Am Montag, den 11. Juni 2018, veranstaltete der Kreisverband Landkreis Rostock der «Alternative für Deutschland» (AfD) zum vierten Mal eine Demonstration unter dem Motto „Islamisierung stoppen“ in Rostock. Trotz der Bemühungen, im Vorfeld den Tod der ermordeten Susanna politisch zu instrumentalisieren, stagnierte die Zahl der Teilnehmenden bei 450 Personen. Das Klientel der Demonstration setzte sich wie bereits in den Veranstaltungen zuvor aus einer Vielzahl von rechten bzw. extrem rechten subkulturellen Strömungen und Gruppierungen zusammen.
Wie bei der Montagsdemonstration im Mai beteiligten sich Mitglieder der «Identitären Bewegung MV» (IB) und der «Patrioten Rostock», der lokalen Kameradschaften «Nationalen Sozialisten Rostock» (NSR) sowie Neonazis der Hooligan-Gruppierung «Nordische Wut» (NW) an der Demonstration. Gegenüber den vorherigen Demonstrationen stellte die IB deutlich weniger Ordner und Struktur bereit. Der zuvor für die videografische Inszenierung zuständige Daniel Fiß sowie der Orderchef Daniel Funke fehlten zur Gänze. Innerhalb des Demonstrationszuges waren aber immer wieder Embleme der Gruppierung erkennbar. In der Vergangenheit geriet der AfD-Verband im Nordosten immer wieder wegen seiner Nähe zur IB in die Kritik.
Mit gut einem Dutzend Mitglieder und deren Umfeld war die «Nordische Wut» bei der AfD-Demonstration vertreten. Vereinzelt wurden weitere bei Gegenveranstaltungen gesehen. Die 2016 gegründete Hooligan-Gruppe geriet letztes Jahr in den Fokus der Ermittlungsbehörden unter anderem aufgrund eines Selbstdarstellungsvideos, das in Kooperation mit einer russischen Plattform erstellt wurde. Unter Federführung von Helge Wolfinger beteiligten sich Teile der Gruppe während der letzten AfD-Demonstration an einem versuchten Angriff auf einen Pressevertreter.
Bereits in der Eröffnungsrede wurde die Presse zum Feindbild erklärt, sodass es wenig überraschend während der Demonstration auch immer wieder zu Übergriffen kam. Mehrmals musste die Polizei eingreifen, weil Teilnehmende handgreiflich wurden, einmal sogar einen Stein Richtung Presse warfen. Der Steinwurf wurde seitens der Einsatzkräfte lediglich mit einem Schlag in den Nacken sanktioniert. Die Demonstrationen des Rostocker AfD-Ablegers sind und bleiben Anziehungspunkt und Vernetzungsort für die extreme Rechte aus Kameradschaften und bürgerlicher Rechter. Das bürgerlich erscheinende Klientel der AfD hat weiterhin keinerlei Berührungsängste mit den offen auftretenden militanten Strukturen.
Die nächste Veranstaltung ist für den 5. August 2018 in Warnemünde angekündigt.