus Thüringen und dem Nürnberger Raum als Fürsprecher eines terroristischen C18-Konzepts auftrat, was andere der «Division 28», die vor allem Geld mit Rechtsrock verdienen wollten, nicht mittrugen.
Schießtrainings im Grenzgebiet Deutschland, Österreich, Schweiz haben bei B&H eine lange Tradition. Ehemalige Neonazis berichteten mehrfach darüber. Eine dieser Übungen fand am 5. März 2016 an einem Schießstand in Feldkirch im Vorarlberg statt. Es nahmen daran C18-Angehörige aus Österreich, der Schweiz, Ungarn und Deutschland teil. Danach fand in Feldkirch ein C18-Konzert statt, dass ursprünglich als private „Geburtstagssause“ in Thüringen angekündigt worden war, dann jedoch umorganisiert wurde. Neben der ungarischen C18-Band «Indulat» traten die Thüringer Bands «Kommando S3» und «Unbeliebte Jungs» sowie ein Liedermacher auf. Im Hintergrund der Bühne hing ein Banner von «Blood & Honour/ Combat 18 Österreich».
Beim Konzert «Rock gegen Überfremdung II» am 15. Juli 2017 kamen Uwe Veljaca und Wolfgang Schlemmer gemeinsam mit Stanley Röske am Veranstaltungsort an. Auch Schlemmer pflegt exzellente Kontakte ins internationale Netzwerk. Er nahm mit André Senn, Uwe Veljaca und Wolfgang Levstock am «Rudolf-Heß-Gedenkmarsch» im August 2017 in Berlin-Spandau teil. Als um den 20. April 2018 im sächsischen Ostritz zahlreiche Mitglieder aus der C18-Struktur zusammen kamen, saßen auch Schlemmer und Veljaca in der vertrauten «Combat 18»-Runde.
Veljaca und Schlemmer sind möglicherweise Schlüsselpersonen in den Geschäften der internationalen C18-Struktur. Alleine das Konzert im schweizerischen Toggenburg am 15. Oktober mit «Amok» und anderen Bands, das von 5.000 Neonazis besucht und von C18-Strukturen mitorganisiert worden war, erbrachte einen sechstelligen Gewinn. Aus der Szene kommen Hinweise, dass große Geldsummen von C18 über Scheinfirmen im Vorarlberg gewaschen werden, hinter denen Wolfgang Schlemmer, Uwe Veljaca sowie dessen Ehefrau Nicole Veljaca stehen.
Die exzellenten Verbindungen zwischen den deutschen und schwedischen «Combat-18» Strukturen resultieren aus der «Versorgungsline Nord» aus den 1990er Jahren, jenes B&H-Produktions- und Vertriebssystem, das Thorsten Heise zusammen mit dänischen und schwedischen Neonazis aufgebaut hatte und das bis heute von Lars Bergeest und anderen C18-Aktiven der «Kameradschaft Cismar» und «Combat 18» Deutschland weiterbetrieben wird.
Als Marko Gottschalk von 2012 bis 2016 in Schweden wohnte intensivierte sich die Verbindung nochmals. Ein Resultat dessen ist, dass seit einiger Zeit deutsche C18-Mitglieder unter dem Label von «B&H/C18 Scandinavia» Konzerte veranstalten. In den vergangenen Jahren fand eine Vielzahl solcher Konzerte in Skandinavien statt, immer mit Beteiligung deutscher Neonazis. Im August 2016 hielt Thorsten Heise vor einem internen Kreis von gerade einmal 60 Personen im schwedischen Sölvesborg eine Rede und C18-Ostholstein Martin Krause spielte als «Division Voran» Balladen. Ein weiterer deutlicher Hinweis darauf, dass diese Konzerte nur der Rahmen für Vernetzungstreffen sind und Heise darin eine Rolle spielt. Auch Marko Gottschalk und Robin Schmiemann reisten mit einer Gruppe an. Schmiemann hält sich regelmäßig in Schweden auf. So reiste er nach dem «Tag der deutschen Zukunft» in Dortmund 2016 gemeinsam mit einem Schweizer C18-Anhänger zu den C18-Mitgliedern Rickard Johansson und Ida Johansson nach Schweden. Ein Konzert am 9. September 2017 unter dem Namen «Valhalla calling», wurde maßgeblich von deutschen Neonazis organisiert. Schmiemann trat als Security auf, den Shuttle vom Schleusungspunkt zum Konzertort übernahm Lars Bergeest. Ebenfalls der C18-Security zugehörig war der schwedische Neonazi Martin Karlsson, ein langjähriger Freund Bergeests.
Vor allem C18-Mitglieder aus Nordrhein-Westfalen treten in der Öffentlichkeit immer wieder mit Kleidung von B&H Sweden auf. Auf dem Neonazikonzert im thüringischen Themar am 28. Oktober 2017 präsentierten sie sich sowohl in T-Shirts der «Streetfighting Crew» als auch in Jacken von «B&H Sweden», bzw. «28 Sweden». Mit dem Bekenntnis zum schwedischen B&H können die deutschen Neonazis bisher erfolgreich einer Strafverfolgung aus dem Weg gehen, da hierzulande zwar ein Verbot von B&H-Deutschland aber keines von B&H Sweden vorliegt. Die Message und Außenwirkung jedoch ist die gleiche: Wir sind das echte, das wahre «Blood & Honour».
Der dänische Neonazi Karl Lilja, zu dem Gottschalk und diverse andere C18-Mitglieder aus Deutschland engen Kontakt halten, nimmt häufig an Veranstaltungen und Konzerten in Deutschland und auch Frankreich teil. Lilja gehört der «Red & White Crew Goth Town» an, eine „Supporter“-Gruppe des «Hells Angels MC» aus Göteborg. Ebenfalls an die deutschen Strukturen angegliedert ist der Däne Jesper Krogh Sørensen („Kalle“) , der lange in der Neonazigruppe «Danmarks National Front» (DNF) organisiert war. Gemeinsam mit Gottschalk nahm er im Mai 2014 an einer Demonstration der DNF in Kopenhagen teil. Im Oktober 2016 wurde Sørensen von der Polizei festgenommen, weil ihm zwei tätliche Angriffe, darunter einer mit einem Messer, zur Last gelegt wurden. Wenige Tage zuvor, am 22. Oktober 2016, war Sørensen mit Karl Lilja zu einem «Combat 18»-Konzert nach Frankreich gereist, wo die beiden unter anderem Valerie Gottschalk, Marko Gottschalk und Nicole Schäffler trafen. Im April 2018 reiste Sørensen mit Lars Bergeest, Rickard Johansson und Martin Karlsson ins sächsische Ostritz zu dem Neonazi-Festival «Schild & Schwert».
Damals wie heute dabei ist das C18-Mitglied Marko Järvinen („Jäsa“ ). Er erlangte Bekanntheit in der Neonaziszene weit über Skandinavien hinaus, unter anderem weil er in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren die «Kriegsberichter»-Videos von B&H-Scandinavia produzierte. Järvinen lebt in Finnland und beteiligt sich federführend am Aufbau der finnischen C18-Gruppe.
«Blood & Honour» und «Combat 18» in Frankreich
Die französische C18-Gruppe wurde nach eigenen Angaben 2013 maßgeblich von der serbischen C18-Division aufgebaut und später von der polnischen C18-Division unterstützt. In Frankreich gibt es Spaltungen und Distanzierungen von der B&H-Sektion «Hexagone» zur französischen B&H/C18-Gruppierung. Im Mai 2015 wurden sieben Mitglieder der C18-Gruppe wegen Mitgliedschaft in einer „Kampfgruppe“ zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt. Auf Fotos posierten sie mit Waffen, welche sie laut eigener Aussage vor Gericht von Mitgliedern aus der Schweiz ausgeliehen haben. Im März 2016 gab ein Mitglied, vermutlich Marc Bettoni, der mit seinem Bruder C18 Frankreich aufgebaut hatte, ein Interview, indem er offenbarte, dass nur noch zwei Mitglieder aktiv seien und sie sich langsam wieder aufbauen würden. Marc Bettoni nutzte die Mailadresse blood-honour-combat18-france@hotmail.fr. Im Oktober 2016 gab es in Frankreich ein «Combat 18»-Konzert mit deutscher und skandinavischer Beteiligung.
Aktuell behauptet ein Franzose, der mit Nicole Schäffler gemeinsam auf Fotos mit Hitlergruß posiert, dass er der „Präsident“ der Division in Frankreich sei. Das sorgt für Ärger, denn laut italienischen C18-Mitgliedern hat er sich das Label und die Funktion unberechtigterweise angeeignet. Im Oktober 2017 reiste Caroline Godard aus Frankreich mit Schweizer C18-Mitgliedern und ihrem Partner «Chris Jones» aus Vilnius, Ansprechperson für C18 in Litauen, zum Neonazikonzert in Themar. Godard war zuvor in «B&H Hexagone» aktiv und pflegt Kontakte in ganz Europa, auch zu «Hammerskins» und in die neonazistische russische Kampfsportszene.
In den Niederlanden baute Edward Polman („Ed“) bereits 1997 eine «Combat 18»-Struktur auf. Er war mit seiner RechtsRock-Band «Landstorm» in den 1990er Jahren eng an das deutsche B&H-Netzwerk angebunden. Neben Polman tritt heute besonders Danny Janssen („Bookie“) als C18-Macher in Erscheinung. Beide sind eng mit Browning befreundet und waren mit ihm auf dem Aufmarsch in Dortmund am 4. Juni 2016. Janssen betreute die «Combat 18»-Kasse, zumindest fungierte er zeitweise als Geldeintreiber der internationalen Struktur. In sozialen Netzwerken empfiehlt Janssen mit dem Kommentar „Great Book“ den Roman „The Turner Diaries“ (Die Turner Tagebücher), ein in der Neonaziszene vielfach rezipiertes Buch, welches für das Konzept der „Leaderless Resistance“ (Führerloser Widerstand) steht und auch dem NSU als Inspirationsquelle diente.
Niederländische C18-Mitglieder nehmen häufig an Aufmärschen in Deutschland teil wie zum Beispiel Patrick van Herk, Barry Kluft und Angelo De Bruijn, der oft mit Browning unterwegs ist und ihm mit dem Gebaren eines Personenschützers nicht von der Seite weicht. De Bruijn ist Sänger der „unpolitischen“ Death-Metal-Band «Bullcreek». Browning selbst wohnt hauptsächlich bei seiner niederländischen Lebensgefährtin Melanie Huter („Melli“) in Oostburg nahe der belgischen Grenze. Huter nahm bereits 2003 an einem Treffen der «Oidoxie Streetfighting Crew» teil. 2009 richtete Marko Gottschalk im Booklet der CD „Hail C18“ seines Bandprojekts «Straftat» Grüße und Dank an „Melli und Will, 28/C18 worldwide“ aus. Huter besuchte und unterstützte Schmiemann als dieser von 2007 bis 2015 in Haft saß. Sie betreibt aktuell den Online-Shop «Stormwind Shirts», über den Textilien bedruckt werden können. Zahlungen von Stanley Röske an Huter im März 2018 in Höhe von 400 Euro für Pullover legen nahe, dass die «Combat 18»-Mitgliederkleidung von Melanie Huter hergestellt wurden.
Gerade in den Niederlanden zeigt sich eine B&H/C18-Struktur, die eng mit der Rockerszene verwoben ist. Zum Kreis von «Combat 18» zählt die Kleingruppe «Brassnuckle Brotherhood», die vom B&H-Aktivisten Patrick Hendricks angeführt wird. Diese Gruppe tritt im Rockerstyle und stellt sich in die Nähe des «Hells Angels MC». Ein Bindeglied zwischen «Combat 18» und dem «Hells Angels MC» ist Patrick de Bruin. Als der deutsche C18-Aktivist Alexander Gorges 2014 unter Verdacht stand, Gelder aus einem Konzert unterschlagen zu haben, wandte er sich hilfesuchend an Patrick de Bruin. Der Niederländer teilte ihm mit, dass er nun «Hells Angels» sei und sich aus der Politik heraus halten müsse, doch er setzte sich aus alter Freundschaft zu Gorges aus B&H-Zeiten im internen C18-Konflikt für Gorges ein. Der leitete die Fürsprache von de Bruin quasi als Vertrauenszertifikat an andere weiter.
Die polnische Divison von C18 scheint es erst seit 2014 zu geben. Zwei führende C18-Mitglieder in Polen, Krzysztof Tomasz Słowiński und Marek Biały waren Gäste auf Michael Heins Hochzeit am 18. Juni 2016. Mit polnischen und russischen Neonazis aus dem B&H-Netzwerk reiste Hein im Oktober 2016 zum Konzert nach Toggenburg in die Schweiz. Die polnischen C18-Kameraden besuchen häufig Konzerte und Festivals in Deutschland, meist ist Hein an ihrer Seite.
Wichtiger Bezugspunkt der Neonazis ist die polnische C18-Band «Legion Twierdzy Wroclaw» (LTW) mit ihrem Sänger Grzegorz Jastrzebski. Die polnische Sektion organisiert die Konzertreihe «Night of Terror» in Polen, an der auch deutsche Bands und Neonazis regelmäßig teilnehmen. Zeitgleich zum «Schild und Schwert»-Festival in Ostritz sollte an Samstag den 21. April 2018 ein Konzert aus der Reihe stattfinden. Das Konzert wurde offiziell abgesagt, allerdings konspirativ weiter geplant. Die polnischen Behörden verhinderten das Konzert und nahmen Krzysztof Tomasz Słowiński und Piotr Gierczak als Organisatoren vorläufig fest.
Das polnische C18, allen voran Marek Bialy ist tief ins sogenannte Rotlichtmilieu eingebunden. In Breslau führt Bialy einen Nachtclub und es ist bekannt, dass er als Zuhälter tätig ist. Biały ist auch der offizielle polnische Distributor von Szene- Kleidungsmarken wie «Thor Steinar» und «Ansgar Aryan». Słowiński ist Bodybuilder, betreibt ein Geschäft für Sporternährung südlich von Breslau und ist Chef des Neonazitreffpunktes «Club 28» in Breslau. Er organisiert seit längerer Zeit Konzerte und ist in Hooliganstrukturen eingebunden.
Die serbische C18-Gruppe des internationalen C18-Netzwerkes tritt als «Blood & Honour Serbia» auf. Von ihrem Anführer Dragan «Bajba» Petrovič ging eine maßgebliche Initiative zur internationalen Reorganisation von C18 Anfang des Jahres 2012 aus. Mit dem «Club 28» hat die serbische Gruppe einen Ort für regelmäßige Konzerte. Petrovič hat offensichtlich einen guten Draht zu Thorsten Heise. Im Januar 2015 besuchte Heise die serbische Divisionsleitung und noch im selben Jahr gab er B&H/C18 Serbia ein Interview. Im November 2017 reiste Heise im Rahmen seiner Auslandskorrespondenten-Stelle der NPD erneut nach Serbien.
In Ungarn existieren parallel zueinander zwei B&H-Strukturen. Die ungarische C18-Division gibt in einem Interview an, sich 2014 von B&H Ungarn verabschiedet zu haben um B&H/C18 zu gründen. Aus internen Nachrichten wird deutlich, dass es zuvor einen heftigen Streit gab. Ein Mitglied soll Geld aus der Kasse geklaut und schlecht über andere NS-Gruppen geredet haben. Am 12. April 2014 wurde im Rahmen eines «Oidoxie» Konzertes von deutschen und skandinavischen Mitgliedern eine neue C18-Struktur autorisiert. Laut Presseberichten, die sich auf Behördenauskünfte berufen, transferierte der deutsche C18-Ableger im Juni 2016 einen Teil seiner Mitgliedsbeiträge ins EU-Ausland. Ein mutmaßliches Führungsmitglied der Gruppe soll in diesem Zusammenhang der ungarischen Division Geld überwiesen haben.
Das ungarische C18 verfügt mit «Indulat» über eine eigene Band. Am Mikrofon steht der international gut vernetzte Sänger „Karoly Zeke“. «Indulat» spielte schon im Dezember 2011 mit der Band «Words of Anger» von Marco Eckert zusammen, im November 2015 trat «Indulat» zusammen mit der polnischen C18-Band LTW bei «B&H/C18 Scandinavia» in Schweden auf, im März 2016 spielte „Indulat“ in Feldkirch (Vorarlberg) ein Konzert bei der C18-Gruppe im österreichischen Vorarlberg. Vor dem Konzert hielten österreichische, ungarische, deutsche und Schweizer C18-Aktivisten eine Schießübung ab. Der ungarische C18-Aktivist János Dohar nahm am 28. Oktober 2017 an einem RechtsRock-Konzert in Themar teil und führte dort mit Robin Schmiemann und Marko Gottschalk ein ausführliches Gespräch. Dohar wohnt seit kurzem in Heidelberg. Eine weitere zentrale Verbindungsperson nach Deutschland und ins internationale Netzwerk ist „Dinter Arthur“.
Weitere Divisionen: «Combat 18» in Italien, Spanien, Griechenland und Südamerika
Eine wichtige Rolle im internationalen Netzwerk nimmt derzeit der Italiener Massimiliano „Ale Pavo“ (Nachname unbekannt) ein. Er ist „Sergeant“ in Italien und baut mit seinem Adjutanten Omar Tonani und seiner Partnerin Flavia Pivetti zahlreiche neue Sektionen auf. „Ale Pavo“ ist international mit allen relevanten «Combat 18»-Mitgliedern vernetzt und äußerst reisefreudig. Am 20. Januar 2017 war er in Dortmund und traf dort C18- Leute wie u.a. Marco Eckert, Lars Bergeest, Michael Hein und Erika Pavano. Am 9. September 2017 reiste er mit drei weiteren Neonazis aus Italien zum «Valhalla calling»-Konzert nach Schweden. Im März 2018 besuchte er die ungarische «Combat 18»-Division im Rahmen eines Konzertes und posierte danach für ein Foto mit einem C18-Mitglied aus Ungarn. Die italienische Struktur ist offensichtlich eng mit Neonazis der «Casa Pound»-Bewegung, mit Rockerstrukturen und den «Veneto Fronte Skinheads» verbunden. Mitglieder von C18 in Italien sind Jonata und Michael Galeati, die im «Black Devils MC» organisert sind, die dem «Hells Angels MC» nahe stehen. Teil dieser Struktur ist auch Alessandro Carapezzi, der in der Vergangenheit Anführer einer kriminellen Vereinigung war, die zahlreiche rechtsmotivierte Angriffe auf Menschen zu verantworten hat. Dafür wurde Carapezzi 2010 zu zwei Jahren Haft verurteilt. Schon 2006 wurde er wegen eines Bombenanschlags in Bologna verhaftet.
Massimiliano „Ale Pavo“ ist auch die hauptsächliche europäische Kontaktperson zu C18 in Kolumbien, die als eine Gang im Umfeld der «Narcos» (Drogenhändler) gilt. Eine C18-Division gibt es ebenso in Chile, deren Mitglieder in sozialen Netzwerken mit zahlreichen Waffen posieren, und in Brasilien, dessen „Sergeant“ Leandro Braun über das Label «Trust No one Records» derzeit einen neuen C18-Musiksampler vermarktet.
Der Brasilianer versorgte auch die griechischen C18-Mitglieder der «Division Hellas» mit entsprechenden Merchandise. Der C18-Ableger in Griechenland entstammt der Neonazigruppe «Anentaxtoi Maiandrioi Ethnikistes» (AME) und ist verantwortlich für mehr als 30 Anschläge. Darunter befinden sich Angriffe auf Menschen und Brandanschläge auf linke Treffpunkte, sowie die Entweihung eines jüdischen Friedhofes und die Zerstörung des Denkmals für Pavlos Fyssas, einem antifaschistischen Rapper, der 2013 von Neonazis ermordet wurde. Den Mitgliedern wird auch der Anschlag am 25. Februar 2018 auf das linke Kulturzentrum Favela in Piräus zugeschrieben, bei dem fünf von sechs Menschen, die sich im Haus aufhielten, teilweise schwer verletzt wurden. Am 6. März 2018 wurden sieben C18-Mitglieder verhaftet, unter ihnen der mutmaßliche Kopf der Gruppe, der Rechtsanwalt ist. Bei den Hausdurchsuchungen wurden Sprengstoff und Waffen gefunden. Die Polizei hat aber wohl nur einen Teil der Gruppe ausgehoben.
Die Festgenommenen von «Combat 18» Hellas befinden sich mit dem Vorwurf der Mitgliedschaft einer kriminellen Vereinigung in Untersuchungshaft. Drei Beschuldigte machten bisher umfassende Aussagen. Von dieser griechischen Division lassen sich wenige Verbindungen außerhalb Griechenlands feststellen. Eine ist der Neonazi Kostas Papadopoulos, der als Kontaktperson des griechischen C18 ins internationale Netzwerk fungiert und in engeren Kontakt zu den serbischen und polnischen Anführern steht. Papadopoulos wurde bislang nicht mit der C18 Hellas-Gruppe und den Anschlägen in Zusammenhang gebracht. Das C18 Hellas zweifellos dem internationalen Organisationsstruktur angehört, zeigt der Drache im Wappen von C18 Hellas – jenes C18-Logo, das Mitgliedern vorbehalten ist und nicht unautorisiert gezeigt werden darf.
Von der spanischen Division von C18 sind nicht viele Aktivitäten bekannt. Ihr „Sergeant“ ist Juan De Dios Osuna Montañez. Er ist in einer Bruderschaft organisiert, die sich «Greasers Cat’s» nennt und auf ihrer Kutte die Doppel-Sigrune am Kragen trägt. Im Juli 2014 lud ein Mitglied der spanischen Division zu einem C18-Netzwerkstreffen nach Zaragoza ein.
«Combat 18» in den USA und in Australien
Die flächenmäßig größte und gleichzeitig personell kleinste Division bildet Australien. Exponierte C18-Person für Australien und Ansprechperson der C18-Gruppe in Melbourne ist Patrick O’Sullivan, der über die Mailadresse combat18east@outlook.com weltweit C18-Aufkleber verschickt. O’Sullivan ist in seiner Region seit den 1990er Jahren ein bekannter und umtriebiger Neonazi. Er war verbandelt mit Mitgliedern des US-amerikanischen KKK und ging 2001 für fast zwei Jahre in Haft, weil er jemanden niedergestochen hatte. In den USA exponieren sich zwei Neonazis als C18-Macher. «Shane Mcassy» aus Ohio verfügt offensichtlich nur über eine geringe Anzahl an Mitstreitern. Seine Ansprechpartner in Europa scheinen vor allem Caroline Godard in Frankreich und Danny Janssen in den Niederlanden zu sein.
Divisionsleiter von «Combat 18» in den USA ist Jon Pressley aus North Carolina. Er rief im Januar 2017 zu direkten Aktionen gegen politische Gegner_innen auf:
„A MESSAGE FROM COMBAT 18
Share this far and wide.
Okay kids, withe the inauguration coming up in a few days, the left has funded and organized leftist trash to march, protest, riot and attempt to cause enough trouble that Obongo can institute, as that fat cunt Rosey O’lardass called for, martial law. They know full well that te right and the „alt-right“ are nothing but hot air and wont get in the stresst to oppose them.
Now more than ever is the time for DIRECT ACTION.
Its not hard for one or two individuals in any area they start marching in to disrupt them.
Heres a hint at how:
NOW GET TO IT.“
Übersetzung: „EINE NACHRICHT VON COMBAT 18, teilt dies weit und breit. Okay Kinder, mit der kommenden Amtseinführung [von Donald Trump- Anm. d. Verf.] in ein paar Tagen, haben Linke den linken Müll bezahlt und mobilisiert, um zu marschieren, protestieren, randalieren und zu versuchen, genug Ärger zu verursachen, damit Obongo [rassistisches Synonym für Obama Anm. d. Verf.] das Kriegsrecht einführt, wie die fette Fotze Rosey O’lardass [beleidigendes Synonym für die Schauspielerin Rosie O’Donnell- Anm. d. Verf.] gefordert hat. Sie wissen ganz genau, dass die Rechte und die „Alt-Right“ nichts als heiße Luft sind und nicht den Stress eingehen, um sich diesen entgegen zu stellen. Jetzt, mehr denn je, ist die Zeit für DIREKTE AKTIONEN. Es ist nicht schwer für ein, zwei Personen sie in allen Gegenden, in denen sie marschieren, zu stoppen. Hier ist ein Hinweis, wie: GEHT ES JETZT AN!“
Einige Monate später mobilisierte Jon Pressley sein Umfeld nach Charlottesville in Virginia zu einem Aufmarsch der „Vereinigten Rechten“. Dort versammelten sich am 12. August 2017 mehrere hundert Neonazis der «Alt-Right»-Bewegung, des «Ku Klux Klan» und Neonazis von B&H/C18. Der 20-jährige Neonazi James Alex Fields Jr. aus Ohio, der zuvor an dem Aufmarsch teilgenommen hatte, raste mit seinem Auto in voller Absicht in eine Gruppe antifaschistischer Gegendemonstrant_innen, verletzte 35 Personen und tötete die 32-jährige Heather Heyer. Er setzte das um, was sich Pressley unter „direkte Aktionen“ vorstellte. Jon Pressley reiste im April 2018 ins sächsische Ostritz zu Thorsten Heises Neonazi-Festival «Schild & Schwert». Den Abend über saß er an einem Tisch mit C18-Mitgliedern aus der Schweiz und Österreich. Sie hatten sich bestimmt viel zu erzählen.
Weiteres Bildmaterial von «Combat 18»-Mitgliedern.
…bis wieder eine rassistische Mordserie auffliegt?
Das hier aufgezeigte Netzwerk aus etwa 20 Ländern und insgesamt weit über 100 Mitgliedern hat sich den bewaffneten Kampf zum Ziel gesetzt. Kontinuität seit Gründung von «Combat 18» stellen die zentralen Personen Thorsten Heise, William Browning und vor allem Marko Gottschalk, bzw. «Oidoxie» dar. Die Nachzeichnung der Restrukturierung zurück zu ihren Wurzeln macht ersichtlich, dass sich viele Mitglieder des heutigen C18-Netzwerks bereits lange kennen und sie auf alte, bestehende Kontakte zurückgreifen. Es ist demnach keine komplett neue Organisierung aus dem Nichts, sondern ein Aufbau des alten «Combat 18»-Netzwerks.
Es agiert heute ein Teil des alten, eigentlich verbotenen B&H-Netzwerks in Deutschland. Das Netzwerk aus dem auch schon der NSU Unterstützung fand und aus dem der NSU hervorging. Viele relevante Fragen bleiben aufgrund der Konspirativität der Struktur und der begrenzten Mittel antifaschistischer Recherchen zu einem internationalen agierenden Terrornetzwerk ungeklärt: Wohin fließt das Geld und wofür wird es genutzt? Was genau plant dieses Netzwerk? Oder welche weitere Taten, abseits der jüngst bekannt gewordenen aus Griechenland, wurden vielleicht schon ausgeführt?
Es lässt sich allerdings festhalten, dass in den vergangen Jahren systematisch C18-Gruppen in anderen Ländern aufgebaut wurden. Mitglieder besorgen sich Waffen, üben schießen, aquirieren Gelder, vermarkten rechte Hetze und Mordaufrufe auf Tonträgern, organisieren Konzerte und halten konspirative Treffen ab. Es liegen offizielle Mitgliedschaften, Beiträge, jahrzehnte lange Freundschaften, strategische Treffen und ein gemeinsames Ziel vor. Das ganze unter Beobachtung und Mitwirken des Verfassungsschutzes. Ob Oktoberfestattentat, NSU, Werhahn-Anschlag, «Blood & Honour» oder «Combat 18» – bei vielen rechtsterroristischen Anschlagserien der deutschen Nachkriegsgeschichte ist der Verfassungsschutz mit seinen V-Leuten nicht weit. Aufgeklärt oder verhindert wurde nichts, finanziert und aufgebaut eine ganze Menge.
Unverständlich wirkt es da, wenn Sondereinsatzkommandos nun dieses rechtsterrroristische Netzwerk auf dem Rückweg ihres Schießtrainings aus dem tschechischen Cheb stellen und die «Combat 18»-Mitglieder wegen unerlaubten Besitzes von Munition zu Geldstrafen verurteilt werden. Und zeitgleich aus dem Bundesjustizministerium zu vernehmen ist, dass die Generalbundesanwaltschaft derzeit keine Ermittlung gegen «Combat 18» als kriminelle oder terroristische Gruppe führt. Nahezu sechs Jahre mittlerweile konnte sich diese rechtsterroristische Struktur ungehindert aufbauen. Mehr als eine PR-Kampagne wird wohl auch in Zukunft von den Behörden nicht zu erwarten sein.
Der vorläufige Ausgang des NSU-Prozesses zeigt einmal mehr, dass Neonazis kaum etwas zu befürchten haben. Ein deutlicheres Signal in die rechtsterroristische Neonaziszene hätte der Senat des Oberlandesgerichts am 11. Juli 2018 in München mit den vergleichsweise milden Urteilen für Wohlleben und Eminger und mit der Urteilsbegründung kaum senden können. Das Festhalten am Narrativ des NSU als Trio ist ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen und kann von der Neonazisszene als Einladung verstanden werden weiterzumachen oder erst recht loszulegen. Beflügelt durch die rassistische Grundstimmung in der Bundesrepublik steht ihnen derzeit erschreckenderweise wenig im Weg.
Diese Recherche basiert auf Zusammenarbeit und Ergebnissen vieler antifaschistischer Recherchegruppen und Einzelpersonen