Am gestrigen Montag versammelten sich zum fünften Mal in Folge Rechte unter dem Motto «Merkel muss weg» in Hamburg. Nachdem das «Hamburger Bündnis gegen Rechts» ihnen mit einer Anmeldung am Gänsemarkt zuvorgekommen ist, mussten die Rechten diesen Montag zum Bahnhof Dammtor ausweichen. Erstmals ist die Zahl der Teilnehmenden rückläufig, so nahmen etwa 250 Menschen an der rassistischen Kundgebung teil. Auffällig war, dass der Anteil an bekannten Neonazis erneut angestiegen ist. Neben organisierten NPDlern wie Sven Mazurek, Daniel Herbst und dem ehemaligen NPD-Kandidaten Andreas Knüppel, nahm auch der Hamburger Neonazikader Torben Klebe teil.
Klebe ist ehemaliger Landesvorsitzender der NPD in Hamburg, startete seine Karriere in der mittlerweile verbotenen Kameradschaft «Hamburger Sturm» und war Sektionsleiter bei «Blood & Honour», einem militanten Neonazinetzwerk, welches im September 2000 verboten wurde. Die NPD-Truppe ist gut mit den Alt-Hooligans vernetzt, die regelmäßig an der Kundgebung teilnehmen. Die Gruppe um Bernd Schnabel, der bereits in den 80er Jahren in der rechten Schlägergruppe «Savage Army» organisiert war, bewegte sich schon damals im Umfeld von Neonazis wie Thorsten de Vries und dem niedersächsischen Nazikader und ebenfalls Sektionsleiter bei «Blood & Honour» Sacha Bothe. Aus diesen alten Strukturen kommt auch der Teilnehmer Christoph Otto aus Pinneberg. Dieser gehörte von 2001 bis 2003 zur Struktur «Combat 18 Pinneberg», einem militanen Arm des «Blood & Honour» Netzwerkes. Die Gruppe führte rechtsterroristische Anschläge durch und plante weitere. Vier Mitglieder der 30-köpfigen Gruppe wurden im April 2005 verurteilt.
Wichtigste Verbindungsperson zwischen den Versammlungsteilnehmern stellte erneut der Neonazi Thomas „Togger“ Gardlo dar. Er ist in alle Spektren vernetzt und leitet vor Ort maßgeblich die Veranstaltung. Während die alten Kameradschaftsnazis am Montag eher versuchten Pressevertreter einzuschüchtern und sich als „Schutztruppe“ aufzustellen, nutzte die «Identitäre Bewegung» (IB) die Gunst der Stunde, um Flyer zu verteilen, neues Potential zu akquirieren und die Kundgebung mit ihren Sprechchören durch ihr Megafon zu dominieren. Auch diesmal waren die bekannten Parolen der IB zu hören, aber auch weitere bekannte Rufe aus dem neonazistischen Spektrum: „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!“, sowie die Forderung „Abschieben!“. Noch wenige Tage zuvor versicherte der Hamburger Regionalleiter der «Identitären Bewegung» Stefan Lüdtke auf der Facebookseite von Uta Ogilvie: „Als Leiter der IB-Hamburg kann ich ausschließen, daß Personen aus dem Umfeld der Identitären Bewegung mit den Insignien der IB, z.B. dem lambda, bzw. der Lambdafahne vor Ort sind, oder gar geschlossen an der Veranstaltung teilnehmen“.
Entgegen seiner Behauptung versammelten sich am Montag die IBler Jan Krüger, Maik Heidorn, Christoph Steinhaus, sowie Matthias Krüger, der Vater von Jan Krüger, hinter einem Transparent der «Identitären Bewegung». Ebenso anwesend war der IBler Hans Boy Dunker, Mitglied der «Hamburger Burschenschaft Germania» . An seiner Seite einige extrem rechte Burschenschaftler. Wie die vergangenen Montage auch, hielt sich auch dieses Mal der Ex-AfDler Claus Döring im nahen Umfeld der IB-Mitglieder auf.
Erneut unterstützten einige AfDler aus verschieden Bundesländern die Veranstaltung. Miguel Angel Venegas Inarra trat 2015 für die AfD zur Bürgerschaftswahl in Hamburg an. Venegas Inarra ist bereits am 16. Juni 2016 bei einer Veranstaltung der «Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e.V.» (SWG) aufgefallen, als der Geschichtsrevisionist Stefan Scheil einen Vortrag hielt. Neben dem AfDler besuchte damals auch der NPD-Kader Thomas Wulff die Veranstaltung. Mit dabei hatte Wulff das Buch „Wahrheit sagen – Teufel jagen!“ des Holocaustleugners Gerard Menuhin, auf welches sich Ursula Haverbeck bei ihren Holocaustleugnungen hauptsächlich stützt. Neben dem Hamburger AfDler waren ebenfalls wieder Petra Federau aus Schwerin und Daniel Buhl aus Elmshorn in Hamburg anwesend.
Neben Petra Federau hielt am Montag auch der Chef-Redner vom Berliner «Pegida»-Ableger Jürgen „Mario“ Herbst eine Rede, in der er neben der üblichen rassistischen Hetze unter anderem zur Steuerhinterziehung aufrief. Dies sei „die allererste Bürgerpflicht“. Zudem bezeichnete er geflüchtete Menschen als „Invasoren“, um die Steuerhinterziehung zu rechtfertigen: „Stellen wir uns einfach mal vor Kindergärten würden im selben atemberaubendem Tempo wie Asyl Schrägstrich Invasorenheime und Wohnhäuser für Invasoren aus dem Boden schießen“. Der Berliner wurde im Mai 2017 wegen NS-Vergleichen zu einer Geldstrafe verurteilt. Im Livestream von Oliver Flesch kam der wegen „Volksverhetzung“ verurteilte Michael Stürzenberger aus München zu Wort und kommentierte das Geschehen am Hamburger Dammtor.
Die Gewaltbereitschaft der Teilnehmenden wird auch in den sozialen Netzwerken bestätigt. So teilte ein Teilnehmer bereits vor drei Wochen über Twitter mit, dass er mit einer Schreckschusswaffe zu der Veranstaltung kommen werde. In der Facebook Gruppe kommentiert ein Mitglied einen Beitrag von Thomas Gardlo zu Angela Merkel mit den Worten: „Nun knallt sie doch endlich jemand ab Mensch!!!!“.